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Freitag, 6. März 2015

Von " Erregungsaufschiebung bis Prokrastination "




Da bin ich wieder ... und grüße alle Leser, die mir in meiner Kreativ-Pause treu geblieben oder gar neu hinzugekommen sind!



Der erste Freitag im Dezember 2014, an dem ich nach einem halben Jahr tatsächlich mal nichts hochgeladen hatte, versetzte mir am Morgen tatsächlich einen kleinen Schrecken.



Was war passiert?



Ganz einfach ... jemand sagte einfach nur schmunzelnd:



"Heute ist ja Freitag!"



Und für einen winzig-kleinen Moment stockte mir tatsächlich der Atem.



Dann fiel mir meine Kreativ-Pause wieder ein – puh, ich hatte also nicht einfach irgendwie „vergessen“ ein Posting zu erstellen - und ich schwor mir, diese Pause nun aber wirklich und garantiert auch dahin gehend zu nutzen, mir einen kleinen Blog-Puffer zu erarbeiten.



Blog-Puffer, das klang doch einfach herrlich, wie ich fand! Eine Mischung aus Disziplin und der daraus resultierenden Freiheit, garniert mit einem Hauch Puderzucker. Mir war, als spürte ich bereits das Kribbeln, locker flockig von der Hand gehenden, sich fast schon von selbst schreibenden Trötgedanken.



Diese könnten durchaus sogar mal unabhängig vom Tröten des weltbesten Mannes entstehen - und vor allem nicht (wie meist) auf den letzten Drücker.



Und so fing ich an, mir am Anfang meiner Kreativ-Pause so etwas wie Deadlines zu setzen.



Und das ging in etwa so: Von dann bis dann einfach mal an gar nix denken, was auch nur im Entferntesten auf ein mögliches Blog-Thema abzielen könnte.



Irgendwann dann – aber so was von langsam - die Gedanken einfach mal kommen lassen - nicht nur in puncto zukünftiger Blog-Themen sondern auch noch zu einem völlig anderen, schon bereits seit längerer Zeit auf meiner To-do-Liste stehenden, Projekt.



Denn, falls Sie es noch nicht wissen sollten, wenn ich etwas wirklich gut kann, dann ist es, mir etwas vorzunehmen („Ich schreib einfach mal einen Blog“) ...!



Vielleicht dann aber doch noch (lieber) ein kleines bisschen länger (an) gar nix denken?



Dann, die Ereignisse im Blätterwald überschlugen sich gerade mal wieder, kamen mir plötzlich leise Zweifel.



War mein Vorhaben, ein paar „Blog-Puffer“ auf Halde zu schreiben - damit ich, wenn Drehtage oder andere Termine reinkamen, zeitlich nicht wieder so völlig ins Schleudern geriet - überhaupt machbar?



Wollte ich nämlich spontan zu einem aktuell-brisanten Thema etwas schreiben, so würde dieses Posting im März zwar nach wie vor brisant aber nicht mehr "aktuell" sein.



Hhhhhmmmm.



Da ich mein eigener Blog-Boss bin, beantragte ich kurzerhand mit einem Stirnrunzeln - ich mag schnelle Arbeitswege - die Verlängerung der Deadline. Zack, GENEHMIGT.



Dann also (doch wieder) noch etwas (sehr viel) länger an gar nix denken!



Als ich nur noch einen Monat Kreativ-Pause vor mir hatte, überkam mich eine dumpfe, mir schwer auf der Brust lastende (Vor)Ahnung.



Diese versuchte ich während einer Autofahrt mit dem weltbesten Mann in Worte zu fassen:



Ich: "Oh Mann ... nicht, dass es noch so (weit) kommt, dass ich am 6. März tatsächlich kein einziges Posting im Voraus geschrieben habe, und alles wieder so läuft wie davor!"



Seufzend dachte ich an den, bis zur Kreativ-Pause bei mir vorherrschenden inneren und zeitlichen Druck, der sich spätestens mittwochs, zwei Tage vor dem Hochladen also, regelmäßig verdreifacht hatte.



Hatte ich Freitagnacht zum Beispiel ein Posting hochgeladen, war erst mal trügerische Erleichterung angesagt.



Am darauf folgenden Samstag flüsterte mir mein innerer Schweinehund dann meist säuselnd ins Ohr, übers Wochenende könne ich getrost doch erst mal ganz entspannt auf Themensuche gehen.



So ein wöchentliches Thema ist übrigens mitunter ja auch eine schwere Geburt!



Schlug ich dann an einem Dienstagmorgen die Augen auf und hatte bis dato noch immer kein neues Thema gefunden, ahnte ich schon nichts Gutes.



