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Freitag, 11. Juli 2014

Von " Aberglauben bis Vielleicht? "



Laut Zeitungsmeldungen, hatte sich ein brasilianischer Voodoo-Priester aus Rio de Janeiro eine Sache fest vorgenommen:


Die deutsche Nationalmannschaft mit einem Fluch zu belegen.



In einem kleinen Einspieler demonstrierte er dann auch bereitwillig, wie er - stellvertretend für die Spieler und anhand kleiner Püppchen - deren Beine zusammenbinden würde und infolgedessen der Spieler dann nicht mehr würde laufen können. Das hätte auch schon bei anderen Spielen geklappt.



Das wahrlich grandiose Ergebnis vom Spiel - Brasilien gegen Deutschland - das kennen wir wohl alle und es spricht, falls der Voodoo-Mann sein Vorhaben tatsächlich durchgeführt haben sollte, nicht unbedingt für seine Erfolgs-Quote.



Da diese sieben Tore für Deutschland aber tatsächlich auch etwas Magisches hatten, kam mir in diesem Zusammenhang etwas in den Sinn, das ich vor Jahren mal gehört hatte:



Angewandte schwarze Magie kennt den Weg zurück - und kann sich auch ganz schnell gegen den „Verflucher“ wenden.



Man könnte aber auch ganz profan sagen: „Wer anderen eine Grube gräbt ...“



„Esoterikbimbam“, pflegt der weltbeste Mann übrigens sofort und ohne Ausnahme zu sagen, sobald es auch nur ansatzweise um Themen wie Magie, Energie und auch Glauben geht.



Beim Thema Glauben ist man ja übrigens auch ganz schnell beim Aberglauben.



Miroslav Klose, zum Beispiel, soll vor einem Spiel immer als erstes den rechten Schuh anziehen und den Platz auch immer zuerst mit dem rechten Fuß betreten - denn dann, würde meist ein Tor fallen. Damit ist der Rekordschütze übrigens nicht allein.



Ich kenne kaum jemanden der, obwohl sie oder er vielleicht erst protestiert, nicht doch eine heimliche, abergläubische Ader hat.



Bei mir sind es tatsächlich die Socken. So ziemlich fast alles habe ich mit den Jahren siegessicher durchbrochen - wie zum Beispiel an einem Dreizehnten zu heiraten, mit einer schwarzen Katze aufzuwachsen, völlig problemlos unter Leitern hindurchgehen zu können, und bestimmt noch die ein oder andere Sache mehr - nur die Socken, die ärgern mich ab und an immer noch.



Als ich nämlich ein kleines Mädchen war, pflegte meine Mutter zu sagen, dass wenn ich mal eine Socke oder auch ein anderes Kleidungsstück verkehrt herum angezogen hatte, das Unglück brächte. Das hätte schon meine Oma gesagt. Danke, Mami!



Ich weiß nicht wie oft ich schon morgens in der Früh verschlafen und noch ohne Kaffee nach meinen Laufklamotten gegriffen und erst beim Zurückkommen bemerkte hatte, dass zum Beispiel mein Laufshirt verkehrt herum war. Alles kein Problem für mich - aber die Socken, die lassen mich tatsächlich auch noch mit 46 Jahren kurz stutzen.



Da ich ein großer Fan davon bin Verhaltensmuster über kurz oder lang auch mal wieder zu durchbrechen, ärgert mich das. Denn, um ganz ehrlich zu sein, ich habe tatsächlich noch nie geschafft die "Sockenproblematik" komplett zu ignorieren.



Grundsätzlich bin ich übrigens sehr wohl in der Lage mich vernünftig anzukleiden und rede auch nur von schwarzen Socken, die im schummerigen Tageslicht und meiner stetig einsetzenden Altersweitsichtigkeit manchmal schwer klar zu unterscheiden sind.



So etwas wie ein Talisman zum Beispiel kommt mir bei wichtigen Terminen und auch sonst nicht in die Handtasche. Da reicht es mir schon, wenn ich die Socken richtig rum anhabe ...!



Nein, im Ernst. Das ist doch anstrengend! Da muss man sich bei wichtigen Terminen - denn sonst würde man ja keinen Talisman "brauchen" - nun also auch noch darauf konzentrieren, dass der Glücksbringer mit dabei ist!



Um mal beim Fußball zu bleiben, hier noch drei Beispiele:



John Terry (FC Chelsea) trägt seit Jahren immer dieselben Schienbeinschoner. Als sein Glückspaar bei einem Gastspiel mal nicht aufzuwinden war, suchte er so lange, bis er sie endlich wieder gefunden hatte.



