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Freitag, 3. Juni 2016

Nr. 78 Von "Gaaaanz fein gemacht ... bis ... Brillenschlange"




Neulich auf der Post entwickelte sich folgendes Gespräch:

Ich: »Ah, das hätte ich nicht gedacht, dass so ein kleines Päckchen noch unter Briefsendung fällt«.

Angestellte: »Tut es.«

Ich: »Dann hatte mein Mann ja (doch) recht, denn er hatte so etwas vermutet«.

Angestellte: »Hatte er wohl«.

Ich: »Werde ich ihm dann (wohl) sagen (müssen)«.

Die Angestellte lacht wissend auf und schaut konspirativ zu ihrer Kollegin.

Und mit »Ich« geht es plötzlich durch ...

Ich: »Sie kennen ja bestimmt die vier Worte, die eine Ehe glücklich machen, oder? Du hast recht, Schatz!«

Die Angestellte und ihre Kollegin lachen nickend auf.

Angestellte: »Das nenn ich mal eine kluge Ehefrau!«, grinst sie mich nun an, woraufhin ich mich mit stolzgeschwelter Brust noch ein wenig mehr aufrichte.

Mannomann, hätte mir das mal jemand vor meiner Ehe gesagt, ich hätte es nicht geglaubt. Erstens, dass ich jemals heiraten würde und zweitens, dass mich jemand mal als so etwas wie "diplomatisch" bezeichnen würde. Oftmals trage ich mein Herz nämlich auf der Zunge, und das ist (für andere) nicht immer angenehm ...

Aber auch ich werde älter und lerne - das Ziel vor Augen - dazu ;-).

Da fährt die Angestellte weiter fort ...


Angestellte: »Und immer schön loben! Hast du gut gemacht, Schatz!Fein!Ganz fein!«

Ich denke an den weltbesten Mann, der alles andere als erfreut wäre, sollte ich ihn jemals wie ein Haustier ansprechen - trotzdem nicke ich grinsend. Lustig ist es ja ... hast du gaaaanz fein gemacht!

Ich: »Jaja ... loben ist gut«, meine ich dann aber auch tatsächlich ehrlich, und das gilt auch nicht nur für die (eine glückliche) Ehe.

Die Angestellte tippt daraufhin mal hier und da, die Filiale ist nicht so überfrequentiert wie sonst, und da ich noch immer mit meiner neuen, rutschenden Brille beschäftigt bin, kriege ich erst gar nicht mit, wie sie nun tief Luft holt.

Angestellte: »Letztens bin ich nach Hause gekommen, da baut mein Mann sich mit vorwurfsvollem Blick vor mir auf. »Fällt dir eigentlich gar nichts auf?«, hat er mich angesehen. Ich gucke mich gleich voller Vorfreude um, denke: 

Was denn, wo denn? Hat er etwa schnell mal am Nachmittag Fertigparkett gelegt? Oder haben wir einen neuen Großbildfernseher? Aber nichts dergleichen.
»Na, ich hab gestaubsaugt!«, hat mein Mann mich daraufhin noch vorwurfsvoller angeschaut, »Wenn dir das gar nicht auffällt, dann muss ich das ja nicht mehr machen!«.

Ich stand in dieser Postfiliale und musste sooo lachen. Kurz mal Fertigparkett gelegt? Ist das witzig oder ist das witzig?

Ein Paradebeispiel für verschiedene Erwartungshaltungen, oder?

Zu Hause angekommen, musste ich noch immer grinsen. Wer die Trötgedanken schon etwas länger liest, der wird schon die eine oder andere Geschichte von Ich&Er kennengelernt haben. Ob jetzt als Comic oder in Prosa. Auf die Schnelle fällt mir zum Thema Haushalt und glückliche Ehe ein schon etwas älteres, nach wie vor jedoch zutreffendes Posting ein: 


(Lassen sie sich nicht vom aktuellen Datum in die Irre führen, liegt an der Aktualisierung.)

http://troetgedanken.blogspot.de/2014/07/von-irgendjemand-bis-der-weltbeste-mann.html

Grundsätzlich ist der weltbeste Mann im Haushalt übrigens überhaupt nicht faul. Und auch wenn ER einfach mal entspannt »irgendwo« rumsitzen« sollte, dann wird ER ebenfalls nicht müde, mit ausgestrecktem Zeigefinger noch mal in die Ecke oder sonst wohin zu zeigen. Während ich staubsauge, zum Beispiel.

