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Freitag, 17. November 2017

Nr. 121 Von " Träumen ... bis ... Geschichten erzählen "




Fürchte Dich nicht. Genieße. Zur Reue ist später noch Zeit genug.  

Vor ein paar Tagen, als ich auf einem vorbeifahrenden Lastwagen diese Aufschrift gelesen hatte, da stand ich in Laufklamotten an der Ampel und nahm an, flüchtig den Slogan einer biblischen Vereinigung gelesen zu haben. Dann jedoch entdeckte ich auf dem Wagen das Logo der Staatsoper Berlin. Wie ich später herausfand, bezogen sich die Worte auf die Neuproduktion einer Oper von Igor Strawinsky. Für einen kurzen Moment ließ ich den Gedanken zu, vom Leben einen kleinen Hinweis erhalten zu haben. 



Seit ein paar Tagen nämlich, hinsichtlich meines nahenden runden Geburtstags im nächsten Monat, bin ich dann plötzlich doch ein klein wenig nachdenklich geworden. 



Nicht, dass es mir um Falten oder Sonstiges in der Richtung ginge. Natürlich möchte aber auch ich gesund sein und am besten auch bleiben. Ich dachte jedoch öfters daran zurück, wie ich mich damals, mit 20 Jahren, gefühlt habe. Als ich damals gedacht hatte, ab sofort die Welt zu erobern! 
Bald dreißig Jahre später, habe ich zwar so einige Siege, jedoch auch zermürbende Kämpfe gelebt. Und manchmal, da fällt einem das sich wieder Aufrichten, etwas schwerer. Als ich meine Gedanken mit dem weltbesten Mann teilte, dass ich mit 20 Jahren die Welt erobern wollte, sagte dieser nur trocken:

Er:»Denk an Napoleon, was sollte der denn damals sagen? Nach der Niederlage dann auch noch verbannt auf die Insel.«

Ich: »Und dort wurde er wohl sukzessive vergiftet ...«

Er: »Ich glaube, du solltest all diese Pathologie-Krimi-Formate nicht mehr schauen. Langsam nimmt dein Interesse an Gift ein wenig überhand.«

Ich: »Ich mach dir gleich wieder deine Brote fürs Büro, Schatz! Übrigens, wieso eigentlich Napoleon? Weil der etwa auch nicht so lang war?«




Aber Spaß beiseite, seit ein paar Tagen habe ich mich wieder an etwas erinnert, was mir seit einiger Zeit, gerade in etwas schwierigeren Lebenslagen, gar nicht mehr so bewusst war. Nämlich, dass ich mir bei allen widrigen Umständen des Lebens, von denen ich als freiberufliche Kreative wahrlich ein Liedchen singen kann, dass ich mir dabei “trotzdem“ treu geblieben bin!

Ich habe mich, meine Träume und meine Leidenschaft, nicht verraten.

Ich habe deshalb möglicherweise den ein oder anderen Preis gezahlt. Jedoch tut das jeder, auf ganz persönliche Weise.

Und ich werde in jedem Fall eines nicht tun müssen, nämlich, reumütig zurückdenken und mich fragen, weshalb ich es niemals gewagt habe, das zu tun, was ich liebe.




Diese Selbstverständlichkeit, mich – wie auch immer - kreativ ausdrücken zu wollen oder gar zu müssen, hat mich in meinem Leben von Anfang an begleitet. Bis zu meinem zehnten Lebensjahr nämlich, war ich eine absolute Ballettratte. Ich wollte Tänzerin werden. Wäre ich zwischendurch nicht ernsthaft mit meinem Knie erkrankt, ein Loch im Knochen, hätte ich das möglicherweise tatsächlich (auch) durchgezogen.

Er: »Oh, neeee, da hättest du ganz hässliche, abgerockte Füße.«
 

Ich: »Und ich würde (noch) viel früher zum alten Eisen gehören ...«

Danach habe ich jedoch mit Leib und Seele Jazzdance getanzt. In einer Ballettaufführung war ich seitdem übrigens nie wieder. Ich hatte es lange Jahre einfach nicht ertragen können, “nur zuschauen“ zu müssen.




Mit 12 Jahren habe ich mir die Schreibmaschine meiner Mutter geschnappt und habe angefangen, ab und an mal Kurzgeschichten zu schreiben.

Mit dreizehn Jahren habe ich mit einer Freundin im Eiscafé vor einem großen Eisbecher gesessen, und zum ersten Mal mit klopfendem Herzen ausgesprochen:

»Ich möchte Schauspielerin werden.«

Innerhalb meiner Schulzeit habe ich ein Schultheaterstück mitorganisiert und mir meine Rolle, eine Doppelrolle, selbst geschrieben.

Mit 18 Jahren saß ich mit einer anderen Freundin in einem Theaterkurs, als diese irgendwann in die Runde sagte:
 

»Ich erträume es mir, Schauspielerin zu werden.«

Ich war als Nächstes an der Reihe, und sagte:

»Ich erträume es mir nicht. Ich werde Schauspielerin.«



©Luca Faes

Wenn ich so zurückdenke, dann habe ich oftmals auch unpopuläre Entscheidungen getroffen und bin(eben)nicht den vermeintlich einfacheren Weg gegangen. Obwohl ich währenddessen oftmals auch geflucht habe. Nun, dreißig Jahre später - das ist mir im Zuge meiner Gedanken gerade bewusst geworden - möchte ich die Welt nicht(mehr)erobern.

Ich würde sie gerne etwas besser machen.

Diese Entscheidung hat viele Gesichter. Sei es nur, dass ich Sie, auf den Blog bezogen, mit meinen Trötgedanken für ein paar Minuten in eine andere, meine Welt, entführe – oder einfach nur schmunzeln lasse. Oder sei es, dass ich Sie mit der Darstellung einer Rolle so nachhaltig berühre, dass Sie den Menschen hinter der Rolle vergessen und in eine fremde Geschichte eintauchen können. Oder auch ... dass mein neuer Roman, den Sie ab nächstem Jahr werden lesen können, sie packt und bestenfalls, die Seiten gierig umblättern lässt ... oder ...




Manchmal bin ich nach wie vor zu ungeduldig, aber es stimmt wohl: 

Der Weg ist das Ziel.

Während meines längeren Amerikaaufenthalts damals, von dem ich hier bereits ein paar Mal erzählt habe, war der großartige Corey Allen einer meiner Lehrer. Möglicherweise ist er Ihnen noch ein Begriff aus dem Film »Denn sie wissen nicht, was sie tun«, damals hatte er den Widersacher von James Dean gespielt. Zu Anfang des Workshops hatte er unsere Gruppe reihum erzählen lassen, weshalb wir denn(überhaupt) Schauspieler sein wollten. Damals war ich Ende zwanzig, und diese Frage hatte mir seit ein paar Jahren keiner mehr gestellt, sodass ich mich mit meiner Antwort irgendwie selbst überraschte. Nun jedoch, 20 Jahre später, macht sie für mein Leben völlig Sinn. Ich sagte damals also nicht, was ich tatsächlich - und nach wie vor so - empfinde:

»Weil ich es liebe, in andere Figuren zu schlüpfen, weil es meine Leidenschaft, mein Leben ist ... etc.«

Ich antwortete: »Because ... I want to tell stories. All over the world.«




Schlafen Sie gut,

Ihre Jana Hora-Goosmann


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