Letztens mal wieder, in der
Schlange vor einer Supermarktkasse, musste ich unweigerlich dem Gespräch eines
jungen Pärchens - vielleicht gerade mal Anfang zwanzig - lauschen:
Junge Frau: „Und, hast du denn
schon die neue Freundin von ihm kennengelernt?“
Junger Mann: „Nee, soll aber
nett sein.“
Junge Frau: „Die soll aber auch
schon ziemlich alt sein, oder?“
Junger Mann: „Ja, bestimmt
schon so dreißig ...“
Junge Frau: „Boah ...!“
Ganz ehrlich, mir ist fast das
Portemonnaie aus der Hand gefallen, während sich gleichzeitig ein
schockgefrostetes Grinsen über mein Gesicht legte. Nein, kein Botox - noch
immer nicht ...!
Unweigerlich musste ich an
meinen nahenden Geburtstag denken, und daran, dass ich dann sogar bereits schon
17 Jahre über dem "Boah!" liegen würde - ein sogenanntes "Mega-Boah-Plus"
also!
Oder einfach nur "Aua"
... wie man es eben sehen und nehmen mag.
Aber da die Alternative zum
numerischen Älterwerden bekanntlich ja nur der Tod ist ... was soll man also
machen! Es nutzt ja nichts.
Natürlich kann man es auch so
halten, wie die "unwiderstehlichen Frauen" aus einem Zitat von Coco
Chanel:
"Eine Frau kann mit
neunzehn entzückend sein, mit neunundzwanzig hinreißend. Aber erst mit
neununddreißig ist sie absolut unwiderstehlich. Und älter als neununddreißig
wird keine Frau, die einmal unwiderstehlich war."
Oder man verabschiedet sich ab
einem bestimmten Alter ganz aus dem öffentlichen Leben, so wie Marlene
Dietrich, die sich "weder faltig noch repariert" der Öffentlichkeit
aussetzen wollte.
Wie schon in "Von Musikkassetten bis Gesichtspflaster" (Tröt-Archiv: 20.06.2014 / Nr.4) beschrieben, mache natürlich auch ich mir,
hinsichtlich des Älterwerdens in meinem Beruf, den ein oder anderen Gedanken.
Befeuert wird dieser Umstand
des Öfteren dann auch noch von - durchaus produktiv überspitzten - Sätzen, wie
dem, den ich erst letztens gehört habe:
"In Deutschland werden die
Hauptrollen (Frauen) bis 30 Jahre besetzt, danach wird es schwierig bzw. dann
kommt gleich die Oma!"
Ich verschone Sie jetzt mit abendfüllenden
Themen zu Problemen der Film und Fernsehlandschaft, der Programmgestaltung oder
traurigen Fakten zu drastisch zurückgegangenen, fiktionalen Eigenproduktionen
der Sender, und, und, und ...!
Denn die "Fallstricke"
des Älterwerdens sind ja auf alle Bereiche des (Berufs)- Lebens anwendbar.
Und irgendwie lässt uns das
alle, ob wir nun wollen oder nicht, zu Komplizen werden.
Wenn Sie Glück haben, dann
haben Sie (zumindest) zu Hause einen Partner, der ihren "Marktwert"
mit einem Produkt im Supermarktregal vergleicht (die teuren Markenprodukte sind
in Supermarktregalen immer oben einsortiert):
Er: „Du bist immer noch in
Augenhöhe, Schatz, absolute Augenhöhe!“
Ich: „Du bist süß, deine oder
meine Augenhöhe ...?“
Ich weiß nicht, wie oft ich mit
dem weltbesten Mann schon Gespräche geführt habe, in denen ich laut darüber
nachgedacht habe, dass man gerade als Schauspielerin / Schauspieler doch
eigentlich nur davon profitieren kann, etwas durchlebt zu haben,
Lebenserfahrung gesammelt zu haben, Wissen angeeignet und eine vielfältige(re)
Sicht auf die Dinge bekommen zu haben.
Denn natürlich kann man sich
als Schauspielerin tausend Techniken aneignen, und den grandiosesten Regisseur
haben, der einem bestenfalls den Mut und Zugang zu neuen "Spiel-Tönen"
ermöglicht - oder auch abverlangt - letztendlich aber, füllt man die Rolle
immer (nur) mit sich selbst.
