Vor ein paar Tagen lagen der weltbeste Mann und ich mal
wieder kuschelig auf dem Sofa. Im Fernsehen lief ein wöchentliches Programm über die Schönen und Reichen, das ich aufgrund des
schönen Wetters in
den letzten Wochen grundsätzlich hatte
ausfallen lassen.
Nun schien es jedoch so als hätten
die Probleme und Niederungen der High-Society-Promis den weltbesten Mann mit
voller Wucht wieder eingeholt!
Denn - mit „Ich“ im
Arm, war „Er“ nun
wohl oder übel dazu verdammt
ebenfalls ins Magazin reinzuschauen.
Er (blickt entsetzt zum Fernseher): „Die
sind ja alle völlig irre!“
Ich (grinst vor sich hin): „Na?
Wer ist das? Hmmmm?“
Er: „Keine Ahnung, wer
ist das denn? Völlig verrückt!“
Ich (schüttelt
seufzend den Kopf): „Wie hast du in
deinem alten
Leben eigentlich den redaktionellen Abstecher bei diesem
TV-Promi-Magazin überlebt? Jetzt
mal ehrlich, wie soll das gegangen sein?“
Er (scheint mal wieder weggehört
zu haben): „Wer ist das denn
jetzt?“
Ich: „Das ist doch XY,
letztens noch mit Z liiert, wiederum verwandt mit Soundso! Frag einfach deine
Frau ...“
Er: „Aha.“
„Ich“, mit dem Kopf auf der Brust von „Er“ liegend, grinst still vor
sich hin.
„Ich“ liebt
nämlich
Society-Gossip! Und stellt „Er“ dahingehend
ab und an Fangfragen.
Das, was für
den einen zum Beispiel die Rosamunde Pilcher Verfilmung zum Abschalten ist, das
ist für „Ich“ nämlich der bunte - bevorzugt in
mehreren Apps zusammengefasste - digitale Gossip-Blätterwald!
Wenn die politischen Neuigkeiten sich in der Welt überschlagen und „Ich“ davon schon pochende Schläfen hat - muss zwischendurch
unbedingt Gossip her!
Aber bitte schön,
nicht - völlig - an den
Haaren herbeigezogen. Man muss es schon noch ein wenig glauben können ... !
Selbstredend, dass man zwischen all den Meldungen zum Abschalten
aber natürlich auf gar
keinen Fall den ein oder anderen Drei-Zeiler über
sich selbst entdecken darf ;-)!
Er: „Verrückt, die ganze Bagage! Bis auf meine
Frau!“ (drückt „Ich“ einen
Kuss ins Haar).
„Ich“ lacht
kurz irre auf. Mit solchen Äußerungen übrigens, meint der weltbeste Mann den
- sich in der Medienlandschaft bewegenden Homo Sapiens im ganz Allgemeinen!
Er muss es ja wissen – er hatte selbst etliche Jahre
darin verbracht!
Vielleicht sollte ich noch eine Sache erwähnen:
Wer sich noch an besagten Blogbeitrag erinnern kann, in dem
ich beschrieben hatte (Tröt-Archiv:
18.07.2014/ Nr.8), welche zwei Dinge der weltbeste Mann niemals und auf gar
keinen Fall in seinem Leben wollte, nämlich
- Heiraten und im Osten Berlins leben – dem sei nun gesagt, da hab
ich doch glatt noch einen (wichtigen) Punkt vergessen, nämlich:
Mit einer Schauspielerin liiert zu sein!
Tja. Haha. Das nennt man, glaube ich ... Super-GAU?
„Er“ beugt
sich nun etwas zur Seite und sieht „Ich“ angriffslustig
an.
Er: „Was grinst du
denn so?“
Ich (grinst noch breiter): „Hmm?
Ich grinse doch nicht!“
„Ich“ lacht
„Er“ jetzt frech ins Gesicht.
