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Freitag, 22. April 2016

Nr.72 " Von ... DER SHERIFF IST ... bis ... BACK IN TOWN! "



Wenn Sie diese Zeilen lesen, dann haben sich die Katastrophen der Welt in der letzten Woche nicht (auch noch) verdoppelt und verdreifacht. Es hat sich keiner erneut - offiziell- beleidigt gefühlt. Es hat sich keiner - zumindest nicht in Deutschland - in die Luft gesprengt. Die Erde hat nicht erneut gebebt, und es sind nicht noch mehr Flüchtlinge im Meer ertrunken.

Die Nation ist für eine kurze Verschnaufpause nicht (noch)fassungsloser über Schicksale, politische Entscheidungen oder die politischen Entwicklungen an sich, als sonst auch.

Der »ganz normale« Wahnsinn eben. 

Oder eben genau das ist passiert, und womöglich noch viel schlimmer.  
Möglicherweise lesen Sie diese Zeilen dann erst recht. 

Sehen sie es als eine Bloggersche-Übersprungshandlung, dass ich mich - wenn das Ohnmachtsgefühl zu groß wird - dann erst recht um den Scheiß direkt vor meiner eigenen Haustür kümmere. 

Wie auch immer, eigentlich schreiben wir erst den 16. April 2016, Samstag vor einer Woche also. Nur einen Tag nach meinem letzten Posting. 

Ein starkes Stück, müssen sie wissen. Für mich, mit meiner immer mal mehr, mal weniger prokrastinierenden Persönlichkeit. Diese macht sich einen Tag nach dem Hochladen eines Trötgedankens gerne über alles mögliche Gedanken, nur nicht über das Thema der nächsten Woche. 

Aber es kam, wie es kommen sollte, und bereits der Start in den Tag war anders als gewohnt gewesen. Ich war an diesem Samstagmorgen quasi in meine Laufschuhe gesprungen, und war losgejogged. Ein Umstand, den ich normalerweise tunlichst vermeide, denn a. habe ich mein »Programm« meist unter der Woche erledigt und b. ist mir der Park zum Laufen am Wochenende schlichtweg zu voll. Um welchen Park es sich handelt? Volkspark Friedrichshain in Berlin.

I LOVE IT!

Klein aber fein. Nicht zu vergleichen mit dem Berliner Tiergarten natürlich, aber das wäre ja auch so wie Äpfel mit Birnen vergleichen zu wollen. 

Für den Fall, dass sie den Park nicht kennen, dann werfen sie doch mal kurz einen Blick auf nachfolgenden link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Volkspark_Friedrichshain


oder

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/stadtgruen/gruenanlagen/de/gruenanlagen_plaetze/kreuzberg/volkspark_friedrichshain/index.shtml 

Wenn Sie mein Posting »Von Holunderbaum ... bis ... zum Rest der Welt« gelesen haben sollten, 


http://troetgedanken.blogspot.de/2016/02/nr64-von-holunderbaum-bis-zum-rest-der.html

dann haben Sie ja bereits eine Ahnung davon bekommen, dass ich von Zeit zu Zeit zu einer Art »Sheriff« mutiere. In solchen Momenten gehe ich mir tatsächlich selbst auf die Nerven, aber ich kann einfach nicht anders. 

Irgendwann kriege ich im Zuge solch einer Aktion vielleicht auch mal eins auf die Nase.

Aber ganz ehrlich, wie dreist ist das denn ... den Park mit einer kleinen Säge zu betreten um ganz bewusst einen Ast von einem Holunderbaum abzusäbeln ...!

Ich könnte mich schon wieder aufregen, und da sind wir auch wieder beim Thema, dem Samstagmorgen vor einer Woche. 

Fröhlich vor mich hintrabend, glaubte ich aus einiger Entfernung plötzlich, meinen Augen nicht trauen zu können. 
 

