Nie in seinem Leben wollte der weltbeste Mann zwei Dinge:
1. Heiraten.
2. Im Osten Berlins wohnen.
Als er mich traf, nahm das Schicksal jedoch seinen Lauf ... und
war, wie auch schon der Roman Titel von John Green:
Ein mieser Verräter!
Zehn Monate später nämlich, war
der weltbeste Mann verheiratet.
Elf Monate später, wurde er offizieller Anwohner eines
vermeintlich hippen Ostberliner Bezirks.
Und „hipp“, ist nun mal so gar
nicht sein Ding.
Seitdem, lässt der weltbeste
Mann mich dafür büßen.
Nicht für die Hochzeit, nein!
Mit der, hatte er mir nämlich bereits schon nach drei
Monaten Beziehung "gedroht".
Im fünften Monat schließlich hatte
er dann Nägel mit Köpfen gemacht.
Als ich damals, in dem Moment wirklich völlig unvermittelt,
den Heiratsantrag von ihm erhalten hatte, da dachte ich nur zwei Dinge:
Diesen Moment musst du dir jetzt ganz genau merken und - ich
kann doch nicht nach nur fünf Monaten SOFORT „JA“ sagen!
Also hatte ich mir mit den Worten: "Da muss ich jetzt
mal kurz drüber nachdenken ..." eine Bedenkzeit erbeten, die ich aber
ungefähr schon nach 8 Sekunden mit einem "Jaaaaaaaaaa" beendete.
Soweit so gut, das war der
schöne Teil der Geschichte.
Da wir beide zu dem damaligen Zeitpunkt beruflich auf dem
Sprung waren und der weltbeste Mann sogar möglicherweise aus Berlin hätte
wegziehen sollen, einigten wir uns - von seiner Seite aus zähneknirschend -
erst mal auf den Osten.
Denn, dieser Umstand würde sicherlich nur ein paar Monate
dauern, dachten wir. Und dafür war meine Wohnung im Osten aus mehreren Gründen
besser geeignet.
„Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist,
ganz andere Pläne zu machen“, wusste ja schon Goethe.
Und so hatte sich - bis auf unsere Ehe - so einiges an
diversen Plänen auch wieder zerschlagen.
Und wir leben nach wie vor im
Osten.
Nachfolgend eine kleiner Querschnitt von Erlebnissen, die
mir fortan mit dem weltbesten Mann - vornehmlich in Supermärkten und natürlich nur
im Osten - passiert sind:
"Ich" und "Er" schlendern durch die
Gänge des Supermarktes, als sich auf dem Gesicht von "Er" plötzlich
ein schelmisches Grinsen breit macht. Ich ahne was gleich wieder kommt, da
ertönt schon ein Schwall „ weltbester Mann-Sächsisch“, und das geht in etwa so:
Er (laut!) : "Ach, guggemool, des gabs bei uns früher
im Osten niiiiich, da hadden wiiir nuuur dieses, wie hieß des nochamooooooll ...
?
"Ich" flüchtet mit
entgleisten Gesichtszügen zwei Gänge weiter.
Er (ruft noch lauter): „Jo, schämst du disch jetzt für
deinen Menne? Ei vorbibbsch, jo soggemooll, bin isch dir nu peinlisch? Isch bin
doch dein Maaaannn!“
Oder:
"Ich" und "Er" stehen mal wieder an
einer Supermarktkasse - diesmal im tiefsten Berliner Osten.
"Er" greift zu den vielen kleinen, hochprozentigen
Fläschchen neben der Kasse und legt drei Kornfläschchen auf das Band.
"Ich" stellt die Fläschchen mit entsetztem
Gesichtsausdruck wieder zurück ins Regal.
Er (laut, sehr laut): "Wieso? Trinkst
du nicht mehr?"
"Ich" schnappt den
abschätzenden Blick der Kassiererin auf und grinst hilflos.
Der weltbeste Mann und ich haben im Ost-Supermarkt aber auch
schon - selbst für mich - ganz witzige Dinge getan!
Wie zum Beispiel, miteinander zu
tanzen!