Wie nett von ihm. Denn er weiß ja, dass ich manchmal einfach nicht so gut sehen kann ... der weltbeste Mann eben.

Dazu fällt mir spontan eine Begebenheit der letzten Monate ein, deren Dialog tatsächlich so stattgefunden hat. Ist ja fast wie: Hast du gaaaanz feeein gemaaacht! 


Oder? ;-)






Im weiteren Verlauf des Abends dachte ich verwundert darüber nach, dass ich die Damen am Postschalter um die Ecke noch nie so freundlich (zu mir) erlebt hatte. Und plötzlich beschlich mich ein unglaublicher Gedanke: Könnte dieser Umstand möglicherweise tatsächlich ein ganz klein wenig an meiner (neuen) Brille gelegen haben?

Die Tage zuvor hatte ich mir selbst nämlich auferlegt, die Fernbrille zur Entlastung meiner Augen jetzt aber wirklich mal öfter zu tragen. Also nicht immer ... aber öfter. Auch um herauszufinden, ob die Sehstärken denn nun tatsächlich stimmen ...
Falls sie mein »Problem« noch nicht kennen sollten, dat janze Dilemma gibt es hier zu lesen:

http://troetgedanken.blogspot.de/2016/05/nr-76-von-sehtest-bis-kompliziert.html

Zukünftig werde ich also nicht umhinkommen, diese von mir aufgeworfene These noch weiter zu beobachten. Trotzdem glaube ich immer mehr, dass man als Brillenträger/in tatsächlich irgendwie anders wahrgenommen wird! Vor allem ... vom eigenen Geschlecht! Tatsache! Oder ist es gar umgekehrt, und in Wahrheit verändert die Brille mich?

Keine Angst, ich verschone sie mit diversen Alltagsbeobachtungen, wie zum Beispiel die einer Bestsellerautorin. Diese macht seit geraumer Zeit Werbung für ihr neues Buch, in dem sie unteranderem von der »fürchterlichen« Erfahrung spricht, von einer Brünetten zur Blondine geworden zu sein.

Wenn die Autorin als Brünette genauso naiv und ungläubig dreinschauen würde, wie in den Einspielern der Interviews bzw. der Fotos im Buch (als sie gerade frisch erblondet war), dann hätte sie wohl genau dieselben Erfahrungen in ihrer Außenwirkung gemacht ...

Unabhängig davon, dass ich an mir selbst schon diverse Haarfarben bzw. Haarschattierungen ausprobiert habe, trug ich für diverse Fernseh-Rollen auch schon mal eine rote oder auch schwarze Perücke. Die Außenwirkung in den Drehpausen war tatsächlich schon interessant. Man wird plötzlich für Menschen »sichtbar«, in deren unbewusster Wahrnehmung man sich vorher vielleicht in einer Art »toten Winkel« befunden hatte.

Aber jetzt mal ehrlich, trotzdem weiß man selbst ja immer noch, wer man ist, oder? Und es kann ja auch Spaß machen, damit zu spielen.

Grundsätzlich bin ich aber auch der festen Überzeugung, dass, so wie man hineinruft, es aus dem Wald auch wieder hinaus hallt.

Oder so etwas wie Stutenbissigkeit? Habe ich noch nie verstanden! Trotzdem habe ich im Laufe meines Lebens auch dahingehend die ein oder andere Erfahrung gesammelt


Und deshalb frage ich mich - als temporäre Alltags-Brillenträgerin - neuerdings tatsächlich:

Sind Frauen zu »Brillenschlangen« (etwa) netter?







Haben sie möglicherweise ähnliche Erfahrungen gemacht?


Schlafen Sie gut!

Ihre

Jana Hora-Goosmann




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