Danielle de Rossi, italienischer Fußballspieler, trug bei der WM 2012 bei jedem Spiel ein Trikot mit jeweils einem langen und einem kurzen Ärmel - und beim Einlaufen, da klopfte er angeblich immer kurz gegen die Kabinendecke.



Auch an die Phase, als Jogi Löw fast durchgängig bei jedem Spiel einen blauen Pullover getragen hatte, mag sich der ein oder andere bestimmt noch erinnern.



Das gibt es aber auch in der Showbranche:



Ben Affleck, zum Beispiel, war, als er seinen Oscar für den Film Aragon entgegen genommen hatte, ganz schön bärtig ... noch in derselben Nacht rasierte er sich das " Existentielle-Gewächs" auf einer Party ab - denn er hatte den Bart nur als Glücksbringer weiter wachsen lassen.



Der grandiose Christian Bale, hatte sich für seine Rolle in American Hustle eine richtige Plauze stehen lassen. Im Laufe der Dreharbeiten entwickelte sich im ganzen Team nun plötzlich das Ritual, ihm, wie einem glücksbringenden Buddha, kurz vor dem Take über die Wampe zu streichen. Irgendwann wurde Bale das zu viel und so ließ man wieder davon ab.



Bei 10 Nominierungen kein einziger Oscar. Was wäre wohl passiert, sie hätten es weiter fortgeführt ;-)?



Auch Karl Lagerfeld geht angeblich nie ohne sein Schmusekissen an Bord eines Flugzeuges, das er schon als Kind für seine erste Flugreise bekommen hatte.



Das ist doch alles herrlich verrückt, oder? Man entscheidet sich für einen Talisman oder eine bestimmte Vorgehensweise, um in einer ganz bestimmten Situation "besser" zurecht zu kommen.



Gleichzeitig stellt man sich aber irgendwie selbst ein Bein indem man davon abhängig wird.



Während ich diese Zeilen schreibe, blitzt eine ungeheuerliche Erinnerung in mir auf. Vor sechs oder sieben Jahren, da hatte ich mir doch tatsächlich folgenden, abergläubischen Tick zu eigen gemacht:



Bei Dingen, die mir wirklich immens wichtig waren – da habe ich nicht nur drei Mal auf Holz geklopft, oh nein!



Mit der Zeit, hatte sich das Ganze tatsächlich auf bis zu 10 Mal schnell hintereinander klopfen gesteigert - dann folgte eine kurze Pause - und zum Schluss noch 3 Mal lang klopfen!!!



Darf man eigentlich niemandem erzählen.



Zu meiner Ehrenrettung sei vielleicht noch erwähnt, dieses Ritual wurde tatsächlich nur bei ganz ausgesuchten Gelegenheiten abgearbeitet. Da sind die Socken ja wahrlich das kleinere Übel, oder?



Überhaupt scheine ich mich im Laufe der Jahre von vielen Dingen verabschiedet zu haben - und das ist gut so.



Hätte der weltbeste Mann mich schon Jahre früher kennengelernt, in einer Phase zum Beispiel in der ich jede Wohnung, die ich neu bezogen hatte, erst mal mit Räucherstäbchen ausgeräuchert hatte - um schlechte Energien zu vertreiben - so einiges hätte für Zündstoff gesorgt und vielleicht auch zu keiner Ehe geführt ...



Das heißt übrigens nicht, dass ich den Dingen nach wie vor nicht grundsätzlich offen gegenüber bin oder keinen Respekt vor Kulturen oder Ritualen hätte. Nach wie vor lasse ich es mir auch nicht nehmen zu behaupten, dass es manchmal Dinge zwischen Himmel und Erde gibt die wir nicht erklären können und auch, dass der ein oder andere Mensch die ein oder andere Gabe mitbekommen hat, die der Durchnittsbürger - zumindest nicht bewusst - besitzt.



Aber mittlerweile kann auch ich ziemlich gut damit leben, dass ich noch lange nicht auf jede Frage eine Antwort gefunden habe und auch nie werde.



Das absurde an manchen Dingen ist ja, dass man sie ja eigentlich macht um sich selbst vielleicht näher zu kommen - im Grunde aber entfernt man sich. Man vertraut "lieber" in die Lehren eines anderen (Suchenden) als auf sich selbst zu vertrauen.



Gerade als freiberufliche Schauspielerin zum Beispiel ist es manchmal durchaus schwierig in seiner Mitte zu bleiben. In Phasen, in denen das Telefon nicht klingelt und Angebote ausbleiben, hat man oftmals das verzweifelte Gefühl man sei auf einer Backlist gelandet und die einzige Schauspielerin auf der ganzen Welt, die gerade keinen Auftrag hat.