Während „Ich“ und „Er“ wieder zum Bildschirm
schauen, denkt „Ich“ darüber nach, dass „Ich“ sich tatsächlich – trotz des Berufes oder vielleicht
sogar aufgrund des Berufes - für
ziemlich normal hält. Mittlerweile.
Bei all dem „Drama“ in
den Rollen oder auch nur im Durchhalten von Durststrecken, da hat „Ich“ nämlich keine Lust mehr - auf noch mehr
„Drama-Queen“ im
Alltag.
Da fällt „Ich“ plötzlich ein ganz bestimmter Nachmittag
wieder ein.
Und dann fängt
„Ich“ an, ein klein wenig zu
zweifeln ... und das kam so:
Vor einiger Zeit hatte ich zugesagt, an einem E-Casting
teilzunehmen. Was das ist? Ganz einfach. Der zu "Castende" muss nicht
irgendwo zum Casting erscheinen sondern kann sich selbst, in den eigenen vier Wänden oder wo auch immer, aufnehmen.
Dann lädt man das Ganze
auf einer dafür vorhergesehenen
Plattform hoch. Auf diese wiederum hat dann der jeweilige Caster Zugriff.
Soweit so gut.
Es gibt viele Möglichkeiten
ein E-Casting zu gestalten. Ich habe schon vor meinem Rechner oder Handy
improvisiert, Texte auswendig gesprochen oder halb vom Zettel abgeschaut - je
nach Vorgabe und Zeit.
Aber immer - bis dato - hatte ich es simpel gehalten!
Nun war an besagtem Tag schon kurz vor Schluss. Am Abend
bereits, da musste alles hochgeladen sein!
Also ging ich erst mal eine Runde joggen – so
viel Zeit muss sein.
Nachdem ich die ersten Schritte vor mich hin getrabt war,
fing ich an über den
Casting-Text nachzudenken, den ich am Vortag grob angelernt hatte. Diesmal ein
reiner Monolog. Über dies und das,
im Grundtenor minimal weinerlich – und plötzlich hatte ich folgende Idee:
Wie wäre es, wenn ich
daraus eine Szene beim Psychiater machen würde?
Als Doppelrolle? Das wäre doch mal was
anderes!
Über mein Gesicht
breitete sich ein Grinsen aus, woraufhin der entgegenkommende Jogger mich
gleich mal grüßte. Für Berlin schon ein starkes Stück!
Wieder Zuhause, ging ich unter der Dusche detailgenau alles
durch.
Ich überlegte mir zwei
oder drei prägnante Reaktionen
der „Psychiaterin“, passend zum Monolog. Dann noch
einen Satz am Anfang und einen am Ende.
Und ermahnte mich selbst - ich hatte nämlich so was von Blut geleckt :-) -
dass es ja nur um die Hauptfigur, also den Monolog ging - und die „Psychiaterin“ auf
gar keinen Fall ablenken durfte!
Unterstützend
sollte sie wirken, ernsthaft - und im besten Falle dem Betrachter ein kleines
Schmunzeln auf die Lippen zaubern.
Beim Sichten von einer Million E- Castings ...
Kurze Zeit später,
stand ich mit Lockenwicklern in der Küche
und fing an den Küchentisch zwecks
optimaler Lichtgestaltung zu verrücken
– und
da fiel er mir auf!
Der Handwerker, vom Balkon schräg gegenüber.
In der schon seit Längerem leer
stehenden Wohnung. Zigaretten Päuschen.
Für einen Moment
stutzte ich, dann machte ich einfach weiter. Okay, der würde zeitnah wieder rein gehen, dachte
ich. Und so war es auch.
Nachdem ich alles zurechtgerückt
hatte, legte ich schließlich – wenn
schon, denn schon - die Oberteile fest: Ein neutrales Shirt für die Begrüßung bzw. Vorstellung, eine Bluse für die Monolog-Rolle und schließlich noch meine Brille und Jackett für die "Psychologin".
