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Freitag, 22. August 2014

Von " Gossip bis Stil "


Vor ein paar Tagen lagen der weltbeste Mann und ich mal wieder kuschelig auf dem Sofa. Im Fernsehen lief ein wöchentliches Programm über die Schönen und Reichen, das ich aufgrund des schönen Wetters in den letzten Wochen grundsätzlich hatte ausfallen lassen.



Nun schien es jedoch so als hätten die Probleme und Niederungen der High-Society-Promis den weltbesten Mann mit voller Wucht wieder eingeholt!



Denn - mit Ich im Arm, war Er nun wohl oder übel dazu verdammt ebenfalls ins Magazin reinzuschauen.



Er (blickt entsetzt zum Fernseher): Die sind ja alle völlig irre!



Ich (grinst vor sich hin): Na? Wer ist das? Hmmmm?



Er: Keine Ahnung, wer ist das denn? Völlig verrückt!



Ich (schüttelt seufzend den Kopf): Wie hast du in deinem alten

Leben eigentlich den redaktionellen Abstecher bei diesem TV-Promi-Magazin überlebt? Jetzt mal ehrlich, wie soll das gegangen sein?



Er (scheint mal wieder weggehört zu haben): Wer ist das denn jetzt?



Ich: Das ist doch XY, letztens noch mit Z liiert, wiederum verwandt mit Soundso! Frag einfach deine Frau ...



Er: Aha.



Ich, mit dem Kopf auf der Brust von Er liegend, grinst still vor sich hin.



Ich liebt nämlich Society-Gossip! Und stellt Er dahingehend ab und an Fangfragen.



Das, was für den einen zum Beispiel die Rosamunde Pilcher Verfilmung zum Abschalten ist, das ist für Ich nämlich der bunte - bevorzugt in mehreren Apps zusammengefasste - digitale Gossip-Blätterwald!



Wenn die politischen Neuigkeiten sich in der Welt überschlagen und Ich davon schon pochende Schläfen hat - muss zwischendurch unbedingt Gossip her!



Aber bitte schön, nicht - völlig - an den Haaren herbeigezogen. Man muss es schon noch ein wenig glauben können ... !

Selbstredend, dass man zwischen all den Meldungen zum Abschalten aber natürlich auf gar keinen Fall den ein oder anderen Drei-Zeiler über sich selbst entdecken darf ;-)!



Er: Verrückt, die ganze Bagage! Bis auf meine Frau! (drückt Ich einen Kuss ins Haar).



Ich lacht kurz irre auf. Mit solchen Äußerungen übrigens, meint der weltbeste Mann den - sich in der Medienlandschaft bewegenden Homo Sapiens im ganz Allgemeinen!



Er muss es ja wissen er hatte selbst etliche Jahre darin verbracht!



Vielleicht sollte ich noch eine Sache erwähnen:



Wer sich noch an besagten Blogbeitrag erinnern kann, in dem ich beschrieben hatte (Tröt-Archiv: 18.07.2014/ Nr.8), welche zwei Dinge der weltbeste Mann niemals und auf gar keinen Fall in seinem Leben wollte, nämlich - Heiraten und im Osten Berlins leben dem sei nun gesagt, da hab ich doch glatt noch einen (wichtigen) Punkt vergessen, nämlich:



Mit einer Schauspielerin liiert zu sein!



Tja. Haha. Das nennt man, glaube ich ... Super-GAU?



Er beugt sich nun etwas zur Seite und sieht Ich angriffslustig an.



Er: Was grinst du denn so?



Ich (grinst noch breiter): Hmm? Ich grinse doch nicht!



Ich lacht Er jetzt frech ins Gesicht.



Während Ich und Er wieder zum Bildschirm schauen, denkt Ich darüber nach, dass Ich sich tatsächlich trotz des Berufes oder vielleicht sogar aufgrund des Berufes - für ziemlich normal hält. Mittlerweile.



Bei all dem Drama in den Rollen oder auch nur im Durchhalten von Durststrecken, da hat Ich nämlich keine Lust mehr - auf noch mehr Drama-Queen im Alltag.



Da fällt Ich plötzlich ein ganz bestimmter Nachmittag wieder ein.



Und dann fängt Ich an, ein klein wenig zu zweifeln ... und das kam so:



Vor einiger Zeit hatte ich zugesagt, an einem E-Casting teilzunehmen. Was das ist? Ganz einfach. Der zu "Castende" muss nicht irgendwo zum Casting erscheinen sondern kann sich selbst, in den eigenen vier Wänden oder wo auch immer, aufnehmen. Dann lädt man das Ganze auf einer dafür vorhergesehenen Plattform hoch. Auf diese wiederum hat dann der jeweilige Caster Zugriff. Soweit so gut.



Es gibt viele Möglichkeiten ein E-Casting zu gestalten. Ich habe schon vor meinem Rechner oder Handy improvisiert, Texte auswendig gesprochen oder halb vom Zettel abgeschaut - je nach Vorgabe und Zeit.



Aber immer - bis dato - hatte ich es simpel gehalten!



