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Freitag, 29. September 2017

Nr. 114 Von " Die Hoffnung stirbt ... bis ... jetzt erst recht ... zuletzt! "



Im Zuge der letzten Bundestagswahl las ich im Netz folgenden Kommentar:

»Auch wenn man es schon geahnt hat, es ist trotzdem schockierend.«

Tja ... man kennt das ja aus unzähligen Alltagssituationen, die so gar nichts mit einem Wahlergebnis zu tun haben. Solange man die Absage, die Trennung, die schlechte Nachricht per se nicht wirklich gehört oder gelesen hat, selbst wenn man es bereits ahnte oder gar befürchtete – stirbt die Hoffnung bekanntlich ja zuletzt.

In der Tat, die nostalgische Sehnsucht nach den »good old times«, hat nach den Ergebnissen der letzten Bundestagswahl an zweifelhafter Doppeldeutigkeit gewonnen. Bitterer Beigeschmack inklusive.

Wäre ich als Teenager einem Zeitreisenden aus der Zukunft begegnet, der mir »brühwarm« von aktuell auf der Welt vorherrschenden rechtsextremistischen Ausschreitungen berichtet hätte - inklusive dem Wahlergebnis unserer letzten Bundestagswahl – ich hätte es nicht glauben können. Und schon gar nicht wollen. 



Ich hätte einfach nicht glauben wollen, dass es tatsächlich wieder Menschen gibt, die den Holocaust leugnen oder zumindest unbedingt vergessen möchten. Ich hätte es nicht glauben können, dass es heutzutage (wieder) Menschen gibt, die sich selbst so machtlos und leer fühlen (müssen), dass sie lieber (wieder) Parolen mitgrölen. Den Frust und die Ohnmacht dahinter, die hätte ich sehr wohl begriffen – nicht aber einen daraus resultierenden rechtsextremistischen Weg. Als Teenager habe ich mich unfassbar oft gefragt, wie es zu all dem bloß hatte kommen können.
 

Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass ich mich, etliche Jahre später, TATSÄCHLICH erneut mit Fragen zu eben diesem Gedankengut beschäftigen muss.


In den letzten Tagen kam mir oft eine kurze Meldung in den Sinn, die ich hinsichtlich der amerikanischen Präsidentschaftswahl im letzten Jahr mal gelesen hatte. Es ging um eine Frau, die, nachdem Donald Trump zum Präsidenten gewählt worden war, in der Einfahrt ihres Hauses angeblich wutentbrannt in den Wagen stieg und ihren Mann überfuhr. Zuvor hatte der werte Gatte ihr wohl offenbart, Trump gewählt zu haben.


©jhg

In den heutigen Zeiten scheinen die Emotionen in puncto Politik gerade vielerorts hochzukochen. Der amerikanische Präsident, der es rund um die Ausschreitungen in Charlottesville nicht über die Lippen gebracht hatte, eindeutig Position gegen Rechts zu beziehen, wird sich langfristig möglicherweise doch ein wenig anfangen zu wundern. Denn die Geister, die er unter anderem in Form von Steve Bannon und dessen Gesinnung rief, scheinen ihn nicht nur einzuholen, sondern aktuell gar zu überholen. Dies war kürzlich abzulesen an einer wichtigen Republikaner-Vorwahl in Alabama, wo Trumps eher moderat-konservativer Favorit tatsächlich haushoch gegen einen Zögling seines Ex-Beraters Bannon verloren hatte. 


Aber zurück zu uns und vor unsere eigene Haustür, wo die Gemüter sich nach wie vor ebenfalls erhitzen - und in Berlin bereits vor der Wahl das ein oder andere Statement auf der Straße zu lesen war...
 

Und nun, nach der Wahl, was bekanntlich ja vor der Wahl ist, ergötzen sich offensichtliche AfD-Wähler in den sozialen Netzwerken noch »befreiter« an hämischen Kommentaren, während verzweifelt-entsetzte Facebook-User sich schon seit Längerem nicht mehr anders zu helfen wissen, als diese mit einem Klick zu entfreunden oder aber besagte AFD-Wähler in ihrer Freundesliste gar aufzufordern, sich doch bitte gleich selbstständig zu entfreunden.

Gleichzeitig laufen in den sozialen Netzwerken die Diskussionen darüber heiß, ob solch eine Entscheidung tatsächlich intelligent, pädagogisch wertvoll oder was auch immer sei, da das Wichtigste doch der Dialog sei, so könne und sollte man sich in einer gelebten Demokratie doch am besten austauschen, möglicherweise auf diesem Wege ja (doch) etwas bewirken. Und als wäre das alles nicht schon anstrengend genug, mischen sich nun Trump Befürworter ebenfalls ein. War man uns Deutschen in Diskussionen denn nicht oft genug über den Mund gefahren, dass die Wahlen in Deutschland ja noch bevorstünden – und dann würden wir schon sehen!?

Puuuuh.

Die Beschreibung von einem »gärigen Haufen«, der manchmal wohl auch ein wenig »obergärig« werde, wie Herr Gauland so vermeintlich »pfiffig« argumentierte, scheint sinnbildlich wohl zukunftsweisend zu sein. In mir jedoch weckt solch ein Begriff tatsächlich nur den Gedanken an ein kühles Bier oder an einen vor sich hin gärenden Federweißer, der bald ja übrigens wieder zu haben ist ...

Inhalte, darüber sollte es also ab jetzt umso mehr gehen. Denn tatsächlich geht es nun um die Wurst. Auch ich habe nach der letzten Wahl die ganze Klaviatur der Gefühle durchlaufen. Übrig geblieben ist eine frühe Erkenntnis aus meiner Schulzeit, nämlich, dass man hetzerischen Blendern am besten damit begegnet, dass man sich ERST RECHT und umso mehr (wieder) auf die eigenen Werte besinnt. Man sollte sich zwingen auf einer Ebene zu kommunizieren, die bestenfalls nichts als Fakten fordert.

Dann nämlich, fängt das Bröckeln der nach außen zur Schau getragenen »löcherigen Substanz« meist an ...

Dass sich aktuell mit Frauke Petrys fast nahtloser Abspaltung vom »gärigen Haufen«(mal wieder) die Spreu vom Weizen trennt, gibt mir doch tatsächlich einen winzig kleinen Funken Hoffnung. Mitnichten wegen Frauke Petry oder gar ihrem Angetrauten. Ein Team jedoch, ist tatsächlich nur als TEAM und Einheit stark. Je mehr Eitelkeiten und Nerven blank liegen, desto größer ist die offensichtliche Demaskierung einer Partei, die zersetzt ist von rechtem Gedankengut.




Und auch weiterhin gebe ich die Hoffnung nicht auf ... dass sich nach dem Ausgang der letzten Wahl möglicherweise doch noch neue Chancen und Gespräche auftun. Im Sinne der Wählerinnen und Wähler - im Sinne demokratisch-ethischer Werte.


Wie schon gesagt, die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

Schlafen Sie gut ... 


Ihre Jana Hora-Goosmann
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