Hat ihr Handy heute möglicherweise so auffällig oft gepiept, dass Ihre Kollegen sich bereits augenzwinkernd gewundert haben, wer Sie denn bloß so »zutextet«?
Wenn ja, dann Hand aufs Herz:
Gibt es diese Person, die Ihre Augen seit Neuestem geheimnisvoll zum Funkeln bringt, tatsächlich? Oder ist nicht vielleicht doch eher der erste Beziehungsmonat mit Ihrem ganz speziell auf Sie zugeschnittenen »Invisibel Boyfriend oder Girlfriend« angebrochen ...?
Hat man sich dann tatsächlich mit knapp 25 Dollar für den ersten Monat verpflichtet, kommt man in den Genuss einer Chatunterhaltung die 100 Textnachrichten umfasst. Diese wird von realen Menschen und live betrieben. Selbstredend, dass der »selbst gebastelte Freund« sich stets an die von Ihnen zuvor erstellten Fakten hält. Während geflirtet und über das kommende Date gechattet wird - zu dem es jedoch nie kommen wird, dem zufolge auch nicht zum ersten Kuss, einem Kinobesuch, Sex, geschweige denn einer gemeinsame Zukunft - kann man sich stattdessen (mit Mehrkosten verbunden) Blumen ins Büro liefern lassen, die dann offiziell vom neuen Freund stammen. Auch eine hinterlassene Nachricht auf der Voicemail soll drin sein, jedoch - wieso nur das Ganze? Nun, anscheinend sind es einige Menschen so dermaßen leid ständig danach gefragt zu werden, wann denn endlich ein neuer Partner oder eine Partnerin in Sicht ist, dass sie ihren ganz speziellen »Traum-Partner« lieber auf dem Reißbrett kreieren, dessen Textnachrichten dann gerne auch mal einer neugierigen Kollegin, »nervenden« Freundinnen oder Eltern gezeigt werden könn(t)en. Nach Ablauf des ersten Monats wird man dann freundlich gefragt, ob man die Beziehung tatsächlich beenden und das Herz von XY brechen möchte.
Was für eine charmante Frage, ob man die
nächsten 25 Dollar ausgeben möchte ...
Ohne besagte Plattform in irgendeiner Weise bewerten zu wollen. Die Grundantriebsfeder, wieso der ein oder andere sich dort anmelden mag, hat möglicherweise (auch) viel mit den Eitelkeiten der heutigen Zeit zu tun - dem Hunger nach Aufmerksamkeit, während man gleichzeitig im »Scheinwerferlicht des Like Buttons« langsam aber stetig vereinsamt.
Was für ein Aufwand denke ich, die Schauspielerin, hätte ich in meinen Single Phasen einen Fake Freund erfinden müssen oder gar wollen - nur um der Öffentlichkeit oder dem sozialen Umfeld gerecht zu werden?
Nicht nur einen, sondern den »richtigen Partner« zu finden ist ja bei Weitem nicht einfach! Tatsächlich ist es ein riesiger Glücksgriff, wenn es wirklich dazu kommt, dass beide einander »erkennen« und dann auch noch zulassen. Das weiß wohl jeder, der sich womöglich schon mal mehr und mal weniger an einer Beziehung »abgearbeitet« hat. Erschwert wird dieser Umstand natürlich auch durch den stetig wachsenden Leistungsdruck unserer Zeit. Bei einem straffen Terminkalender mag es schwieriger sein sich aufzuraffen, um dem passenden Gegenstück auch tatsächlich begegnen zu können. Egal ob nun zufällig oder geplant
Aber meine Zeit damit zu verbringen, dass ich jemanden nur für die Anderen kreiere?
Andererseits könnte man sich solch einen Dienst in puncto »Kriegsführung« tatsächlich noch ganz anders zu eigen machen. Spontan fällt mir da die ein oder andere Variante ein, die früher unter Stillschweigen nur von der besten Freundin übernommen werden konnte. Anrufe oder Textnachrichten zu später Stunde zu versenden, um den aktuellen Freund der Freundin (auf deren Bitte hin) ein wenig eifersüchtig zu machen ... ;-)
Uuups! Da hat der weltbeste Mann gleich gestutzt:
Er: "Was? Wer macht denn so was?"
