Letztens, bei unserem Stamm-Italiener, verließ ich kurz unsere gesellige Runde um den Waschraum aufzusuchen. Als ich zurückkam, stand plötzlich neben unserem Tisch und inmitten des Raumes, ein Koffer. Der Besitzer des Restaurants sah mich - wie auch alle anderen am Tisch - erwartungsvoll an:
"Was ist, möchtest Du vielleicht diesen Koffer?"
Verdutzt starrte ich auf den alten aber auch wieder nicht zu alten Koffer, der gut erhalten war.
"Den habe ich hier letztens in unserem Keller gefunden", fuhr er nun lachend fort.
Mir schoss durch den Kopf, dass mich diese Art von Koffer wohl immer an Weihnachten erinnern würde. Meine Mutter pflegt nämlich - seit ich zurückdenken kann und noch bis heute - in genau solch einer Art Koffer die komplette Weihnachts Deko zu lagern. Diesen Umstand sieht man dem Koffer auch an. Das macht ihn jedoch nicht weniger nostalgisch, im Gegenteil!
"Den hätte ich sehr gerne, danke!", antwortete ich ehrlich erfreut, und bedankte mich mit einer herzlichen Umarmung.
Als es schließlich ein paar Tage später darum ging wieder ein Posting zu erstellen, da kreisten - ich konnte einfach nicht anders - meine Gedanken mehr um den Koffer als alles andere ...
Und jetzt haben wir alle - ein paar Freitage lang - den Salat! ;-)
Danach geht es dann wie gewohnt weiter. Bis ich irgendwann dann wieder denke, dass nun wieder Zeit für eine weitere Feuilleton Story sei ... was sagen Sie?
Ach ja ... Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind diesmal tatsächlich rein zufällig und "nur" meiner Schreibwelt entsprungen!
1.
Herr Ohlsen
hatte eine Marotte – eine ganz bestimmte, von vielen. Wenn er, wie jeden Mittag, einen
Teller Penne mit Tomatensoße aß, dann pflegte er stets mit den äußersten Zinken
seiner Gabel nur jeweils eine einzelne Nudel aufzuspießen. Herr Ohlsen liebte geometrische
Formen. Diese Ordnung, die für ihn das ganze Leben bedeutete, während alle
anderen sich nur mit der Hälfte zu begnügen schienen.
Als Herr
Ohlsen nun den Blick hob, verklärt und gleichzeitig konzentriert, umschlossen
seine Lippen die Zinken der Gabel. Ab jetzt ging es nur noch um eines, nämlich,
die Zunge geschickt zu einer Art umgeklappten Rinne zu wölben, sodass die
Nudeln geschmeidig und fast wie von selbst über einen feinen Teppich von
Tomatensoße in die jeweils linke und rechte Wangentasche rutschten.
Genüsslich
kauend sah er sich nun um. Er liebte diesen sonnigen Raum, in dem er nun seit fast zehn Jahren schon so unendlich viele Stunden verbracht hatte. Im Dienste des
Gastes und seines Chefs, der ihn eingestellt hatte, als Herr Ohlsen schon meinte,
das Glück hätte ihm ein für alle Mal den Rücken gekehrt.
"Alles
gut?, Herr Ohlsen? Brauchst du noch was?", rief Norbert nun aus der Küche,
die nur ein paar Schritte von Herrn Ohlsen entfernt war. Und als beider Blicke
sich durch die Luke der Durchreiche hindurch trafen, schüttelte Herr Ohlsen nur
verschmitzt lächelnd den Kopf.
"Wie
immer ein Träumchen, man könnte meinen, in deinem früheren Leben wärst du
Italiener gewesen", grinste Herr Ohlsen und Norbert zwinkerte fröhlich
zurück.
Während Herr
Ohlsen so vor sich hin kaute, hatte er freie Sicht auf die emsigen Bewegungen
des Kochs, der schnell noch die letzten Vorbereitungen traf, bevor das Lokal
„Casa Egidio" pünktlich um 12:00 Uhr
öffnete und die Gäste dann eines der drei Mittagsmenüs wählen konnten.