Dann musste ich natürlich
noch an das Make-up denken! Am besten fing ich also mit dem Monolog und völlig natürlichem bis kaum Make-up an. Dann
hatte ich das schon mal weg. Dann würde
ich den Gegenschnitt auf die "Psychologin" aufnehmen, möglicherweise mit einer kräftigeren Lippenstiftfarbe. Zum
Schluss, wenn alles im Kasten wäre,
könnte ich den
Lippenstift dann wieder etwas neutralisieren und die Vorstellung / Begrüßung aufnehmen:
"Hallo, ich bin Jana Soundso und spreche für die Rolle XY vor und etc."
Zu guter Letzt, musste ich natürlich alles noch zusammenschneiden!
Puuuh! Aber macht ja Spaß.
Ich nippte an meinem Kaffee und überflog noch einmal den Monolog. Als
ich den Blick hob, da sah ich ihn wieder –
der war wohl Kettenraucher!
Hhhhhmmm, dachte ich, und, dass ich die Jalousie an der
Balkontür leider nicht
hinunterlassen konnte. Ich brauchte ja das Licht!
Dann fielen mir meine Lockenwickler wieder ein und ich
musste kurz lachen.
Aber da verschwand er auch schon wieder in der Wohnung -
ergo, mir doch egal!
Kurze Zeit später,
saß ich
nun endlich mit Frisur Monolog-Rolle und dazugehörigem
Oberteil vor dem Rechner am Tisch.
Stopp- jetzt musste ich mich ja noch für einen Hintergrund entscheiden!
Da ich nicht wirklich etwas vom Raum zeigen wollte, war die
Stelle vor der Wand mit den 6 gerahmten, mittelgroßen Bildern, vom Look und Licht
bestens geeignet! Und da ich mir selbst ersparen wollte, nun auch noch in
meiner eigenen Küche über Achsensprünge nachdenken zu müssen – erwarten Sie jetzt bitte
nicht, dass ich Ihnen das erkläre!
Ein Mysterium, das mich seit über
zwanzig Jahren begleitet und für
mich ungefähr genau so
einleuchtend ist wie die „Abseits-Regel“ ...!
Jedenfalls hatte ich mir deshalb überlegt, den Gegenschnitt (auf die „Psychologin“) nicht mit einem Wechsel der Sitzposition
auf die gegenüberliegende
Seite, sondern, mit einem Bildwechsel im Hintergrund zu erklären. Ha! Vielleicht würde ich den Sitzwinkel noch minimal
verändern.
Während ich also
anfing ein paar Bilder abzuhängen,
bemerkte ich plötzlich aus den
Augenwinkeln noch eine weitere und ebenfalls rauchende Person. Na, toll!
Im ersten Moment wollte ich schon für die Hausverwaltung oder wen auch
immer, ein fieses Pausenprotokoll anlegen. Dann entschied ich mich doch nur für völliges
Ignorieren. Ich hatte Wichtigeres zu tun. Zum Beispiel, die perfekte Stelle für einen kleinen Klebepunkt auf dem
Bildschirm zu finden, den ich dann beim Sprechen ansehen würde. Somit müssten die Monolog-Rolle und die „Psychologin“ so
ziemlich auf einer Blickhöhe sein. Ich
probierte ein paar Dinge aus, dann konnte es endlich losgehen:
Erster Durchlauf ... da kam auch schon die Katze rein! Während ich in meiner Monolog-Rolle
tapfer weiter vor mich hin sinnierte, hallte, plötzlich
und stetig, das laute Knacken von zermalmtem Trockenfutter durch die Küche!
Das nervte! Und im Schnitt hätte
ich später Probleme.
Also alles wieder auf Anfang. Und da waren sie auch wieder,
da drüben, lässig über
die Balkonbrüstung gelehnt ...
ist klar – das nervte auch!
Aber es nutzte ja nichts ... und so langsam dämmerte mir, wie seltsam das ganze für Außenstehende
wohl vielleicht aussehen mochte?
Nach zwei weiteren Durchläufen
entschied ich schließlich, dass es nun
genug und Zeit sei, die „Psychologin“ zu
aktivieren.
