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Mittwoch, 1. Juni 2016

Von " Irgendjemand bis der weltbeste Mann "

 2014 

(aktualisierte Schriftgröße im Juni 2016)

Es gab mal eine Zeit, da hatten der weltbeste Mann und ich zwei unsichtbare Mitbewohner:

Irgendjemand und Jemand!

Die beiden traten nie persönlich in Erscheinung und schienen doch einen Schlüssel zur Wohnung zu haben:

Er: “Irgendjemand hat schon wieder XY soundso gemacht!“

Ich: “Das war ich nicht!“

ER: “Ich auch nicht!“

Ich: „Ja, wer soll es denn dann gewesen sein? In diesem Haushalt leben nur zwei Personen.“

Sie ahnen es schon, natürlich der unsichtbare Mitbewohner...!

Oder aber auch so:

Er: „Jemand sollte das und das mal (wieder) machen ...“

Ich: „Fein, dann mach es doch einfach! Stehst ja gerade davor!“

In diesem Falle also, sollte der arme „Jemand“, vielleicht gerade einfach nur auf der schnellen Durchreise, für sein Unterkommen auch noch schuften müssen!

Nach einiger Zeit kündigten wir den beiden nicht nur das - irgendwo in den Sternen stehende – Mietrecht, sondern klauten ihnen auch noch ihre Identität.

Fortan, vergaßen wir stetig und abwechselnd, wer von uns beiden denn nun „Jemand“ und wer „Irgendjemand“ war. Das brachte in manch einer prekären Situation des Zusammenlebens schon mal den ersten Lacher – führte aber meist immer nur zu einer Person – zu mir!

Aber wie kam es eigentlich dazu?

Ich denke - da ich, kurz nachdem der weltbeste Mann und ich uns Hals über Kopf ineinander verliebt hatten, folgenden Satz von mir gegeben hatte:

„Wenn du alles neu ordnen möchtest, dann tu es - aber bitte ohne es ständig zu kommentieren.“

Da der weltbeste Mann ein kluger Mann ist, hatte er in der „Jemand–Masche“ einen würdigen Stellvertreter gefunden, durch den er nun - trotzdem und jetzt erst recht - alles loswerden konnte.

Eine Ehe zu führen, hat eben auch mit - mehr oder weniger - subtilem Verhandeln zu tun. Aber es lohnt sich!

Mittlerweile weiß ich es nämlich durchaus zu schätzen, dass, wenn der weltbeste Mann zum Beispiel die Spülmaschine einräumt und die Gabeln, Löffel und Messer dann separat und zueinander passend in den Fächern liegen - sich das Ganze wirklich praktisch und schnell wieder ausräumen lässt.

Nur, wenn dem vielleicht mal nicht so sein sollte ... möglicherweise, weil „Irgendjemand“ von jetzt auf eben plötzlich Lust hatte etwas völlig anderes zu machen (und sei es nur, um ab und an das Muster zu durchbrechen) - dann - gilt es unbedingt eine wichtige Regel zu befolgen.

Und hier kommt sie, die Regel - die dauerhaft dafür sorgen soll, dass das beidseitig eingebrachte Verhandel-Kontingent niemals versiegen möge:

Man sollte wissen, wann es Zeit ist zu schweigen!

Das gilt im Übrigen für beide Partner.


An folgenden Parametern können Sie erkennen, dass Sie den richtigen Partner haben:

* Obwohl Sie sauer sind, müssen Sie – beim Blick in das grimmig dreinschauende Konterfei ihres Partners - schmunzeln (wenngleich auch heimlich).

* Macken, die sie früher bei jedem anderen Partner gestört hätten und / oder sogar schon haben, sind für sie jetzt liebevoll zu betrachtende Eigenarten die den Partner vollends zu dem machen, der er ist. Ein Unikat eben. Und somit gebührt auch niemand anderem als IHM ein Platz an Ihrer Seite!

* Der Satz „Ich möchte mit dir alt werden“, bereitet ihnen keine Angst (mehr), denn - in unserem Fall zum Beispiel - sind sie ja eigentlich schon „alt“, und die noch verbleibende, gemeinsame Zeitspanne, schwebt nun nicht mehr wie eine mathematisch-unendliche-Damokles-Größe über ihren Köpfen.

*Außerdem wissen Sie mittlerweile immer besser was Sie wollen, und noch wichtiger - was Sie nicht mehr wollen.
Den „Spaß“ wollen Sie sich doch nicht entgehen lassen?


Besonders der Anfang einer Liebe ist ja oftmals gespickt mit kleinen, taktierenden Spitzfindigkeiten.