Nun war an besagtem Tag schon kurz vor Schluss. Am Abend bereits, da musste alles hochgeladen sein!



Also ging ich erst mal eine Runde joggen so viel Zeit muss sein.



Nachdem ich die ersten Schritte vor mich hin getrabt war, fing ich an über den Casting-Text nachzudenken, den ich am Vortag grob angelernt hatte. Diesmal ein reiner Monolog. Über dies und das, im Grundtenor minimal weinerlich und plötzlich hatte ich folgende Idee:



Wie wäre es, wenn ich daraus eine Szene beim Psychiater machen würde? Als Doppelrolle? Das wäre doch mal was anderes!



Über mein Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, woraufhin der entgegenkommende Jogger mich gleich mal grüßte. Für Berlin schon ein starkes Stück!



Wieder Zuhause, ging ich unter der Dusche detailgenau alles durch.



Ich überlegte mir zwei oder drei prägnante Reaktionen der Psychiaterin, passend zum Monolog. Dann noch einen Satz am Anfang und einen am Ende.



Und ermahnte mich selbst - ich hatte nämlich so was von Blut geleckt :-) - dass es ja nur um die Hauptfigur, also den Monolog ging - und die Psychiaterin auf gar keinen Fall ablenken durfte!



Unterstützend sollte sie wirken, ernsthaft - und im besten Falle dem Betrachter ein kleines Schmunzeln auf die Lippen zaubern.



Beim Sichten von einer Million E- Castings ...



Kurze Zeit später, stand ich mit Lockenwicklern in der Küche und fing an den Küchentisch zwecks optimaler Lichtgestaltung zu verrücken und da fiel er mir auf!



Der Handwerker, vom Balkon schräg gegenüber. In der schon seit Längerem leer stehenden Wohnung. Zigaretten Päuschen.



Für einen Moment stutzte ich, dann machte ich einfach weiter. Okay, der würde zeitnah wieder rein gehen, dachte ich. Und so war es auch.



Nachdem ich alles zurechtgerückt hatte, legte ich schließlich wenn schon, denn schon - die Oberteile fest: Ein neutrales Shirt für die Begrüßung bzw. Vorstellung, eine Bluse für die Monolog-Rolle und schließlich noch meine Brille und Jackett für die "Psychologin".



Dann musste ich natürlich noch an das Make-up denken! Am besten fing ich also mit dem Monolog und völlig natürlichem bis kaum Make-up an. Dann hatte ich das schon mal weg. Dann würde ich den Gegenschnitt auf die "Psychologin" aufnehmen, möglicherweise mit einer kräftigeren Lippenstiftfarbe. Zum Schluss, wenn alles im Kasten wäre, könnte ich den Lippenstift dann wieder etwas neutralisieren und die Vorstellung / Begrüßung aufnehmen:



"Hallo, ich bin Jana Soundso und spreche für die Rolle XY vor und etc."



Zu guter Letzt, musste ich natürlich alles noch zusammenschneiden! Puuuh! Aber macht ja Spaß.



Ich nippte an meinem Kaffee und überflog noch einmal den Monolog. Als ich den Blick hob, da sah ich ihn wieder der war wohl Kettenraucher!



Hhhhhmmm, dachte ich, und, dass ich die Jalousie an der Balkontür leider nicht hinunterlassen konnte. Ich brauchte ja das Licht!



Dann fielen mir meine Lockenwickler wieder ein und ich musste kurz lachen.



Aber da verschwand er auch schon wieder in der Wohnung - ergo, mir doch egal!



Kurze Zeit später, saß ich nun endlich mit Frisur Monolog-Rolle und dazugehörigem Oberteil vor dem Rechner am Tisch.



Stopp- jetzt musste ich mich ja noch für einen Hintergrund entscheiden!



Da ich nicht wirklich etwas vom Raum zeigen wollte, war die Stelle vor der Wand mit den 6 gerahmten, mittelgroßen Bildern, vom Look und Licht bestens geeignet! Und da ich mir selbst ersparen wollte, nun auch noch in meiner eigenen Küche über Achsensprünge nachdenken zu müssen erwarten Sie jetzt bitte nicht, dass ich Ihnen das erkläre! Ein Mysterium, das mich seit über zwanzig Jahren begleitet und für mich ungefähr genau so einleuchtend ist wie die Abseits-Regel ...!



Jedenfalls hatte ich mir deshalb überlegt, den Gegenschnitt (auf die Psychologin) nicht mit einem Wechsel der Sitzposition auf die gegenüberliegende Seite, sondern, mit einem Bildwechsel im Hintergrund zu erklären. Ha! Vielleicht würde ich den Sitzwinkel noch minimal verändern.



Während ich also anfing ein paar Bilder abzuhängen, bemerkte ich plötzlich aus den Augenwinkeln noch eine weitere und ebenfalls rauchende Person. Na, toll!



