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Freitag, 15. August 2014

Von " Muse bis Alles Deins! "


Seit ich mit dem weltbesten Mann verheiratet bin, scheine ich klammheimlich - und auch für mich irgendwann überraschend - unter die „ Wort-Erfinder “ gegangen zu sein!



Früher sind mir nämlich nur sehr selten, wenn überhaupt, neue Wortschöpfungen zu meinen Mitmenschen eingefallen.



Daraus folgere ich also, dass der weltbeste Mann eine Art Muse für mich ist!



Was ziemlich gut passt. Denn, laut Wikipedia, werden Musen seit der Antike als göttliche oder genialische Inspirationsquelle für Künstler genannt.



Zwei Attribute mit denen der weltbeste Mann bestimmt schon vor Wikipedia ziemlich gut leben konnte ;-)!



Wer meine letzte "Muzel-Fugu" Kreation (Tröt-Archiv 01.08.2014 - Nr.10) verpasst haben sollte, für den habe ich nun also ein weiteres Beispiel:



„Er“ und „Ich“ sind abends in der ein oder anderen Lokalität unterwegs.



Unabhängig voneinander, kommt es im Laufe des Abends zu diversen Unterhaltungen.



Und später dann zu folgendem Dialog:



Ich: „Was hat denn XY so erzählt?"



Er: „Wer?“



Ich: „XY, worüber habt ihr gesprochen?“



Er (zuckt mit den Schultern). „Keine Ahnung. War so laut!“



Ich: „Ihr habt euch doch ganz angeregt unterhalten?“



Er (grinst): „Äähm...XY hat... keine Ahnung! Ich hab zwischendurch einfach genickt. Ab und an hab ich auch mal "Ja" gesagt."



„Ich“ kann sich nicht so recht entscheiden – soll „Ich“ nun lachen oder empört sein? Dieser Konflikt zaubert „Ich“ ein verzerrtes Grinsen auf die Lippen.



Ich: „ Weißt du was? Du ... bist ein „Empathie-Blender!“



„Er“ grinst weiter frech vor sich hin. Eine Prise Stolz, wie als hätte „Ich“ ihm gerade das Prädikat „Wertvoll“ verliehen, ist irgendwie auch mit dabei!



Oder



„Er“ unterhält sich mal wieder mit einer Person von der „Ich“ weiß, dass sie gerade eine etwas schwierigere Phase durchmacht.



Ich: „Hast du XY gefragt wie sie/er jetzt mit der Situation umgeht?



„Er“ grinst einfach nur.



Ich: „Ich glaub’s ja nicht ... Empathie-Blender!!“



Es ist ja nun wahrlich nicht so, dass der weltbeste Mann niemals zuhören würde oder grundsätzlich nicht dazu in der Lage wäre.



Ganz im Gegenteil! Sonst wären wir im Übrigen auch nicht verheiratet.



Nur eben, wenn ER will!



Vor allem aber bekommt er mit Leichtigkeit die Dinge mit, die er eigentlich gar nicht hören sollte ...



Manchmal mache ich kleine Testdurchläufe und frage inmitten meines Satzes:



Ich: "Was habe ich eben gesagt?"



"Er" wiederholt aus dem Stand heraus und fehlerfrei meinen halben und auch noch den vorangegangenen Satz.



Da sein Blick aber weiterhin etwas Leeres hat, wie, als hätte er sich weiterhin kurz aus der Situation verabschiedet, bin ich mir weiterhin nicht sicher.



Ist der weltbeste Mann zwecks "Überlebensstrategie in der Ehe" vielleicht - mittels einer speziellen App - zu einem menschlichen-Rekorder mutiert?



Scherz - das werden wir (wohl?) nicht mehr erleben ...



Vielleicht haben wir aber tatsächlich alle, mal mehr, mal weniger die Tendenz, Empathie-Blender zu sein?



Ein Gespräch miteinander zu führen ist ja auch immer ein Geben und Nehmen.



Und dann kommt es auch auf den Rahmen an und wie nah man sich dem Gesprächspartner verbunden fühlt.



Ich zum Beispiel bin, denke ich, eine gute Zuhörerin. Vor allem stelle ich gerne Fragen.