Wenn der weltbeste Mann sich schon mal hinreißen lässt etwas liegen zu lassen - dann aber bitte mit Bedacht!

Der ersten gemeinsamen Reise zu meiner Mutter, noch relativ am Anfang unserer Beziehung, folgte ein Telefonanruf selbiger, der uns auf der Autobahn zurück nach Berlin erreichte:

Mutter: „Dein Freund hat sein Duschgel und Jackett vergessen!

Ich (zum weltbesten Mann):Du hast dein Jackett und dein
Duschgel vergessen!“

Er (tiefsinnig grinsend). „Ach, das nehme ich dann beim nächsten Besuch wieder mit.“

Ich (lacht): "Du denkst also, es gibt ein nächstes Mal?"

Mutter (hat mitgehört): „In der Tierwelt nennt man das Markieren“!


Die Mutter des weltbesten Mannes, lernte ich übrigens erst einige Monate später kennen.

Und schon gleich in der ersten Nacht - und ganz und gar nicht spitzfindig - habe ich für einen kleinen Eklat gesorgt.

Genauso wie zuvor der weltbeste Mann bei meiner Mutter, wurde auch ich sofort mit offenen Armen empfangen.

Ich hatte aber auch "gut lachen". Denn, zu diesem Zeitpunkt, hatte ich vom weltbesten Mann bereits (nach fünf Monaten) einen Heiratsantrag bekommen, und angenommen. Und das, obwohl Er eigentlich nie heiraten wollte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Zu Ehren unseres Besuches also, hatte die Schwiegermutter in spe nun extra eine (einzelne) „Kingsize-Bettdecke“ besorgt - und sogleich augenzwinkernd präsentiert.

Über dem Schmuckstück von Riesenbettdecke, hatte sie noch eine - wahrlich meisterhaft - selbstgehäkelte Tagesdecke drapiert.

Am nächsten Morgen - ich hatte zur Abwechslung mal tatsächlich wie ein Stein geschlafen - wunderte ich mich verschlafen.
In was in aller Welt hatte sich der weltbeste Mann neben mir denn da bloß eingewickelt?

Als ich augenreibend an mir hinunterblickte wurde mir klar - ich hatte die ganze Decke für mich alleine beansprucht, und diese wie eine Paketschnur fest um meinen Körper geschlungen.

Der weltbeste Mann hatte sich im Laufe der Nacht irgendwann geschlagen gegeben, und aus der Not heraus in die gehäkelte Tagesdecke gerollt.

Natürlich fiel der Schwiegermutter in spe, als sie uns zum Frühstück holen wollte, das sofort auf.

Egal wen ich an diesem Wochenende neu kennenlernte,
"mein Ruf" war mir immer schon vor Lachen prustend vorausgeeilt:

Schwiegermutter: „Mein Sohn (!), musste sich - in die von mir gehäkelte Tagesdecke - einrollen! Weil meine Schwiegertochter in spe, die „Kingsize-Bettdecke!“, die ich extra für BEIDE besorgt hatte, für sich ganz allein beansprucht hat!

Ein Parameter an dem sie erkennen können, dass Sie zum weltbesten Mann auch noch die perfekte Schwiegermutter erhalten haben:

*Sie lachen sich bis heute und hoffentlich noch unendlich viele Jahre gemeinsam darüber schlapp!


"Und, würdest du mich wieder heiraten?" frage ich nun, breit grinsend, den weltbesten Mann neben mir im Bett.

Er: Jederzeit und immer wieder." (hält kurz inne)

Ich: "Ja??"

Er: "Ich werde ab jetzt übrigens nichts mehr sagen ...

Ich: Was ... meinst du?"

Er: "Na, was man mir auch nur im Entferntesten als Kritik auslegen könnte. Räum doch die Spülmaschine ein wie du willst. Außerdem kritisierst du mich auch!"

Ich: Ich tue was?

Er: Ja! Du schreibst ja sogar einen Blog über mich!

Da müssen beide lachen.

Ich: Aber, damit kritisiere ich dich doch nicht ...!?

(Pause)

Ich: Irgendjemand braucht hier glaube ich mal ganz dringend einen Kuss!

Er: Damit könnte jemand hier völlig richtig liegen ...

Ich beugt sich zu Er, der sofort genüsslich die Augen schließt.

Er: Ccchhhhhhzzzzzzzzzzpppppphhhhhh ...

Ich reißt ungläubig die Augen auf!

Er (grinsend): War nur Spaß!



Schlafen Sie gut!

Ihre


Jana Hora-Goosmann


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