Und so sind ein Großteil der Postings dann zwar tatsächlich "Schlaflos in Berlin" und gegen das "Tröten" des weltbesten Mannes ankämpfend, entstanden – fertiggestellt, wurden sie jedoch mindestens genauso oft auf den allerletzten Drücker, unter absolutem Dampf oder einer selbst aufoktroyierten Schreib-Quarantäne.



Kurzum, zu oft (auch) an den unmöglichsten Orten und / oder unter irgendwie seltsamen Umständen.



Okay, das schult ja auch, pflegte ich mich ab und an selbst zu motivieren. Und grundsätzlich bin ich ja auch ein Mensch, der Herausforderungen erst mal gerne annimmt.



In puncto wöchentlicher Blog jedoch, pochte spätestens ab dem Donnerstag meist nur ein einziger Satz in meinem Kopf:



Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht?



Und so beschlich mich plötzlich, oh Schreck, neben dem weltbesten Mann im Auto sitzend und die Autobahn entlang düsend – wo übrigens auch schon das ein oder andere Posting fertiggestellt wurde - der Gedanke, der Ablauf meiner bisherigen Blog-Woche könnte möglicherweise symptomatisch für meine Kreativ-Pause sein ... Auweia!



Er: "Prokrastination, nennt man das", riss der weltbeste Mann mich prompt aus meinen schweren Gedanken.



Ich:"Pro ... was? Kas ... tration?"



Er: "Prokrastination - wenn man alles vor sich herschiebt."



Ich: „Ha, Aufschieberitis? Also ... ich würde jetzt nicht sagen, dass ich alles vor mir herschiebe! Oder sagen wir mal so ... die Sachen, die ich mir vornehme, die ziehe ich auch durch!“



Er(grinst): „Hhmmm ...“



Später am Abend - der weltbeste Mann im Bett neben mir, schien zu meinem Leidwesen (noch) schneller als sonst in den Schnarch (Tröt)-Modus hinüber zu gleiten, fiel mir wieder die, mich möglicherweise schon seit Jahren in Schach haltende, „Prokrastination“ ein.



Pah, ich setzte mir doch sooo viele Ziele ... okay, Steuerunterlagen zusammentragen, da verspürte ich zum Beispiel schon ein wenig „Widerstand“ - aber damit war ich ja wohl in bester Gesellschaft!



Vermeintlich unangenehme Anrufe tätigen oder diverse Dinge erledigen, okay, ab und an „Widerstand“ – so what!



Sobald ich meinen Widerstand jedoch überwunden habe, pflege ich meine Liste auch schon mal auf einen Schlag von oben bis unten abzuarbeiten.

Also ... nicht, dass da jetzt so waaaahnsinnig viel draufstehen würde ...!



Manchmal trickse ich mich quasi sogar selbst aus und verfalle - bis zum nächsten, garantierten Widerstand - in so eine Art Streberhaltung, also: Auf die Liste mit den Punkten, die du heute kannst besorgen, da passen ja bestimmt auch noch ein paar Punkte von morgen drauf, oder?



Aber Achtung: Widerstand (leider) vorprogrammiert!



Aber grundsätzlich ... Prokradingsbums ... ich doch nicht! Bis jetzt hab ich, denke ich, doch irgendwie noch alles erledigt bekommen.



Und das mit dem Blog, naja, was soll ich sagen, da bin ich anscheinend auch in guter Gesellschaft ... hatte ich da nicht mal etwas über einen amerikanischen Drehbuchautoren gelesen?



Besagter Autor, dessen Name mir leider nicht einfällt, hatte für bestimmte Projekte einen Schreib-Partner. Sobald es ans Schreiben gehen sollte, fing dieser wohl erst mal an sein Büro umzustellen, zu dekorieren oder gar gleich zu renovieren!



Nun ja, es gibt ja auch tatsächlich immer etwas zu tun, und man will sich doch auch eine nette Arbeitsatmosphäre schaffen - wieso da nicht (erst noch) aufräumen oder umstellen? Ist mir alles nicht fremd ...



Aber was soll’s, um die Lücke in meiner Allgemeinbildung zu schließen, gab ich also den Begriff, den ich, wie ich zu meiner „Schande“ gestehen muss, bis dato tatsächlich noch nicht kannte, bei Google ein.



Sogleich lieferte Wikipedia mir dann auch die lateinische Übersetzung für „Procrastinatio“ (Vertagung), zusammengesetzt aus „pro“ (für) und „cras“ (morgen).



Spontan und unweigerlich, wie ich fand, fiel mir Scarlett O’ Hara ein, die im Bürgerkrieg Epos „Vom Winde verweht“ nicht zu knapp dem Satz „Morgen ist auch noch ein Tag“ frönte - und somit wohl eine Art Vorreiterin der Prokrastination war.