Aber auch ich kenne Situationen, in denen ich zwischendurch mal kurz abschalte – bevor ich dann kurze Zeit später unweigerlich etwas grummelig werde.



Denn- es gibt tatsächlich eine Vielzahl von Menschen, die ein Gespräch mit „Dozieren“ verwechseln.



In solchen Situationen empfinde ich es mir gegenüber tatsächlich schon fast als Frechheit, wenn jemand ohne Rücksicht auf Verluste einfach einen Wortschwall über mich ergießt. Antworten unerwünscht.



Vor allem nach dem ein oder anderen alkoholischen Getränk, entlarvt manch einer sich als oberlehrerhaft und möchte einem die Welt erklären.



Oder das Gespräch – komme was wolle- in die Länge ziehen.



Auch, wenn es gerade eigentlich überhaupt nicht passt – da man vielleicht sogar mit jemand ganz anderem im Gespräch war.



Wie schon gesagt, natürlich können und sollen mich Menschen aus meinem engsten Kreis, überall, zu jeder Zeit und jedem Thema ansprechen!



Von denen ist hier aber auch nicht die Rede.



Manchmal beschäftigt mich, die ein oder andere Begegnung der dritten Art, tatsächlich sogar noch etwas länger.



Denn - hinter jedem „Aufmerksamkeits-Parasiten", steckt möglicherweise auch einfach nur - ein sehr einsamer Mensch?



Das wiederum, tut mir irgendwie dann doch wieder leid.



Es kann aber auch sein, dass ich kopfschüttelnd einfach nicht fassen kann, wie man denn bloß so ticken kann!



In solch einem Fall, versuche ich mir dann das markanteste Merkmal der Begegnung langfristig einzuprägen und gegebenenfalls beim nächsten Casting oder auch in der nächsten Rolle zu verbraten. Wenn es denn passen sollte. Oder im nächsten Blog ...



Da dem weltbesten Mann besagte Option fehlt - „das Grauen“ später auch noch im Beruf „abzuarbeiten“ – dreht er sich mitten im Gespräch dann auch mal gerne einfach weg - wenn ihm alles zu viel und nervig wird.



Die Amerikaner zum Beispiel sind in der Hinsicht ja fein raus:



"How are you?"



"I’m fine, thanks."



Als Europäer holt man im ersten Moment ja immer noch ganz automatisch Luft, um vielleicht ein wenig länger auszuholen. Ist aber nicht gefragt - und weitaus weniger oberflächlich, als der ein oder andere denken mag.



Ich würde es mal mit einer gewissen Professionalität vergleichen. Die einem übrigens auch in den Geschäften dort begegnet. Da wird man nämlich grundsätzlich nicht so "angebellt" wie zum Beispiel in Berlin ...



Mit Amerikanern zu arbeiten bzw. Unterricht zu nehmen, war für mich übrigens eine der wichtigsten Erfahrungen überhaupt.



Man wird sofort entlarvt. Beim Spielen. Und gezwungen - ob man nun will oder nicht - auf den einen, speziellen Punkt zu kommen.



So soll es sein :-).



Ganz und gar nicht oberflächlich. Und sieht immer irgendwie kinderleicht aus.



Damals hatte ich mich im Rahmen eines Workshops dann auch etwas intensiver mit dem „Thesaurus“ der englischen Sprache beschäftigt.



Eine willkommene Abwechslung. Nach all dem Kamera-Training und anderem Unterricht.



Ich war fasziniert davon, wie vielfältig und treffend man in der englischen Sprache einen Umstand oder eine Situation um(be)schreiben kann.



