Nun stand der weltbeste Mann mit triumphierendem Blick und breit grinsend vor mir, über die Schuhe zwei blaue Plastiküberzieher gezogen, ich musste zweimal hinsehen. Aber es blieb, was es war, der weltbeste Mann sah tatsächlich aus wie ein Tatortreiniger, zumindest an den Füßen, Pardon, Schuhen.
»Die gab es im Baumarkt für die Kunden, die in der Bäderabteilung über diese speziellen Fliesen gehen wollten. Jetzt kann ich in meinen Straßenschuhen durch die ganze Wohnung laufen«, vollführte er, von einem Bein aufs andere hüpfend, ein kleines lustiges Tänzchen. Ich musste kurz an diesen Tatortreiniger aus Dresden denken, der vor ein paar Wochen mit der Werbung auf seinem Firmenwagen für einen kleinen Aufreger gesorgt hatte. »Ihre Schwiegermutter nervt?«, war wohl nicht nur einigen seiner Mitmenschen, sondern auch dem Werberat sauer aufgestoßen. Ich hingegen verfiel an diesem Morgen in gackerndes Gelächter. Jedoch, von einem Moment zum nächsten, war ich schlagartig wach. Unabhängig von all den Filmen, die ich im Laufe meines Lebens gesehen habe, in denen der Mörder, akribisch gut vorbereitet, vor der Tat schnell noch die Böden oder gar alle Möbel mit Plastikfolie abdeckt, kam mir plötzlich der ein oder andere wahre Mord wieder in den Sinn. Diese tatsächlich im wahren Leben begangenen Mordtaten, die ich mir nach wie vor zu vorgerückter Stunde und zum "Relaxen" anschaue. Meist trötet der weltbeste Mann dann bereits schon selig neben mir auf dem Sofa vor sich hin. Böse Zungen mögen behaupten, dass das eine womöglich mit dem anderen zu tun hat ... aber zurück zum Mord und demnach Tatort. Als Schauspielerin interessiert mich natürlich, wieso sich jemand zum Beispiel nicht "einfach" scheiden lässt und stattdessen "lieber" einen Mord begeht. Oftmals bin ich über das perfide Verhalten wirklich erstaunt, manchmal frage ich mich, ob das Opfer es womöglich nicht sogar hätte kommen sehen müssen – was natürlich ganz fürchterlich vermessen ist. Das ist ungefähr so, wie sich auf dem Sofa sitzend eine Quiz Show anzusehen und mithilfe von google mitzuraten. Der Mensch ist immer für eine Überraschung gut und das Leben schreibt bekanntlich die unglaublichsten Geschichten, weshalb ich an besagtem Morgen also, wenngleich auch nur halbherzig, tatsächlich in Erwägung zog, dass mein cleverer Mann sich womöglich einfach nur naiv stellte und in Wahrheit bereits vorgesorgt hatte. In meiner schier grenzenlosen Fantasie sah ich mich in den Keller gehen und dort mit bebenden Händen eine brandneue XXL Malerplane entdecken. Von wegen Fliesen in der Bäderabteilung! Nachtigall, ick hör dir trapsen! Aber der weltbeste Mann verabschiedete sich mit einem dicken Schmatzer, trampelte dann noch einmal extra lange mit seinen Überziehern über den hellen Teppich im Flur herum, was ihn später im Überschwang beinahe vergessen ließ, sich die Dinger an der Tür wieder abzustreifen. Ich hab trotzdem gelacht. Nein, dachte ich, es gab definitiv keinen Grund für eine XXL Malerplane! Und schon gar nicht nur deshalb, weil ich den weltbesten Mann, seit wir umgeräumt und den hellen Teppich vom Schlafzimmer in den Flur geräumt hatten, scheinbar damit nerve, dass man speziell diesen Teppich "womöglichbitteundeigentlichin jedemundsomitaufgarkeinenFall", mit Schuhen betritt! Das hatte seitdem zu den aberwitzigsten Verrenkungen geführt, sodass ich deshalb verstärkt wieder an das alte Sprichwort "Was man nicht im Kopf hat, das hat man in den Beinen", denken musste. Denn kaum waren die Schuhe an der Wohnungstür angezogen, hatte man auf der anderen Seite des Teppichs garantiert mal wieder etwas vergessen, den Schlüssel, die Handschuhe, was auch immer. Also fängt man an zu springen und sich zu verrenken, wobei man erleichtert herausfindet, dass die Breite des eigenen Schuhs sich perfekt in die kleine Lücke einfügt, zwischen Teppichende, nacktem Boden und Fußleiste, während man in Richtung Wand gepresst versucht, möglichst nicht den mächtigen Flurspiegel von der Wand zu reißen. Natürlich sind wir auch schon darauf gekommen, den Teppich in solchen Fällen mal kurz umzuklappen. Den Teppich in dieser Position