Ich (errötet): "Frauen ... mit Anfang zwanzig und aufwärts ... möglicherweise?"
"Er" schüttelt verständnislos den Kopf.
Diese wurde hinsichtlich des ganzen Selfie-Wahnsinns von zwei Künstlern designed. Mittels besagter Hand, an deren abgesäbeltem Armende das Smartphone einzuhängen ist, kann man Selfies schießen die so aussehen, als hätte man das Foto geschossen, während man die Hand (s)eines Freundes hält.
Die englische Überschrift lautete: Damit es so aussieht, als hättest du Freunde!
Puuuhhh ... das macht ja Hoffnung!
Die deutsche Überschrift, in einem anderen Artikel zu besagtem Foto-Arm, lautete: Dieses Gadget lässt Selfies weniger traurig aussehen.
Hhhhhhmmmm ... nicht wirklich besser, oder?
Laut Beschreibung soll die »Haut«-Farbe des Foto-Arms (mit einem schwarzen Ärmel bekleidet) jedoch so bleich wie eine Leichenhand wirken, was die vorangegangene Überschrift dann irgendwie wieder aushebelt, finden Sie nicht? Außerdem - die Arbeit der Künstler in allen Ehren - aber für über 6.000 Dollar, diese muss man für das Meisterstück in einer limitierten Spezial-Auflage nämlich hinblättern ... da könnte man sich im wahren Leben eine ziemlich gute Zeit machen und zum Beispiel einfach mal wieder vor die Tür gehen, um möglicherweise »richtige Freunde« kennenzulernen?
Man kann es aber auch wie dieser junger Blogger aus Japan machen, der irgendwann angefangen hatte einen Blog darüber zu schreiben, dass er gerne eine Frau kennenlernen würde bzw. wie schwer das sei. Zuvor hatte er in den sozialen Netzwerken damit Bekanntheit erlangt, dass er die Finger seiner rechten Hand mit Nagellack versehen und innerhalb seiner Selfies dann so geschickt drapiert hatte, dass es tatsächlich so aussah, als würde die Hand seiner Freundin ihm gerade die Wange streicheln, ihn füttern etc. Auch er hatte keine Lust alleine zu sein, im Leben wie auf den Fotos. Trotz des Internet Hypes jedoch, scheint er (meiner Erkenntnis zufolge) noch immer allein zu sein. Vielleicht »wärmt« aber nach wie vor jedes einzelne »Like« sein Herz ...?
Apropos Likes. Hinsichtlich der kritischen Kommentare, weshalb Cindy Crawford ihre fünfzehnjährige Tochter bereits modeln lässt, antwortete diese sinngemäß:
»Heutzutage ist doch jeder ein Model, auf Instagram, Facebook. Jeder Teenager postet Fotos von sich!«
Das stimmt.
Und mit was oder wie man heutzutage Bekanntheit erlangen kann, ist ab und an tatsächlich verrückt - in einigen Fällen fragwürdig.
Und manchmal endet der Wunsch nach dem spektakulärsten Selfie aller Zeiten sogar tödlich.
Oftmals ist es aber auch mit »harter Arbeit« verbunden, wie man vor einiger Zeit am Beispiel der jungen australischen Netzberühmtheit Essen O’Neill sehen konnte.
Nachdem sie per Video einen tränenreichen Abschied von Instagram vollzogen hatte, gab sie ihren Mitmenschen unter anderem noch eine Erkenntnis mit auf den Weg:
Instagram und soziale Netzwerke sind nicht das wahre Leben.
Da war ich tatsächlich aber so was von baff!
Echt jetzt?
Schlafen Sie gut!;-)
Ihre
Jana Hora-Goosmann
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