"Na, Herr
Ohlsen!", schlug man ihm nun unvermittelt und mit polternder Stimme auf
die Schulter. Herr Ohlsen hob den Blick und sah in das gutmütige Gesicht von
Luigi, das, bevor Luigis Küchenschicht überhaupt begonnen hatte, bereits stark
gerötet war und von innen heraus seltsam zu glimmen schien. Herrn Ohlsens
Schulter sackte unter Luigis wulstiger Hand ein paar Millimeter nach unten ab,
und so spannte er, Luigi aufmunternd zunickend, selbige automatisch einen
Moment an. Dies ermöglichte es Luigi ein wenig Fahrt aufzunehmen, für den
nächsten, schwerfälligen Schritt, was Herr Ohlsen kauend und mit gesenktem
Blick wohlwollend zur Kenntnis nahm.
"Heiß
heute ", murmelte Luigi kurzatmig. Schwerfällig setzte er einen Fuß vor
den anderen, bis er schließlich keuchend in der Dunkelheit des angrenzenden
Flurs verschwand.
Und bereits
ein paar Atemzüge später beobachtete Herr Ohlsen durch die Küchenluke hindurch, wie
Norbert und Luigi einander kurz aber herzlich zunickten. Herr Ohlsen warf
schmunzelnd einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr und fuhr sich mit der
Spitze seiner Stoffserviette über die Mundwinkel. Dann stand er auf und trug
seinen Teller nebst Besteck zur Durchreiche.
"Danke,
Herr Ohlsen", brummte Luigi freundlich und griff nach dem Geschirr, jedoch
nur, um es ein paar Zentimeter weiter in Norberts Richtung zu schieben. Dieser
quittierte dies mit einem schiefen Lächeln, das sich über Luigis Kopf hinweg in
Herrn Ohlsens Augen widerspiegelte, bis dessen Blick sich jedoch im Kakaopulver
eines frisch zubereiteten Tiramisus verfing, und dort erst mal kleben blieb.
"Der Chef
ist noch immer ...?" ließ er, den Blick noch immer auf die Süßspeise
gerichtet, nun unvollendet und wie ein großes Fragezeichen durch den Raum
schweben. Als er seinen Blick schließlich schaffte seufzend zu lösen, sah er
Norbert und Luigi nur mit ernsten Gesichtern nicken. Dies ließ nun auch Herrn
Ohlsen wortlos nicken. Und als er irgendwann sein Gesicht wieder dem Gastraum zuwandte,
da blickte Herr Ohlsen ein paar Schritte lang auf seine abgewetzten
Schuhspitzen. Langsamen Schrittes durchquerte er den großzügig geschnittenen
Gastraum um schließlich einen weiteren, etwas kleineren Raum zu betreten.
Dort griff er
hinter dem Tresen Bereich nach seiner roten Kellner Schürze, die er sogleich gedankenverloren
aber akkurat wie immer, anfing zu binden.
Die große
Wanduhr neben dem alten Foto von Egidio, dem Großvater vom Chef, und von dessen
herzlichem Lachen sich alle anderen an der Wand hängenden Familienfotos, wie ein Stern
auszubreiten schienen, zeigte exakt 11:56 Uhr an. Und als die Zahl von 56 auf 57 umsprang,
versetzte Herrn Ohlsen der Gedanke sein Chef könne das Restaurant zugunsten
seiner, bereits seit ein paar Wochen an einer scheinbar seltenen Krankheit
leidenden, Ehefrau schließen, einen schmerzhaften Stich. Er nahm sich vor dem
Chef alsbald und endlich eine Information abzuringen, worum es sich bei dieser
Krankheit denn nun tatsächlich zu handeln schien – denn nur so könne man, vielleicht,
wer weiß, helfen – wie Herr Ohlsen aufrichtig hoffte.
Das Portemonnaie,
dessen Wechselgeld Herr Ohlsen zuvor akribisch genau gezählt hatte, fühlte sich
nun schwer und demzufolge irgendwie beruhigend an, wie es nun so träge in die
Bauchtasche seiner Schürze glitt. Und als er noch nach dem kleinen gelben Block
und dem Kugelschreiber griff, von dessen aufgedruckter Schrift nur noch mit
viel Phantasie "Berlin" zu entziffern war, da fühlte er sich gleich
wieder besser.
Sein
Spiegelbild, das er sich zwischen den Gläsern des verspiegelten Regals hinter
ihm stets in kleinen Stückchen zusammenzusetzen pflegte, ließ ihn nun
zuversichtlich lächeln. Sein Gesicht war frisch und glatt rasiert, vom Barbier
nebenan, und seine blauen, nordischen Augen, blitzten neugierig auf. Nur das
mit dem kleinen Bäuchlein, das sich seit ein paar Monaten beharrlich in seiner
Körpermitte zu runden pflegte, dem musste er irgendwie noch versuchen beizukommen.