Im ersten Moment wollte ich schon für die Hausverwaltung oder wen auch immer, ein fieses Pausenprotokoll anlegen. Dann entschied ich mich doch nur für völliges Ignorieren. Ich hatte Wichtigeres zu tun. Zum Beispiel, die perfekte Stelle für einen kleinen Klebepunkt auf dem Bildschirm zu finden, den ich dann beim Sprechen ansehen würde. Somit müssten die Monolog-Rolle und die Psychologin so ziemlich auf einer Blickhöhe sein. Ich probierte ein paar Dinge aus, dann konnte es endlich losgehen:



Erster Durchlauf ... da kam auch schon die Katze rein! Während ich in meiner Monolog-Rolle tapfer weiter vor mich hin sinnierte, hallte, plötzlich und stetig, das laute Knacken von zermalmtem Trockenfutter durch die Küche!



Das nervte! Und im Schnitt hätte ich später Probleme.



Also alles wieder auf Anfang. Und da waren sie auch wieder, da drüben, lässig über die Balkonbrüstung gelehnt ... ist klar das nervte auch!



Aber es nutzte ja nichts ... und so langsam dämmerte mir, wie seltsam das ganze für Außenstehende wohl vielleicht aussehen mochte?



Nach zwei weiteren Durchläufen entschied ich schließlich, dass es nun genug und Zeit sei, die Psychologin zu aktivieren.



Also - umziehen, Lippenstift, Brille - und schnell noch das Bild an der Wand ausgetauscht! Außerdem hatte ich mir vorgenommen, dass die "Psychologin" sich ins laufende Bild hinein setzen sollte. Somit müsste die Monolog-Rolle einen Moment warten - und wäre für den Anfang schon mal gebührend und gut etabliert.



Während ich nun also im Outfit der Psychologin (Haare streng aus dem Gesicht, schwarzes, strenges Brillengestell, Jackett, kräftigerer Lippenstift) anfing die Bilder im Hintergrund zu vertauschen, nahm ich aus den Augenwinkeln heraus erneut Bewegungen auf dem Balkon wahr.



Und nicht nur das diesmal meinte ich sogar auch noch ein feixendes Lachen zu hören! Plötzlich war mir, als würde ich die ganze Szenerie von außen betrachten. Daraufhin verließ ich sofort, mit dem Bild in der Hand, die Küche. Und noch während ich es im Flur abstellte, fing ich leise an vor mich hinzukichern.



Jede Wette: Mein Publikum dachte gerade bestimmt von mir ich sei so eine Art Webcam-Girl!



Der Kunde ist König, haha! Vom girl next door bis Sekretärin - alles ist möglich!



Nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte überlegte ich doch tatsächlich, kurz auf den Balkon hinauszutreten und etwas zu sagen, wie zum Beispiel:



Hallo! Freut mich, dass Sie gerade so viel Spaß haben aber wissen Sie, ich bin Schauspielerin - und ich muss mich hier gerade konzentrieren um ein E-Casting aufzunehmen, und ....



OH-MY-GOD!!! Das ging natürlich gar nicht! Dann dachte ich kurz darüber nach, im Wohnzimmer noch einmal komplett von vorne zu beginnen was ich jedoch auch sofort wieder verwarf.



Also ging es weiter. Nach der Psychologin hing ich erneut die Bilder um, und natürlich wechselte ich auch wieder mal das Outfit (Begrüßung).



Währenddessen pochte nur ein einziger Satz in meinem Kopf: Next time, please, keep it simple !!! ;-) Wie sonst ja eigentlich auch ...



Nachdem ich alles erledigt hatte, konnte ich den Tisch nun endlich wieder in Richtung Wand schieben und die Balkontür öffnen. Der Sommer war in vollem Gange und ich war schweißgebadet - von allem.



Damit nun aber beim Schneiden des Materials meine Stimme nicht ständig - und inhaltlich ja auch irgendwie völlig irre - in den Hinterhof hinaus hallte, setzte ich vor dem Rechner jetzt meine Kopfhörer auf.



Irgendwann, nachdem ich schon eine Weile konzentriert geschnitten hatte, verirrte mein Blick sich erneut in den Hinterhof.



Die Raucher waren wieder voll in ihrem Element. Mittlerweile jedoch, mussten sie die Köpfe schon ein wenig verrenken um nun tatsächlich völlig ungehemmt zu mir herüber zu grinsen ...



Und da hätte ich es beinahe getan ... ! Mir, vor dem Computer sitzend und mit Headset auf dem Kopf, die Jeansbluse aufzureißen!



Kleiner Scherz ... ! Aber fast hätten Sie es geglaubt, oder? ;-)



In diesem Falle, wäre der weltbeste Mann jedoch, nun ja ... !



Und mein Stil wäre es definitiv auch nicht gewesen!



Denn, zur Erinnerung: Ich - bin ja so was von normal und überhaupt nicht verrückt ...!



Stattdessen - entschied ich mich für mein strahlendstes Lächeln.



Kombiniert, mit einer sehr, sehr eindeutigen Handhaltung inklusive des exponierten Mittelfingers!



Das war schon eher mein Stil!





Schlafen Sie gut!



Ihre



Jana Hora-Goosmann

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