Als kleines Kind war ich ein Fan der Zeichentrickserie »Die Feuersteins« gewesen. Erinnern sie sich noch an den riesigen Haufen weißen »Schaumzeugs«, mit dem Wilma, die Frau von Fred Feuerstein, die Tochter immer gefüttert hatte? 

Bei jedem Schritt, den ich nun lief, hüpfte gefühlt nun genau solch ein Schaumberg vor meinen Augen auf und ab, bis ich in Höhe des »Bachlauf Themengartens« schließlich diesen Mann mit nacktem Oberkörper sah, der sich seelenruhig am vor sich hinplätscherndem Wasser den Kopf wusch. Ich drosselte das Tempo und starrte ungläubig zu dem Bauarbeiter-Dekolleté über einer gepflegten Camouflage Hose, sah die auf einem Stein drapierte Shampooflasche, wunderte mich noch immer über diese riesige Schaumkrone - die weder der weltbeste Mann noch ich beim Haarewaschen jemals so hinbekommen haben, geschweige denn wollen würden - und dann, sah ich den Schaum. 

Dieser hatte sich mittlerweile in gewaltigen Mengen den Bachlauf hinunter auf den Weg gemacht, um schließlich in einem großzügig angelegten Teich zu enden, in dem sich zuhauf Fische, Enten und Vögel tummeln. 

Da hatte ich meinerseits beinahe Schaum vor dem Mund. Aber noch kämpfte ich mit mir, und bemerkte erst jetzt, die verstreut um den »Freiluftwäscher« herum stehenden Menschen. Diese sahen ungläubig-fasziniert dabei zu, wie er den Schaumberg seelenruhig weiterhin im kleinen Bachlauf loswurde. Mein Blick überflog die zwei Tüten auf der Bank neben ihm, ich dachte an die kreativen Behausungen im Laufe diverser Sommermonate, die sich einige Menschen in diesem Park als eine Art »Sommerdomizil« zu bauen pflegen. 

Ich kannte den Mann am Wasser, sein Schicksal und seine Gründe nicht, wieso er öffentlich das Wasser des Bachlaufs versaute.

Er hätte sowohl ein Obdachloser als auch ein »hipper« Mitte / Prenzlauer Berg Typ sein können, der sich als eine Art Überlebenstraining zwei Nächte unter Bäumen verordnet hatte. Heutzutage kann man im Osten der Stadt einen stylishen Bart kaum noch von einem »ungewollten« Bartwuchs unterscheiden. Wie auch immer, lächelte dieser seelenruhig vor sich hin, und ich musste an die kleinen Kinder denken, die im Sommer zuhauf fröhlich jauchzend ihre Füße ins Wasser tauchten, an die Fische und Enten im Teich nebenan ... und dann fiel mir wieder dieser seltsame Schaum ein, der mir bereits vor ein paar Wochen aufgefallen war. Als ich, wie so oft, ein paar Fotos im Park geschossen hatte, und den ich als eine Art »ungewöhnliche Gischt« abgetan hatte.


Und da machte ich auf dem Absatz kehrt ... und rief, schon aus einiger Entfernung - höflich - »Entschuldigung!«

Keinerlei Reaktion.

»Entschuldigung«, war ich mittlerweile noch um einiges näher gekommen, und konnte nun genau sehen, dass ich sehr wohl wahrgenommen worden war.

»Ich weiß nicht, ob es Sie interessiert, aber dieser Bach mündet in den Teich da hinten, wo viele Tiere leben.«

Da schenkte der Mann mir einen frechen Blick aus stechend blauen Augen, musterte mich wortlos.
 

»Interessiert Sie also nicht ...«, sagte ich daraufhin knapp, und bekam als Antwort erneut besagtes Dekolleté zu sehen. Ich holte kurz Luft, entschied dann aber spontan, mich wieder trabend auf den Weg zu machen. Eine Spur schneller als zuvor, die Laune kurzfristig dahin. 









Auch im Winter existiert hier "verstecktes" Leben ...