Herr Ohlsen dachte an das Tiramisu aus der Küche und seufzte leise.
Und als er sich
nun eine graue Strähne aus dem Gesicht strich, mit denen es bei ihm schon Mitte
30, vor über 20 Jahren also, angefangen hatte, da sah er bereits die ersten
Gäste vor der Tür stehen.
Sogleich schritt
er schnellen Schrittes zur Tür. Dann drehte er den im Türschloss steckenden
Schlüsselbund mit lautem Gerassel ein paar Mal um die eigene Achse.
Und noch
während er den Schlüsselbund in seine Hosentasche steckte, öffnete er mit der
anderen Hand bereits die schwere Glastür.
Er liebte
seinen Beruf. Er liebte diesen Laden. Er war durch und durch Kellner. Nicht
mehr und nicht weniger. Auch wenn seine finanziellen Verhältnisse seit letztem
Jahr noch etwas überschaubarer geworden waren. Der Laden lief zwar nach wie vor
passabel aber weitaus schlechter als die Jahre zuvor. Dies ließ den Chef
oftmals müde und sorgenvoll blinzeln.
"Wunderschönen
Tag auch. Hereinspaziert!"
"Hallo,
Herr Ohlsen", zwinkerten ihm zwei Männer mittleren Alters nun freundlich
zu.
"Sie
haben doch schon ...?"
"Aber
natürlich, sag ich doch, immer hereinspaziert!", lächelte Herr Ohlsen. Und
es war ein ehrliches Lächeln.
Die Männer, die
ihre Mittagspause bestimmt schon seit über zwei Jahren im "Casa Egidio"
verbrachten, nickten Herrn Ohlsen im Vorbeigehen noch einmal zu. Dann steuerten
sie zielstrebig den angrenzenden Raum und einen kleinen Ecktisch an.
Als Herr
Ohlsen die Eingangstür gerade wieder sachte ins Schloss fallen lassen wollte,
da sah er sie. Diese aparte Erscheinung, die ihn seit genau 9 Tagen immer öfter
aus dem Fenster blicken ließ, und die für Maria, vom winzigen Café gegenüber,
den Mutterschaftsurlaub zu überbrücken schien.
Kurz haderte
er mit sich, wollte dem heftigen Impuls schon nachgeben und einfach
hinausschlendern, auf den Bürgersteig. Dorthin wo der kleine Aufsteller stand,
auf den er am späten Vormittag mit Kreide noch das heutige Mittagsmenü Nr.1
geschrieben hatte:
Insalata
di Mare
Osso Buco
Tiramisu
In seiner
Phantasie sah Herr Ohlsen sich bereits den Aufsteller geschäftig ein paar
Millimeter zurechtrücken. Ungeachtet der Tatsache, dass er ihn - selbstredend-
für den heutigen Tag bereits perfekt ausgerichtet hatte. Und während er weiter
seinem Tagtraum nachhing und in seiner Traumwelt den Film schnell noch ein
wenig vorspulte, da sah er sich gedankenverloren nun den Blick heben und Marias
Vertretung schüchtern zunicken. Dieser, auf Herrn Ohlsen ungemein erhebend
wirkende Gedanke, zauberte ihm nun ein verklärtes Lächeln auf die Lippen. Und fast
hätte seine Hand, die bereits verdammt nah über der Türklinke schwebte, diese nun
spontan aber entschieden hinabgedrückt – hätte er nicht just in diesem Moment bemerkt,
wie die beiden Architekten vom Büro nebenan in seine Richtung blickten.
Da machte Herr
Ohlsen auf der Stelle kehrt. Emsig und mit schiefem Lächeln näherte er sich nun
Tisch Nr.1 und dachte daran, wie schön ihre Haare geschimmert hatten, aus der
Ferne und über die Straße hinweg, und wie gerne er ihren Namen kennen würde.
"Was
darf's denn sein?", zückte Herr Ohlsen seinen Block.
"Wie
immer, zwei Cappuccino und zweimal die eins?", fuhr er mit dem
Kugelschreiberkopf nun kurz auf den Block hinab, dies rief ein metallisches
Klacken hervor.