Diese Phasen, die sich grundsätzlich ja ganz schnell auch wieder ändern können, zeigen einem aber auch immer wieder aufs Neue wer man wirklich ist.



Denn oftmals geht es in solch einer Situation dann tatsächlich nur um eine einzige Entscheidung: Legt man sich ins Bett - oder macht man weiter - mit der Arbeit an sich und dem Fortkommen?



Ich zum Beispiel mache weiter - schon seit über zwanzig Jahren.

Okay, um ganz ehrlich zu sein, manchmal lege ich mich auch erst ins Bett - und dann mache ich weiter ...;-)



Während ich diese Zeilen schreibe, starrt im Bett neben mir der weltbeste Mann an die Decke. Unsere vorangegangene Diskussion, in der es von Heil-Kristallen bis hin zu Religion ging – was für den weltbesten Mann die Wahl zwischen Pest oder Cholera bedeutet - scheint ihn wohl nachhaltig zu beschäftigen.



Er: "Mit Glauben und Religion wird ein Riesen Geschäft gemacht.

Von anderen Menschen! Der Papst ist auch nur ein Mensch!"



Ich: "Ja, ich weiß. Trotzdem sollte man jedem Menschen selbst überlassen wie er am besten durch seinen Tag kommt. Wenn das nun mit Religion, Heilkristallen oder bei Vollmond angerührtem Büffeldung ist - dann ist das eben so. Du magst es ja auch nicht, wenn man dir reinredet."



Er: Anderes Beispiel - schau dir mal an, wie viel Geld erwachsene Menschen allein dafür ausgeben, dass jemand anderer ihnen erzählt was sie essen dürfen und was nicht, um abzunehmen!"



Ich: "Ja. Was für ein Privileg."



Ganz ehrlich, ich kriege jedes Mal die Krise wenn schon wieder ein Prominenter ein Buch über Gewichtsprobleme geschrieben hat und damit dann in jeder Talkshow sitzt.



Jeder von uns hat doch mal mehr oder weniger ein pfundiges Problem.



Solange es aber Menschen gibt die nicht die Wahl haben ob sie hungern oder schlemmen wollen - empfinde ich eine öffentliche Auseinandersetzung über Wohlfühlkilos als wirklich überflüssig.



In diesem Zusammenhang fällt mir eine Frage ein, die ich letztens - so oder so ähnlich - in irgendeiner Zeitschrift gelesen hatte:



Wenn es Gott wirklich gäbe und Sie hätten seine Telefonnummer -erwischten aber nur seinen Anrufbeantworter - welche Nachricht würden Sie ihm hinterlassen?



Ich denke, dass ich ihn fragen würde, wo zum Teufel er sich rumtreibe - denn hier auf der Erde, da gäbe es wahrlich genug zu tun. Unter anderem Konflikte zu schlichten, deren Ursprung mal in seinem Namen - und dem seiner Brüder im Geiste - entstanden waren.



Vielleicht zu harsch fürs erste Gespräch? Immerhin hatte man ja vielleicht gerade eben erst erfahren, dass es tatsächlich einen Gott gibt! Nach all den Jahren, in denen man sich mit dem Bodenpersonal hatte rumschlagen müssen, konnte man nun endlich mal den Chef sprechen!



Also vielleicht erst mal nur ganz vorsichtig:Wo bist du?“



"Lass uns eine Sekte gründen..." murmelt der weltbeste Mann nun schläfrig neben mir und dann: "Damit kann man heutzutage richtig reich werden ..."



Keine Minute später, ertönt schon wieder das altbekannte Tröten. Man könnte fast meinen, der weltbeste Mann schläft nicht wie andere Menschen ein, sondern fällt kurzfristig einfach ins Koma.

(Ich glaube, gleich muss ich doch noch 13 Mal klopfen!!!)



Hätte Michael Jackson das gekonnt, vielleicht hätte Jacko sich in stressigen Zeiten dann nicht jeden Abend dem Propofol hingegeben - und würde vielleicht noch leben?



Vielleicht. Vielleicht wäre dann aber wieder etwas anderes.



Denn - irgendetwas ist ja immer. Oder?



Und, vielleicht hat ja doch alles einen höheren Sinn?



Also, packen wir es an.



Auch, wenn wir uns dazu vorher vielleicht erst noch mal kurz ins Bett legen müssen ...!



Schlafen Sie gut!



Ihre



Jana Hora-Goosmann

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