Und Tiere, die nur auf diesen einen Augenblick des "Luft holens" warten ...


  
Nachdem der Schnee wieder geschmolzen war, hatte das Darwin'sche Gesetz wieder voll zugeschlagen ...


Und als Fischreiher "traf man sich nun"  
am See nebenan.

Manchmal trifft man im Park auch auf Kreaturen ganz besonderer Art ...



Ob das in Wahrheit ein getarnter Osterhase war?


Diese Frage hat sich die Biene, nur Wochen später, bestimmt nicht gestellt ...



Mir kam wieder der Satz des »Holunderbaum-Ast-Diebes« in den Sinn: »Ich brauche den ...«, und seine flapsige Antwort auf meinen Einwand hin, »Dann nehmen Sie sich!« 

Daraufhin rannte ich sogar noch eine Spur schneller. Verstehen sie mich nicht falsch, natürlich hat ein nicht unerheblicher Teil in mir auch an das Schicksal, das möglicherweise hinter dieser Wasch-Aktion stand, gedacht. 

Denn im Gegensatz zum »Holunderbaum-Ast-Dieb«, war die »Wasch-Aktion« nicht auf allen Ebenen eindeutig gewesen. Bei mir springt gerne auch mein »Helfersyndrom« an. Es war zwar nicht kalt, aber ich persönlich hätte keine Lust gehabt, mir draußen die Haare zu waschen.
Es gibt in Berlin sehr wohl aber auch andere Möglichkeiten, sich zu waschen ...

Und vielleicht war es »doch nur« eine »Hardcore-Überlebens-Drillinspector-Aktion«.

In einem Park, wo man zig Sportflächen und Freizeit Möglichkeiten hat - man weiß es manchmal nicht. Berlin eben.

Ich weiß es nicht. Also frage ich mich mal wieder, ob ich zu kleinlich bin?

Der Blick in den Augen des Menschen jedoch hat mir gezeigt, dass er sehr wohl wusste, was er da tat. Und ich war und blieb »pissed«. Da half auch nicht die Friedensglocke, an der ich zuvor vorbeigelaufen war ...



http://www.berlin-friedensglocke.de/friedensglockengesellschaft-berlin-ev/die-friedensglocke/index.html

Später am Tag fragte ich den weltbesten Mann, was ich denn sonst (noch) hätte tun können. Er antwortete, dass ich meine Beobachtungen zum Beispiel dem Grünflächenamt mitteilen könnte - oder dass ich den Typen auch einfach hätte erschießen können. 


Haha.

Der weltbeste Mann ist eben nie um eine ungewöhnliche Antwort verlegen ;-).

Aber das mit dem Grünflächenamt, das werde ich hiermit tun. Dem Schaum im Bachlauf von vor ein paar Wochen nach zu urteilen, scheint solch eine Aktion ja wohl des Öfteren stattzufinden. 

Einmal Sheriff immer Sheriff ;-).
 

Ein paar Stunden später, erinnerte ich mich erneut an den Tenor meines »Holunderbaum-Postings«.

Und ich bin nach wie vor der Meinung:


Im Kleinen fängt es an!

Und noch immer, habe ich vieles einfach satt ...




Egal wo Sie wohnen ... statten Sie dem Park in Ihrer Nähe doch mal wieder einen Besuch ab! :-)

Nachtrag: Soeben, ein paar Tage später, war ich wieder im Park joggen. Als ich meine Runden schon beinahe beendet hatte, da kam mir ein "auffälliger Bart mit Kapuze" entgegen, ebenfalls joggend, den stechenden Blick in die Ferne geheftet. Ich hätte schwören können ... das war ...! Aber man weiß es nicht. Ich weiß es nicht.





Wie immer, sind die Fotos auf dieser Seite urheberrechtlich geschützt. Ich würde mich aber freuen, wenn Sie mich mal auf meiner neuen Foto Seite besuchen:

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Aber vor allem ... schlafen Sie gut!

Ihre

Jana Hora-Goosmann




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