dann jedoch so liegen zu lassen, das birgt ein neues Problem. Die Katze ist dann nämlich garantiert der Meinung, man hätte ihr (selbstredend) eine (weitere) neue Kratzfläche zur Verfügung gestellt. Als ob sie dafür eine Einladung bräuchte, aber das ist eine andere Geschichte - SEUFZ. Tatsächlich ist dieser Teppich im Flur auch der einzige Teppich in unserer Wohnung, den ich ab und an auf allen vieren kniend und mit einem speziellen Aufsatz absauge. Als der weltbeste Mann das mal live mitbekam, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Nun könnte man meinen, ich sei ein wenig überpenibel – aber weit gefehlt! Diesen Teppich und mich, uns verbindet einfach etwas! Und das kam so … kurz nachdem wir ihn nach ein paar Jahren vom Schlafzimmer in den den Flur gelegt hatten, da war mir plötzlich irgendwie so gewesen, als sei mir seine, mit den Jahren leicht angegraute Farbe ein Dorn im Auge. Spontan wie ich in solchen Dingen bin, hatte ich ihn, nach kurzer Recherche im Internet und auf die schnelle Trocknung der Sommersonne hoffend, ins Bad gehievt. Da der Teppich nicht übermäßig groß ist, war das noch ziemlich gut zu bewerkstelligen gewesen. Dann jedoch ... haben Sie schon mal einen ... mit Wasser vollgesogenen ... Langflor Teppich ... ein paar Meter weit geschleppt? In meinem Fall war das durch die Wohnung – tropf-tropf-ächz - bis auf den Balkon hinaus. Dort habe ich den Teppich dann liebevoll wie ein Veggie-Schnitzel gewendet, gedreht und geklopft, den eigenen Rücken bereits arg vergrätzt. Man wird eben nicht jünger und auch nicht weniger "seltsam", wohl eher im Gegenteil. Da war der Ausspruch des weltbesten Mannes am Abend mit »Du Waschbär« und »Reinliche Rheinische«, noch eine der harmloseren Varianten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hatte ich derweil in gekrümmter Haltung auf dem Sofa gekauert und deshalb nicht anders gekonnt, als die besorgte Litanei über mich ergehen zu lassen. Bis ich irgendwann trotzig ausrief: »Dann bin ich eben ein Waschbär, ich mag es nun mal sauber. Punkt.« Womöglich ist Ihnen nun endgültig klar geworden, dass dieser Teppich nicht einfach nur ein Teppich ist. Er ist eine Aufgabe. Meine Aufgabe. Ich habe mir nicht umsonst den Rücken verknackst, das können Sie mir glauben! Womöglich würde ein anderer Teppich die Lage und Rücken entspannen, ganz bestimmt sogar. Ein nicht ganz so heller Teppich. Aber davon sind wir noch mindestens eine erneute Badewannen Waschung nebst Rücken-AUA entfernt. HUGH! In Momenten, in denen der weltbeste Mann und ich ein wenig vergrätzt miteinander sind, auch das kommt vor, frage ich mich neuerdings, ob er dann womöglich völlig entfesselt mit Straßenschuhen und ohne Überzieher dafür aber mit diabolischem Grinsen, über den Teppich läuft!? Vor und zurück, hüpf und doppelhüpf. Dazu, ich kann nicht anders, fällt mir mühelos eine Anekdote aus meinem Schauspielerleben ein … als sich bestimmte Dreharbeiten in der Vergangenheit mal ausnahmsweise nicht gaaaanz so angenehm gestaltet hatten und ich am Abend im Hotel, erschöpft und verstimmt, im Fernsehen nur ein einziges Programm empfangen konnte. Es lief ein (mir bereits aus etlichen schlaflosen Nächten bekanntes) Doku-Format:
"Wenn Frauen töten".
Was glauben Sie wohl ... es verging keine Minute und ich war wieder "bester Laune".
Liebe Leserinnen, liebe Leser, an dieser Stelle ein herzliches Willkommen zurück! Ich hoffe, Sie haben die Winterpause gut verbracht und sind guter Dinge. Apropos Schauspielerleben ... wenn Sie mögen, dann können Sie sich den vor Kurzem gesendeten Film "Kryger bleibt Krüger"(und mich) noch bis Juni 2020 in der ARD Mediathek ansehen.
Ein "gute Laune" Film ganz ohne Mord und mit Happy End!
https://www.daserste.de/unterhaltung/film/filme-im-ersten/sendung/kryger-bleibt-krueger-102.html#
In diesem Sinne ...
... schlafen Sie gut!
Ihre Jana Hora-Goosmann
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danke fürs Aufschreiben...in Lockenwicklern kann man auch Bienenköniginnen transportieren...Nobert Scheuer 'Winterbienen'...
AntwortenLöschenps: hier ist der Kommentar richtig...entschuldige...