Und all das entwickelt man in
jedem Lebensalter immer wieder aufs Neue und anders. Und das macht Spaß.
Aber eigentlich wollte ich ja
nicht (wirklich) über die Fernseh-Landschaft schreiben oder zum Beispiel über
eine wie auch immer geartete Zielgruppe. Es sei denn ...
Bascha Mika, Chefredakteurin
von der Frankfurter Allgemeinen, hat mal in einem Interview gesagt: "Frauen
werden alt gemacht, Männer dürfen altern."
Außerdem merkte sie noch an, dass
Fernsehmoderatorinnen ab 50 meist vom Bildschirm verschwinden würden. Männer
jedoch könnten noch bis ins hohe Alter moderieren.
Ja, da ist Druck, tatsächlich.
Und gleichzeitig eine Frechheit.
Ist eine über fünfzig Jahre
alte Nachrichtensprecherin in ihrer Arbeit also weniger kompetent oder
glaubwürdig, nur aufgrund ihres Alters? Gleichzeitig scheint das Alter beim
männlichen Kollegen keine Rolle zu spielen.
Auch ich habe schon die ein
oder andere Vita von Schauspielkolleginnen gesehen, deren Geburtsdatum sich ab
einem bestimmten Zeitpunkt plötzlich drastisch verjüngt hat.
Wenn man das gezielt am Anfang
seiner Karriere macht, okay!
Ansonsten kann es nämlich passieren, dass zu besagter Person im Netz plötzlich zwei
verschiedene Geburtsdaten kursieren ... Autsch! Warum lassen wir uns denn nur
auf unser "Numerisches-Alter" reduzieren?
Aber das und noch vieles mehr,
wie zum Beispiel chirurgische Eingriffe, muss, und darf natürlich jeder für
sich selbst entscheiden!
Und den Sog, der dazu führenden
Gedankenspirale, kann ich tatsächlich - auch wenn ich persönlich es anders
handhabe - nur allzu gut nachvollziehen!
Zum Thema gut gemachte
chirurgische Eingriffe gibt es ja durchaus auch recht positive Beispiele.
Problematisch wird es nur, wenn
die eingeschränkte Mimik zu einem einzigen, bemüht-glatten Brei wird: Sieht das
dann tatsächlich besser aus, als zu seinem Alter zu stehen? Und will man als
Fernsehzuschauer tatsächlich, gerade in emotional herausfordernden Momenten,
lieber entgleisenden (glatten) Gesichtszügen zuschauen, als einer normalen
Mimik?
Und in den meisten Fällen sieht
man ja (noch nicht mal) wirklich jünger aus, sondern einfach nur verändert. Und
irgendwann ... dann auch "wie alle anderen".
Sieht man für sein Alter
übrigens (noch) zu gut aus, dann kann es einem als Schauspielerin wiederum sogar
passieren, dass man rollentechnisch (schon wieder) durchs Raster fällt.
Denn das Alter, für das man
dann noch relativ problemlos durchgehen könnte, spielt dann vielleicht (wieder)
eine 10 Jahre jüngere. Oder wie auch immer, Sie verstehen, was ich meine?
Aber eigentlich wollte ich ja
nicht über die Fernseh- oder Medien Landschaft schreiben ... oder über Reality-
und Spiel- Shows, deren Sendezeit früher mal mit Projekten für Schauspieler
gefüllt war, weshalb jetzt ein Riesenpulk an Künstlern, in Größe eines
Kamelhöckers, darum kämpft, auf einer vielleicht stecknadelgroßen Film- und
Serienlandschaft, eine Rolle zu ergattern. Puuuuhhhh! Es sei denn ...
Das Model Franziska Knuppe, ist
übrigens mal ein positives Beispiel dafür, dass man mit bald vierzig Jahren
(nächste Woche) sogar als Model - wie sie erst vor ein paar Tagen in einer
Talkshow erwähnte - stetig mehr Aufträge erhalten kann.
Da sage ich nur zu gerne: Herzlichen
Glückwunsch!