"Herr
Ohlsen, wie machen Sie das? Immer ein Lächeln auf den Lippen ...",
bemerkte nun der schmächtigere Gast von beiden.
"Haben
Sie denn nie einen schlechten Tag?", fuhr er nun zwinkernd weiter fort.
"Ein
schlechter Tag hat auch ein Recht gelebt zu werden", scherzte Herr Ohlsen
nun.
"Was
nutzt es mir, wenn ich mir selbst auch noch die Stimmung versaue!"
Dies ließ die
Architekten von Tisch 1 schmunzelnd nicken.
"Herr
Ohlsen, wir haben heute etwas zu feiern und würden gerne mit einem Glas Prosecco
anstoßen, geht das?", hallte die sonore Stimme des anderen, etwas
korpulenteren Herrn, jetzt wohlig durch den Raum.
"Ob das
geht? Ich fliege und bin gleich wieder zurück!"
"Und
gerne dann aber wie immer zwei Mal die eins!", rief ihm der Schmächtigere
noch hinterher, und Herr Ohlsen nickte geschäftig und bereits im Gehen.
Als er sich
hinter der Theke zum Kühlschrank beugte und nach der eiskalten Prosecco Flasche
griff, da spürte Herr Ohlsen sein Herz seltsam stolpern. Manche Ereignisse
kamen ihrem Eintreffen, in einer Art diffusem Gefühl, zuvor, wie ihm schien. Plötzlich
war ihm als würde die kommende Zeit noch etwas ganz Besonderes für ihn
bereithalten.
Das leise
Ploppen der Flasche versetzte Herrn Ohlsen in noch bessere Stimmung, und als er
den Korken kurz an die Nase hielt, da spürte er ein Prickeln die Nasenflügel
hochsteigen und er dachte, dass das Leben schön sei.
Bevor er das
Tablett mit den Gläsern griff, suchte sein Blick noch einmal das
gegenüberliegende Gebäude ab. Von Marias Vertretung jedoch war gerade weit und
breit nichts zu sehen. Deshalb ließ Herr Ohlsen seinen Blick verträumt ins
Leere und schließlich über die oberen Stockwerke des Gebäudes auf der anderen
Straßenseite wandern - und stutzte. Die Stockwerke über dem Café, in dem nach
wie vor geschäftiges Treiben zu erkennen war, erschienen ihm nun plötzlich seltsam
unbewohnt. Kopfschüttelnd griff er nach dem Tablett, das er vor dem Eintritt in
den großen Gastraum noch einmal anders griff, und nun geschickt auf einer Hand
vom Thekenraum in den Gastraum balancierte.
"Meine
Herren ...", sprach er die beiden Architekten leise an, und nachdem er die
Gläser abgestellt hatte, wandte er seinen Kopf wie als hätte er dies zuvor so
verabredet in Richtung Küche, aus dessen Luke bereits Norberts Kopf
hervorlugte. Herr Ohlsen hob wortlos zwei Finger in die Höhe und ließ kurz
darauf einen Finger wieder sinken, sodass nur einer übrig blieb. Norbert
nickte, und bereits wenige Sekunden später hörte man aus der Küche geschäftiges
Klappern von Tellern.
"Zum Wohl
...", sagte Herr Ohlsen und schickte sich noch schnell an, einen der
kleinen Brotkörbe zu holen, die er stets vor Schichtbeginn aufzufüllen pflegte.
"Herr
Ohlsen, nehmen Sie eigentlich immer noch an Flohmärkten teil?", sprach der
Architekt mit der korpulenten Statur ihn nun neugierig an. Da stutzte Herr Ohlsen kurz.
"Das
letzte Mal habe ich ausfallen lassen. Das Wetter war ja wirklich sehr
bescheiden und ich war erkältet. Aber grundsätzlich, ja. Wieso? Wollen Sie mal
vorbeischauen? Nächsten Monat bin ich garantiert wieder dabei."
Die Architekten
hoben das Glas und prosteten einander zu. Nachdem jeder kurz genippt hatte,
wandte sich der andere, schmächtigere Gast, Herrn Ohlsen wieder zu.
"Sehen
Sie das Gebäude auf der anderen Straßenseite?", nickte er nun zum Fenster des
Gastraumes. Herr Ohlsen blickte zum Fenster und ihm fiel auf, zum ersten Mal
überhaupt, dass der massive Holzrahmen des Fensters die Sicht auf das Gebäude, in
dessen Erdgeschoss sich Marias kleines Café befand, einfing wie ein wie ein
schwerer Bilderrahmen.
