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Freitag, 14. September 2018

Nr. 139 Grüße vom Set!




Wenn man so wie ich gerade, für eine längere Zeit in der Stadt gearbeitet hat, in der man mal dreizehn Jahre lebte, dann ist das bisweilen ein wenig schizophren. Nun lebt man nämlich in einem Hotel, das – für meine jetzigen, Berliner Verhältnisse – nicht unweit von der alten Wohnung entfernt ist, mit einem Ausblick auf die Dächer der Stadt, die dem, von vor vielen Jahren ähneln. Und doch ist alles anders. 
Man trifft sich zwar mit der Mutter am Dom, wie früher auch, trotzdem holt man ein paar Stunden später die Zimmerkarte vom Hotel hervor und eben nicht den Schlüssel zur Wohnung. 

Für einen Moment lässt man den Gedanken zu, wie es denn wäre, wenn man sich jetzt einfach auf den Weg ins alte Viertel, oder wie der Kölner zu sagen pflegt, »Veedel« machen würde, um wieder in der alten Wohnung zu leben. Wie würde man, wäre man im Rheinland geblieben - wo ich ja aufgewachsen bin - überhaupt jetzt leben? 
Dann trifft man, nach unendlich vielen Jahren, im Supermarkt um die Ecke des Hotels, doch tatsächlich eine alte Bekannte. Diese ruft über die Köpfe der Anwesenden hinweg: »Jana? Du kannst doch nicht genauso aussehen, wie vor dreißig Jahren? Wieso lebst Du im Hotel? Du lebst nicht mehr in Köln?« Abgewandelt, habe ich diese Frage in der letzten Zeit, tatsächlich des Öfteren zu hören bekommen. Bisweilen mit einem ungläubigen Unterton, das ein oder andere Mal sogar latent tadelnd: »Wieso zieht man denn aus Köln weg? Und dann auch noch nach Berlin?«

An einem Drehtag, der für mich ausnahmsweise mal nicht bis zum Ende ging, machte ich mich bei strahlendem Sonnenschein dann tatsächlich noch mal auf, um den Weg zu meiner alten Schauspielschule, und dann noch ein Stückchen weiter, zur alten Wohnung abzulaufen. Auch dort traf ich wieder jemanden, den ich von früher mal flüchtig kannte, und die Gesichter der Menschen die sonst noch so an mir vorbei spazierten, kamen mir oftmals bekannt vor. War es womöglich der Kölsche Klüngel, der gerne unter sich und in seinem Veedel blieb, oder doch nur der Gedanke an alten Zeiten?

Auf dem Weg zurück nach Berlin, am Abend des 11. Septembers 2018, erinnerte ich mich dann daran, wie ich am 11. September 2001, diesem schicksalhaften Tag, in meiner alten Kölner Wohnung gesessen hatte, die Umzugskartons für Berlin größtenteils schon gepackt. Siebzehn Jahre später - da bin ich schon vier Jahre länger Berlinerin, als ich Kölnerin war - sitze ich also tatsächlich im Zug von Köln nach Berlin, und lasse die vorangegangen Tage noch mal Revue passieren. Da kam mir plötzlich der Gedanke, dass man die erneute Begegnung mit einer Stadt, in der man durchaus wichtige Jahre verlebt hatte, möglicherweise sogar mit dem Aufeinandertreffen einer alten Liebe vergleichen könnte. In meinem, Kölner Liebes-Fall hatte man ein paar ziemlich gute Jahre miteinander, bis es mir irgendwann zu eng geworden war und ich befürchtete, wenn ich jetzt nicht gehen würde, ich in meinem Leben womöglich nie wieder etwas anderes zu sehen bekäme. Trotzdem, hatte man all die Jahre immer mal wieder einen wehmütigen Gedanken nach Köln geschickt. Nun, etliche Jahre später, traf man für länger wieder aufeinander, und ich fühlte mich auf Anhieb wohl. Was erst mal nicht verwunderlich war, schließlich hatte man damals ja gute Gründe gehabt, so viel Zeit miteinander zu verbringen. 

Man freut sich über den Charme und Witz, diese Offenheit, die in Berlin ja – erst mal – eher Mangelware ist. Man weiß auch die Veränderungen zu schätzen, da die Ex-Liebe sich vom Stadtbild her, nicht hat gehen – sondern hier und da echt, was einfallen - lassen hat. Die »nachfolgenden Lieben« sind einem ebenbürtig oder zumindest nachvollziehbar. Also freut man sich tatsächlich, jeden Tag aufs Neue, aufeinandergetroffen zu sein. Flirtet sogar eine kleine Runde mit und ertappt sich bei dem Gedanken, wie es denn wäre, die alten, heimatlichen Gefühle noch mal auflodern zu lassen. Denn Köln war immer gut zu einem.

Und dann, im Zug kurz vor Berlin, nachdem das Deutsche Bahn Personal gewechselt hat und somit die nächste Durchsage ansteht, »schreit« plötzlich die Deutsche Bahn Angestellte – den Berliner Bären aber so was von, im Ton und Herzen tragend – erst mal ein richtig deftiges »Herzlich willkommen!«, ins Mikro.

Da versteht man verblüfft ... man ist (erst jetzt) wieder zu Hause!

Denn ... es gibt Städte, in denen man (auf)wächst. Und dann gibt es die Städte, in denen man erwachsen wird.

Ick bin ein Berliner, wa?

Home is, where my heart is. 


Manchmal ... bin ich aber trotzdem auch noch »dat lecker Mädschen ... ;-)« 

Und hier die Bilder zum Text:
 (Zum Vergrößern bitte klicken)







Nächste Woche gibt es dann wieder mal ein Bilderrätsel. Und die Woche darauf ... bin ich beruflich wieder unterwegs - diesmal tatsächlich ganz woanders ;-). 
Ich hoffe, ich schaffe es dann wenigstens einen kurzen Gruß (vom Set) mit Ihnen zu teilen. 

Wird schon, wa? 

Schlafen Sie gut! 

Ihre Jana Hora-Goosmann


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