Ganz besonders hatte es mir zum Beispiel folgender Satz angetan:



„From hell to breakfast!“



Damals hatte ich mich des Öfteren so gefühlt. ;-)



Jetzt, wo ich so darüber schreibe, fallen mir nach einer halben Ewigkeit nun auch noch die anderen Sätze ein. Diese fünf Sätze, die nach einem aufwendigen und schwierigen Ausschluss Verfahren, letztendlich dann übrig geblieben waren. Und damals im weitesten Sinne für mich und mein Rollenfach stehen sollten:



1.   Mountainroad – no brakes!

2.   Stampede of white horses.

3.   Starry, starry night.

4.   Peachy.

5.   Exasperating.



Hätten Sie mich darin erkannt? ;-)



(Punkt Nummer 5. soll übrigens auch bei der Schauspielerin Goldie Hawn als Ergebnis zugetroffen haben – und in ihren Filmen kann sie jemanden ja wahrlich zur Verzweiflung bringen :-) )



Während ich mal wieder diese Zeilen schreibe, schaue ich zum weltbesten Mann - und wundere mich:



Wie lange schafft der weltbeste Mann es wohl, den, im Schlaf in Denkerpose auf den Kopf gestützten Arm, oben zu halten? Kaum droht dieser abzurutschen, reißt der weltbeste Mann ihn sofort wieder hoch.



Kein Wunder, dass er morgens immer so gerädert aufwacht! Wie anstrengend!



Nicht ganz uneigennützig, tippe ich ihm sachte auf die Schulter. Nach einem kurzen Grummeln, rollt er sich nun zur Seite.



"Aufschub" hoffe ich und blicke zu meinen verhassten Ohrstöpseln.



Und dann fällt mir noch eine weitere Wortkreation ein die mir mal ganz am Anfang unserer Ehe eingefallen war:



Damals hatte ich dem weltbesten Mann -er mag Wagner- an seinem Geburtstag einen Opernbesuch geschenkt. Und an diesem Abend fing etwas an, das mich seitdem immer mal wieder - und natürlich in den unmöglichsten Situationen - ereilen sollte:



"Ich" und "Er" stehen im Foyer der Deutschen Oper und sind - trotz der zu erwartenden vier Stunden „Tristan und Isolde“ - "noch" blendend gelaunt:



"Ich" will gerade einen Schluck aus ihrem Glas nehmen, da verschluckt "Ich" sich beinahe.



"Er" hat "Ich" nämlich gerade, locker aus dem Handgelenk, einen Klaps auf den Hintern verpasst.



Er: "Ist das Kleid nicht etwas eng?"



"Ich" tupft sich etwas Prosecco aus dem Mundwinkel und bemerkt den ein oder anderen, amüsierten Blick der Umstehenden.



Er: "Du siehst wunderschön aus."



Auf der großen Freitreppe, ein paar Minuten später, geht es schließlich weiter.



"Ich" steigt vor "Er" die Stufen hinauf und errötet plötzlich - peinlich berührt.



"Er" hat nämlich erneut zu einem deftigen Klaps ausgeholt.



Mittlerweile fängt der ein oder andere Gast der Oper ganz unverhohlen an zu grinsen.



Ich (zischt leise): "Mein Schaaaaaaahaaaatz ... kannst du das bitte mal lassen! Das ist so was von peinlich!!! Das sieht ja aus, als wärst du so ein fieser Macho! Und ich bin keine Tussi!“



Er (grinst breit und dann laut): "Wieso? Meins! Alles meins! Alles!"



Und versetzt "Ich" einen weiteren Klaps ...





Später am Abend:



Mittlerweile sind "Ich" und "Er" in einer ihrer Stammbars angekommen, und ertränken die - eher langatmige Inszenierung - in etwas Hochprozentigem. Schließlich hat der weltbeste Mann ja auch noch ein paar Minuten Geburtstag!



"Ich" sitzt gut gelaunt auf einem Barhocker und hat die Begebenheit in der Oper schon längst wieder vergessen. „Er“ steht daneben und ... plötzlich klopft "Er" nun sogar im Sitzen auf das Gesäß von "Ich"!



Und diesmal sogar auch noch rhythmisch, im Takt der Musik!



"Ich" kann's erst nicht glauben. Dann sieht sie in das fröhliche, breit grinsende Gesicht von "Er".



Und muss - ob sie nun will oder nicht - selbst grinsen:



Ich: "Weißt du was? Ich schenk dir jetzt noch eine, eigens auf dich zugeschnittene, Wort-Kreation zum Geburtstag!"



Er: " Ja? Welche denn?"



Ich: " Macho-Metronom! Alles Deins!"







Schlafen Sie gut!





Ihre



Jana Hora-Goosmann

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