"Das
Maria's?", wirkte Herr Ohlsen plötzlich ganz atemlos. Just in diesem Moment nämlich stand Marias Vertretung
inmitten der Ladentür und schien gezielt zur „Casa Egidio“ zu blicken.
"Ja, also
das gesamte Gebäude, meine ich. Wir sind mit den Plänen für die Kernsanierung
beauftragt worden, ab Montag geht's los ..."
"Was?"
klang Herr Ohlsen nun regelrecht panisch. Dies ließ beide Architekten einen Moment
belustigt stutzen.
"Wie...
funktioniert das ... dann müssen alle raus, oder wie?", spürte Herr Ohlsen
plötzlich eine brennende Hitze den Hals bis in die Wangen aufsteigen.
"Bis auf
das Café sind doch schon längst alle raus, Herr Ohlsen! Sie arbeiten wohl zu
viel, dass Ihnen das gar nicht aufgefallen ist?! Bis Montag wird dann auch das Café
verschwunden sein.“
"Aha",
entfuhr es Herrn Ohlsen, mehr nicht.
"Aber Sie
haben recht, Herr Ohlsen", hob der schmächtige Architekt erneut das Glas
an die Lippen.
"Viele
Mieter waren nur allzu froh über die großzügige Summe, die sie für einen schnellen
Auszug erhalten haben. Die meisten haben das Haus tatsächlich in einer Nacht
und Nebel Aktion verlassen. Dem Schimmelproblem war auf die sachte Weise
einfach nicht mehr beizukommen."
"Maria
hatte gar nichts davon erzählt", murmelte Herr Ohlsen nun mehr zu sich als
zu den beiden Herren. Dann nahm er aus den Augenwinkeln heraus Norberts Kopf in
der Luke wahr, und sofort setzte er sich, die Knie seltsam schwach, wie ihm
schien, in Bewegung. Als er die Teller von Norbert in Empfang nahm und Tisch 1
erneut ansteuerte, bemerkte er, wie die Architekten schmunzelnd die Köpfe
zusammensteckten.
"Guten
Appetit, wünsche ich!" polterte Herr Ohlsen nun wieder gewohnt fröhlich und
wie immer, der fragende Ausdruck in seinen Augen jedoch, blieb.
"Jedenfalls
wollten wir Sie fragen, Herr Ohlsen, ob Sie morgen vielleicht Zeit und Lust hätten,
einen Blick in den Keller drüben zu werfen."
"Aha?"
wurden Herrn Ohlsens Augen nun ganz rund und groß.
"Im
Keller, einem ehemaligen Luftschutzkeller übrigens, hat man nämlich einen riesigen
Raum mit Plunder entdeckt. Entschuldigen Sie bitte den Ausdruck, aber ich
denke, das ein oder andere Stück könnte Sie vielleicht interessieren ... und wo
Sie uns doch immer durch die Bank weg so herzlich bedienen ... „
„Aha ...“, antwortete Herr Ohlsen wieder
nur.
„Der damalige Ladeneigentümer
hat keine Nachfahren mehr ... am Montag kommen die Container ... und dann kommt
eh alles weg ...“, schien dem Architekten überhaupt nicht aufzufallen, dass
Herr Ohlsen - für seine Verhältnisse- die Sprache verloren zu haben schien.
„Miriam, vom Café gegenüber, bei der
könnten Sie sich doch morgen vor ihrer Schicht den Schlüssel abholen, was sagen
Sie?“, träufelte er nun etwas Zitrone über die Meeresfrüchte auf dem
appetitlich angerichteten Salatnest vor ihm.
„Miriam!“, hauchte Herr Ohlsen nun.
„Marias Vertretung, ja, Miriam ...“,
beugte der schmächtige Architekt sich gerade über den ersten Bissen seines Meeresfrüchte
Salats, als Herr Ohlsen von einer Sekunde auf die nächste anfing, von einem Ohr
zum anderen zu grinsen ...
Fortsetzung folgt ... nächsten Freitag!
Schlafen Sie gut,
Ihre
Jana Hora-Goosmann
Anregungen oder einfach mal "durch den Koffer gesprochen"? troetgedanken@web.de
Anregungen oder einfach mal "durch den Koffer gesprochen"? troetgedanken@web.de
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