Während ich weiter las, stolperte mein Blick schmunzelnd über Begriffe wie „Erledigungsblockade“ oder noch besser, nämlich:



„Erregungsaufschiebung“ und „Bummelei“!



Breit grinsend dachte ich daran, wie ich demnächst, an irgendeinem beliebigen Freitag der kommenden Monate oder vielleicht sogar bereits am 6. März, dem offiziellen Ende der Kreativ-Pause, eine leere Blogseite mit folgenden Worten entschuldigen würde:



Leider gibt es heute kein neues Posting!

Zu meiner eigenen Bestürzung nämlich hat mich (mal wieder) eine ganz heftige „Erregungsaufschiebung“ erwischt!

Ich bitte um Verständnis für diese, meine Bummelei!



Bummeln Sie gut,

Ihre Jana Hora-Goosmann



Für einen Moment fühlte sich das verdammt gut an, glauben Sie mir!



Daraufhin überflog ich auch noch die ein oder andere, sich mit dem Phänomen der Prokrastination beschäftigende, wissenschaftliche Abhandlung, und mir schwante, die Dunkelziffer derer, von Prokrastination im Würgegriff gehaltener Menschen, könne tatsächlich schier ins Unermessliche reichen.



Statt einen Test im Netz zu absolvieren, der mir nach semi-wissenschaftlichen Anhaltspunkten möglicherweise schwarz auf weiß eine eventuelle Prokrastinations-Problematik bescheinigen würde, heftete ich meinen Blick an die Schlafzimmerdecke, und dachte einfach mal selbst über mich nach.



Auch wenn ich mal mehr - mal sehr viel mehr - oder auch mal etwas weniger - Widerstand verspürte ... auf mich konnte man sich (doch) aber verlassen!



Ich war nicht der Typ, der alles bis in die letzte Konsequenz schleifen ließ. Dafür braucht man nämlich schon wieder ganz spezielle Nerven.



Oder Kollegen am Set, die nicht gut vorbereitet sind? Der blanke Horror, ausnahmslos für alle - und für mich undenkbar.



Also, wenn ich überhaupt, in einem mikroskopisch-kleinenUmfangundauchwirklichnurlatentundvielleichtsogarnurbeiVollmondodereinfachnurunterextremstwidrigenUmständenan Prokrastinationlitt ... naja, Peanuts, oder?



Irgendwie schwante mir aber, dass es manchmal vielleicht auch darum geht, wie man ankommt, und nicht nur, dass man (überhaupt) ankommt?



Wie war das denn früher so bei mir ... hatte ich mich gerade noch selbst gefragt, da fielen mir auch schon meine, bereits zu Abitur-Zeiten vorherrschenden „ Auf den letzten Drücker-Lern-Nachtschichten“ ein!



Sogleich meinte ich den bitteren Geschmack des Filterkaffees auf meiner Zunge zu schmecken, den ich mir vor solch einer Nachtschicht in der elterlichen Küche regelmässig abzufüllen pflegte. Uuuups!



Und auf der Schauspielschule dann, schien mein „Zustand“ sich sogar noch verschärft zu haben - in heißen Prüfungsphasen nämlich, verabschiedete ich mich von meiner Außenwelt dann auch schon mal mit den Worten:



„Ich bin dann mal in Quarantäne!“



Und heutzutage ... regelmäßig Text – Papier - Schreib – Was weiß ich - Quarantäne!



Entsetzt richtete ich mich im Bett auf.



Chronische Prokrastination! Langfristige Heilungschancen wohl gleich null! Ich bin erledigt!



Entkräftet ließ ich mich wieder zurück in die Kissen plumpsen.



Das ließ sogar den weltbesten Mann erschrocken „auftröten.“



Er:“Chhmhhmmm?“



Ich:“Ich bin ein chronischer Fall!“



Er:“Hhmmm... ich auch ...Chhhzzzzzzphhpsssppphhhhhhzzzzzzss!“







Einen unbestimmten Zeitraum später - bei dem es sich sowohl um Tage als auch vielleicht und eventuell um einen ganzen Monat handeln könnte:





Ich: „Juhuu, ich hab den Tröter fertig!“



Er (grinst breit): „Und, wie lang hast du den jetzt vor Dir hergeschoben?“



Ich: „Pah! Viele Zeitfenster führen zum Blog!“



Er: „Soso ...“



„Ich“ verlässt „empört“ den Raum.





Vergessen Sie es, liebe Leser, im Leben nicht ... gebe ich den Fertigungszeitpunkt für dieses Posting preis!



Nur so viel:



2015! Zeitpunkt des ersten Tröters nach der Pause ;-)!





Bummeln ... Äähm ...Schlafen Sie gut!





Ihre



Jana Hora-Goosmann





Sie haben Anregungen?



troetgedanken@web.de

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