Ganz entgegen Franziska Knuppes
Meinung nämlich, die sagt, dass Frauen sie nun bestimmt dafür hassen würden,
wenn sie gleich kundtäte: "Ich habe gute Gene abbekommen!"
Wenn dem doch aber wirklich so
sein sollte, super, sag ich da nur!
Und ebenfalls entgegen der
Meinung von der anfänglich erwähnten Bascha Mika, die sagt: "Frauen würden
sich gerne in Abwertung anderer Frauen über diese erheben wollen" ... oder
so ähnlich.
Übrigens noch so etwas, was ich
nicht verstehe ... man muss doch auch gönnen können! Von mir gibt es übrigens
immer gerne ein Kompliment. Egal ob nun weiblich oder männlich.
Bin ich jetzt irgendwie
seltsam????
Gott sei Dank gibt es aber auch
in unserer Fernsehlandschaft sehr wohl ältere Schauspielerinnen, die grandios
in ihrer Ausstrahlung und ihrem Können sind, und ohne viel Aufhebens, und (wohl
auch) ohne Generalüberholungen, zu ihrem Alter stehen: Hannelore Hoger,
Christiane Hörbiger, Hannelore Elsner, Ulrike Kriener, Eva Mattes, und auch die wunderbare Senta Berger, die laut diverser Interviews wohl auch ab und an mit
dem Alter zu hadern scheint, dabei aber so herrlich authentisch ist, dass man
sie dafür einfach nur herzen möchte! :-)
Mit den Rollenwünschen, da
halte ich es übrigens wie Rudi Carrell. Dieser hatte in einem Interview mal auf
die Frage hin, was denn der Motor seiner Karriere sei, geantwortet: „Wenn ich
jemanden sehe, der etwas Interessantes macht, dann denke ich nicht "Das
gönne ich dem nicht", sondern "Toll! Das will ich auch machen! "
Mit zunehmendem "Boah-Alter",
möchte ich dem noch einen Satz hinzufügen, der mich schon seit frühester Jugend
begleitet:
"(Ja, aber ...) Nicht um
jeden Preis!"
Während ich den letzten Absatz
geschrieben habe, hat mir der weltbeste Mann, im Bett neben mir, schläfrig über
die Schulter gespinkst.
Er: „Und da ist sie wieder,
meine JA-ABER-FRAU!“
Ich:“ Ja ... aber ... das ist
so, wie als würde man sich für den Freund und dessen Vorlieben partout
verändern wollen ... und kaum hat man es gemacht, verlässt er einen!
Schönheit ist doch nicht nur
eine faltenfreie Haut! Das sind doch auch zum Beispiel ... blitzende Augen,
Ausstrahlung, Esprit, Intelligenz, Humor, Charme, dass man sich mehr oder
weniger wohl fühlt, in der eigenen Haut, und ja, auch mit ein paar Falten!
Ganz ehrlich, ich kann es nicht
mehr hören, dass Frauen ab einem bestimmten Alter angeblich unsichtbar sein
sollen oder sogar irgendwie sein sollten! Und dass man einfach nicht mehr
anziehend oder attraktiv sein soll oder kann!
Das ist ja so, als würden alle
Frauen ab einem bestimmten Alter, und egal welcher Berufssparte zugehörig, es
mehr oder weniger freiwillig zulassen, dass man ihnen eine Art "Unsichtbar-Burka"
überwirft! Das würde man, zumindest in unserer Kultur, als real-haptisches
Erlebnis doch niemals freiwillig zulassen!“
Er: „Hhmmm ...“
Ich: „Allein in unserem
Dunstkreis, gibt es eine Vielzahl an Beispielen dafür, dass es doch auch ganz anders
laufen kann.“
Er: „Hhhhmmm ... du bist die
schönste Blume in meinem Garten ... chchchhhhhhhzzzzzzzzpppppphhhhhhhhhhchhhchchchchchzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz
... chchch ... pppffffffff ...!“
Ich (murmelt): „Keine "Tarnkappen-Burka"! JA-ABER!“
Schnarch ... ähm... schlafen
Sie gut! ;-)
Ihre
Jana Hora-Goosmann
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