Also - umziehen, Lippenstift, Brille - und schnell noch das
Bild an der Wand ausgetauscht! Außerdem
hatte ich mir vorgenommen, dass die "Psychologin" sich ins laufende
Bild hinein setzen sollte. Somit müsste
die Monolog-Rolle einen Moment warten - und wäre
für den Anfang
schon mal gebührend und gut
etabliert.
Während ich nun
also im Outfit der „Psychologin“ (Haare
streng aus dem Gesicht, schwarzes, strenges Brillengestell, Jackett, kräftigerer Lippenstift) anfing die
Bilder im Hintergrund zu vertauschen, nahm ich aus den Augenwinkeln heraus
erneut Bewegungen auf dem Balkon wahr.
Und nicht nur das –
diesmal meinte ich sogar auch noch ein feixendes Lachen zu hören! Plötzlich
war mir, als würde ich die ganze
Szenerie von außen betrachten.
Daraufhin verließ ich
sofort, mit dem Bild in der Hand, die Küche.
Und noch während ich es im
Flur abstellte, fing ich leise an vor mich hinzukichern.
Jede Wette: Mein „Publikum“ dachte
gerade bestimmt von mir ich sei so eine Art „Webcam-Girl“!
Der Kunde ist König,
haha! Vom „girl next door“ bis
„Sekretärin“ -
alles ist möglich!
Nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte überlegte ich doch tatsächlich, kurz auf den Balkon
hinauszutreten und etwas zu sagen, wie zum Beispiel:
„Hallo! Freut
mich, dass Sie gerade so viel Spaß
haben aber wissen Sie, ich bin Schauspielerin - und ich muss mich hier gerade
konzentrieren um ein E-Casting aufzunehmen, und ....“
OH-MY-GOD!!! Das ging natürlich
gar nicht! Dann dachte ich kurz darüber
nach, im Wohnzimmer noch einmal komplett von vorne zu beginnen – was
ich jedoch auch sofort wieder verwarf.
Also ging es weiter. Nach der „Psychologin“ hing
ich erneut die Bilder um, und natürlich
wechselte ich auch wieder mal das Outfit (Begrüßung).
Währenddessen
pochte nur ein einziger Satz in meinem Kopf: „Next
time, please, keep it simple !!!“ ;-) Wie sonst ja eigentlich auch ...
Nachdem ich alles erledigt hatte, konnte ich den Tisch nun
endlich wieder in Richtung Wand schieben und die Balkontür öffnen.
Der Sommer war in vollem Gange und ich war schweißgebadet
- von allem.
Damit nun aber beim Schneiden des Materials meine Stimme
nicht ständig - und
inhaltlich ja auch irgendwie völlig
irre - in den Hinterhof hinaus hallte, setzte ich vor dem Rechner jetzt meine
Kopfhörer auf.
Irgendwann, nachdem ich schon eine Weile konzentriert
geschnitten hatte, verirrte mein Blick sich erneut in den Hinterhof.
Die „Raucher“ waren
wieder voll in ihrem Element. Mittlerweile jedoch, mussten sie die Köpfe
schon ein wenig verrenken um nun tatsächlich
völlig ungehemmt zu
mir herüber zu grinsen
...
Und da hätte
ich es beinahe getan ... ! Mir, vor dem Computer sitzend und mit Headset auf
dem Kopf, die Jeansbluse aufzureißen!
Kleiner Scherz ... ! Aber fast hätten Sie es geglaubt, oder? ;-)
In diesem Falle, wäre
der weltbeste Mann jedoch, nun ja ... !
Und mein Stil wäre
es definitiv auch nicht gewesen!
Denn, zur Erinnerung: Ich - bin ja so was von normal und überhaupt nicht verrückt ...!
Stattdessen - entschied ich mich für mein strahlendstes Lächeln.
Kombiniert, mit einer sehr, sehr eindeutigen Handhaltung – inklusive
des exponierten Mittelfingers!
Das war schon eher mein Stil!
Schlafen Sie gut!
Ihre
Jana Hora-Goosmann
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