Daraus folgere ich, je länger ich darüber nachdenke, dass
der Osten für den weltbesten Mann entweder eine Art „Freifahrtschein für entfesseltes
Verhalten“ bedeutet – oder, ihn schlichtweg tatsächlich einfach nur fertig
macht!
Den Osten zu verlassen um in eine unserer Lieblingsbars zu
fahren, wird grundsätzlich immer mit "Lass uns in den Westen fahren"
angekündigt.
Und manchmal, da wundere ich mich tatsächlich ein kleines
bisschen, dass wir während der großen, weiten Fahrt nicht ein Ausreisevisum
vorzeigen müssen ;-).
Weiter geht’s mit der Arbeitsstelle vom weltbesten Mann -
und die ist natürlich, na? Im Westen!
Nachdem die Vorherige, als er noch West-Berliner war, wo
gelegen war? Im Osten!
Wenn wir irgendwo im Westen sitzen dann kommt natürlich -
mittlerweile sogar auch schon von dem ein oder anderen Anwesenden (!) - der
beflügelte Satz:
"Das gibt’s nur im Westen" oder auch „Das gibt es
nur in Wilmersdorf!“ Alles natürlich mit einem mehr oder weniger dezenten
Seitenblick zu mir.
Ich habe tatsächlich schon erlebt, wie der Betreiber einer
unserer drei Lieblingsbars (Kanadier und schon ewig lang im Westen Berlins
lebend) irgendwann mal, auf unsere Antwort wo wir denn jetzt leben würden,
entgegnete:
"Oh, Mitte / Friedrichshain
... (denkt länger nach) ... Once, i was there!" In seinem Blick lag etwas
entrücktes, ganz so, als würde er von einem sehr fernen Ort sprechen.
Es gibt sie tatsächlich, die
Ur-Westberliner!
Auch wenn sie nur, wie der
weltbeste Mann, zugezogen sein sollten.
Als ich 2001 von Köln weggegangen bin, lag meine erste
Wohnung übrigens tatsächlich mitten im Berliner Westen!
Die nächsten drei Wohnungen lang, bin ich dann irgendwie im
Osten der Stadt "verschütt" gegangen.
Ich mag beides. Berlin ist einfach riesig und jedes Viertel
hat seinen eigenen Charme. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich mich
die ersten Jahre ab und an immer noch wie eine Touristin gefühlt habe.
Im Übrigen hätte ich auch nichts dagegen den Kreis wieder zu
schließen und in den Westen zu ziehen!
Wohnungsvorschläge (bezahlbar), im Raum Charlottenburg / Wilmersdorf,
nehme ich hiermit gerne entgegen ;-)!
Und das, obwohl ich in meiner ganzen Berlinzeit - und das
auch noch am helllichten Tag und vor der eigenen Haustür – wo - überfallen
worden bin?
Im Westen!
Wo haben der weltbeste Mann und ich, noch ein anderes,
viertes Lieblingslokal, in dem wir schon fast den ein oder anderen „Sommer
verbracht" haben?
Im Osten!
Wo haben wir klasse Ex-Nachbarn die
zu Freunden wurden? Im Osten!
Wo feiert der weltbeste Mann
vornehmlich gerne Premieren? Im Osten!
Eine seiner längsten
Freundinnen, wohnt um die Ecke im ... Osten!
Sein bester Freund kommt aus dem
Osten! Wohnt aber im Westen ...
Und, und ... !
Während ich diese Zeilen schreibe, fällt mein Blick auf die
Verpackung einer, meiner
unzähligen Ohrstöpsel, dessen seitlicher Aufdruck mir tatsächlich erst jetzt
auffällt:
Die Abbildung eines massiven
Bohrers mit der Zeile " Work safe!"
Wow! Und auch die funktionieren
bei mir wieder mal nicht wirklich ... !
Dann fällt mein Blick auf den, mittlerweile wieder fröhlich
vor sich hin trötenden, weltbesten Mann.
Und ich denke:
Ja, das Schicksal IST ein mieser
Verräter!
Schlafen Sie gut!
Ihre
Jana Hora-Goosmann
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