Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ich hoffe, es geht Ihnen gut!
Eigentlich hatte ich vorgehabt, am heutigen Freitag, eine weitere Corona-Story zu posten. Stattdessen jedoch, im Zuge von Corona bedingtem Homeoffice beim weltbesten Mann ... da war mir plötzlich – oh Wunder – viel eher danach, einen kurzen Corona-Realitätscheck zu (be)schreiben.
Das Wichtigste zuerst: Wir und unsere Liebsten sind nach wie vor gesund – weshalb man neuerdings aus dem Klopfen ja kaum mehr rauskommt. Das Leben ist derzeit nicht mehr das, was es mal war. Unglaublich, wie schnell man sich konditionieren kann, den neuen – und zu Recht nicht mehr nur freundlichen - Empfehlungen zu folgen. Neuerdings, wenn der weltbeste Mann und ich uns also einen Film im Fernsehen anschauen, dann zucke ich bereits unmerklich zusammen, wenn Menschen einander die Hand schütteln, zu nah beieinander stehen oder gar (zum ersten Mal) küssen. Erst gestern im Park habe ich mich dabei ertappt, wie ich flinken Auges Zeuge einer "ungehörigen Zusammenrottung" von vier, eng zusammengehenden Personen wurde. Eigentlich von fünf Personen, aber das Baby im Tragegurt der Mutter habe ich mal nicht mitgezählt. Die Polizei patrouillierte just in dem Moment mit dem Wagen, und so konnte ich haarscharf beobachten, wie die zwei Frauen sich sofort von der Gruppe zurückfallen ließen.
Unser aller Focus hat sich verschoben.
Im Fernsehen kommen mir Gruppenansammlungen neuerdings vor, wie ein Corona-Splatter-Movie. Auch die Must-haves von 2020 haben sich radikal verändert.
Vor ein paar Tagen, als ich mit dem weltbesten Mann zwecks eines Brotkaufs schlendernd unterwegs war, da überholte uns ein elegant gekleideter Mann, dem ein Doppelpack Toilettenpapier lässig vom Handgelenk baumelte. Das "neue Gold" trug er so dermaßen selbstbewusst, als wäre es eine Aktentasche von Gucci. Und da wir schon mal bei Namen sind ... ein paar Schritte weiter, standen der weltbeste Mann und ich dann, zum ersten Mal in unserem Leben, in einer Schlange vor dem Supermarkt. Neuerding bekommt man den Zutritt von einem Angestellten zugewiesen.
»Das ist ja wie im Osten hier«, murmelte der weltbeste Mann dann auch gleich, während zeitgleich eine Frau freudestrahlend den Supermarkt verließ, eine große Packung Klopapier in der Hand, woraufhin ihr vereinzelte Menschen aus der Warteschlange doch tatsächlich applaudierten, gepaart mit anerkennenden, gutturalen Lauten! So muss es sich wohl anfühlen, dachte ich, wenn man bereits die Nacht zuvor vor dem Apple Store kampiert hat, und dem ersten Käufer des neuen I-Phones "sabbernd" dabei zusehen muss, wie dieser den Heiligen Gral bereits triumphierend in die Höhe streckt! Absurd.
Aber zurück zum Brot, einem ganz speziellen Brot, nämlich dem "Hauptstadtbrot". Vom Bäcker jeden Tag frisch gebacken, seit ein paar Monaten in diversen Supermarktfilialen an der Brottheke erhältlich.
Da wir nur das Brot wollten, durften wir uns recht schnell aus der Schlange lösen, unter den Argusaugen des Angestellten und mit Ansage: »Ich habe Sie im Blick, nur Brottheke!«
Leben und Einkaufen in Zeiten von Corona. Tatsächlich gehen der weltbeste Mann und ich bereits seit geraumer Zeit vorsichtig und bedacht mit der vorherrschenden Corona-Krise um, bis dato jedoch (noch) nicht hysterisch. Wir haben weder Hamsterkäufe getätigt noch sonst wie am Rad gedreht, und gehen gerade (trotzdem) jeden Tag spazieren, da es wichtig für die Schleimhäute und die Gesundheit ist – halten uns sonst jedoch zurück. Meine Hände habe ich mir im Übrigen schon seit Jahren akribisch gewaschen und schon immer ein kleines Desinfektionsspray bei mir geführt, auf Veranstaltungen habe ich mir nach mehrmaligem Händeschütteln sogar manchmal die Hände unauffällig unter dem Tisch oder "in meiner Handtasche" desinfiziert. Normal also, oder? Nun, seit ein paar Tagen, kann jedoch auch ich mich nicht mehr dem Einfluss aller Informationen entziehen – wie lange sich die Viren auf Oberflächen halten, dass sie eine Hülle haben und deshalb sehr gut auf Seife ansprechen ... und ... und ... und. Das birgt eine völlig neue Dimension einer Art Memory-Logistik, sprich: Was habe ich womit und wann mit oder ohne meine Handschuhe angefasst, etc. Irgendwann jedoch, wenn man erschöpft innehält, überfällt einen auch eine kleine Spur Fatalismus, denn man hat eben nur einen kleinen, nämlich seinen Teil, unter Kontrolle.
Und in Zeiten von Corona und Homeoffice, hat man nun auch noch ganz andere, neue Dinge zu bewältigen – zum Beispiel das (Fort)Führen einer Ehe. Wussten Sie eigentlich, dass die Corona Krise mit der dazugehörigen Quarantäne, die Scheidungsrate in China explosionsartig hat in die Höhe schnellen lassen?
Als Freiberuflerin bin ich ziemlich gut darin meinen Tagesablauf durchzutackten und die To-do-Liste abzuarbeiten. Der weltbeste Mann zieht seinen morgendlichen Ablauf während der Homeoffice Zeit ebenfalls durch, um irgendwann ins Büro - sprich ins Wohnzimmer - zu gehen. An Tag drei jedoch, hartnäckig und fies, schlich sich plötzlich eine latent schwelende Falle, nämlich das Prokrastinieren ein.
ER: »Tag 3. Warum haben die Türen in unserer Wohnung eigentlich alle verschiedene Rahmen?« (Altbau lässt grüßen)
Sie ahnen es schon ... das wird noch lustig! So wie auch die Frage, ob und wie der weltbeste Mann demnächst mal wieder an sein Auto kommen will. Dieses steht nämlich in einer, zu einem Hotel gehörenden Tiefgarage, und in diese kommt man nur mittels einer Dauerparkkarte raus und rein. Dumm gelaufen aber, dass eben diese Karte friedlich im Wagen schlummert und der andere Zugang, durch die Hotellobby, nun nicht mehr möglich ist. Von heute auf morgen nämlich, hat das Hotel nun wegen Corona bis Ende April geschlossen.
Hhhhmmm.
ICH: »Tag 5. Hab ich dir letzten Sonntag nicht noch eindringlich dazu geraten, die Karte schnell zu holen? Tja, shit happens. Hoffentlich haben wir noch genug Klopapier.«
Schlafen Sie gut ... und bleiben Sie gesund!
Ihre
Jana Hora-Goosmann
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