Seit ich mit
dem weltbesten Mann verheiratet bin, scheine ich klammheimlich - und auch für
mich irgendwann überraschend - unter die „ Wort-Erfinder “ gegangen zu sein!
Früher sind
mir nämlich nur sehr selten, wenn überhaupt, neue Wortschöpfungen zu meinen
Mitmenschen eingefallen.
Daraus folgere
ich also, dass der weltbeste Mann eine Art Muse für mich ist!
Was ziemlich
gut passt. Denn, laut Wikipedia, werden Musen seit der Antike als göttliche
oder genialische Inspirationsquelle für Künstler genannt.
Zwei Attribute
mit denen der weltbeste Mann bestimmt schon vor Wikipedia ziemlich gut leben
konnte ;-)!
Wer meine
letzte "Muzel-Fugu" Kreation (Tröt-Archiv 01.08.2014 - Nr.10)
verpasst haben sollte, für den habe ich nun also ein weiteres Beispiel:
„Er“ und „Ich“
sind abends in der ein oder anderen Lokalität unterwegs.
Unabhängig voneinander,
kommt es im Laufe des Abends zu diversen Unterhaltungen.
Und später
dann zu folgendem Dialog:
Ich: „Was hat
denn XY so erzählt?"
Er: „Wer?“
Ich: „XY,
worüber habt ihr gesprochen?“
Er (zuckt mit
den Schultern). „Keine Ahnung. War so laut!“
Ich: „Ihr habt
euch doch ganz angeregt unterhalten?“
Er (grinst): „Äähm...XY
hat... keine Ahnung! Ich hab zwischendurch einfach genickt. Ab und an hab ich
auch mal "Ja" gesagt."
„Ich“ kann
sich nicht so recht entscheiden – soll „Ich“ nun lachen oder empört sein?
Dieser Konflikt zaubert „Ich“ ein verzerrtes Grinsen auf die Lippen.
Ich: „ Weißt
du was? Du ... bist ein „Empathie-Blender!“
„Er“ grinst
weiter frech vor sich hin. Eine Prise Stolz, wie als hätte „Ich“ ihm gerade das
Prädikat „Wertvoll“ verliehen, ist irgendwie auch mit dabei!
Oder
„Er“ unterhält
sich mal wieder mit einer Person von der „Ich“ weiß, dass sie gerade eine etwas
schwierigere Phase durchmacht.
Ich: „Hast du
XY gefragt wie sie/er jetzt mit der Situation umgeht?
„Er“ grinst
einfach nur.
Ich: „Ich
glaub’s ja nicht ... Empathie-Blender!!“
Es ist ja nun
wahrlich nicht so, dass der weltbeste Mann niemals zuhören würde oder
grundsätzlich nicht dazu in der Lage wäre.
Ganz im
Gegenteil! Sonst wären wir im Übrigen auch nicht verheiratet.
Nur eben, wenn
ER will!
Vor allem aber
bekommt er mit Leichtigkeit die Dinge mit, die er eigentlich gar nicht hören
sollte ...
Manchmal mache
ich kleine Testdurchläufe und frage inmitten meines Satzes:
Ich: "Was
habe ich eben gesagt?"
"Er"
wiederholt aus dem Stand heraus und fehlerfrei meinen halben und auch noch den
vorangegangenen Satz.
Da sein Blick
aber weiterhin etwas Leeres hat, wie, als hätte er sich weiterhin kurz aus der
Situation verabschiedet, bin ich mir weiterhin nicht sicher.
Ist der
weltbeste Mann zwecks "Überlebensstrategie in der Ehe" vielleicht -
mittels einer speziellen App - zu einem menschlichen-Rekorder mutiert?
Scherz - das
werden wir (wohl?) nicht mehr erleben ...
Vielleicht
haben wir aber tatsächlich alle, mal mehr, mal weniger die Tendenz,
Empathie-Blender zu sein?
Ein Gespräch
miteinander zu führen ist ja auch immer ein Geben und Nehmen.
Und dann kommt
es auch auf den Rahmen an und wie nah man sich dem Gesprächspartner verbunden
fühlt.
Ich zum
Beispiel bin, denke ich, eine gute Zuhörerin. Vor allem stelle ich gerne
Fragen.
Aber auch ich
kenne Situationen, in denen ich zwischendurch mal kurz abschalte – bevor ich dann
kurze Zeit später unweigerlich etwas grummelig werde.
Denn- es gibt
tatsächlich eine Vielzahl von Menschen, die ein Gespräch mit „Dozieren“
verwechseln.
In solchen
Situationen empfinde ich es mir gegenüber tatsächlich schon fast als Frechheit,
wenn jemand ohne Rücksicht auf Verluste einfach einen Wortschwall über mich
ergießt. Antworten unerwünscht.
Vor allem nach
dem ein oder anderen alkoholischen Getränk, entlarvt manch einer sich als
oberlehrerhaft und möchte einem die Welt erklären.
Oder das
Gespräch – komme was wolle- in die Länge ziehen.
Auch, wenn es
gerade eigentlich überhaupt nicht passt – da man vielleicht sogar mit jemand ganz
anderem im Gespräch war.
Wie schon gesagt,
natürlich können und sollen mich Menschen aus meinem engsten Kreis, überall, zu
jeder Zeit und jedem Thema ansprechen!
Von denen ist
hier aber auch nicht die Rede.
Manchmal
beschäftigt mich, die ein oder andere Begegnung der dritten Art, tatsächlich
sogar noch etwas länger.
Denn - hinter
jedem „Aufmerksamkeits-Parasiten", steckt möglicherweise auch einfach nur -
ein sehr einsamer Mensch?
Das wiederum,
tut mir irgendwie dann doch wieder leid.
Es kann aber
auch sein, dass ich kopfschüttelnd einfach nicht fassen kann, wie man denn bloß
so ticken kann!
In solch einem
Fall, versuche ich mir dann das markanteste Merkmal der Begegnung langfristig
einzuprägen und gegebenenfalls beim nächsten Casting oder auch in der nächsten
Rolle zu verbraten. Wenn es denn passen sollte. Oder im nächsten Blog ...
Da dem
weltbesten Mann besagte Option fehlt - „das Grauen“ später auch noch im Beruf
„abzuarbeiten“ – dreht er sich mitten im Gespräch dann auch mal gerne einfach
weg - wenn ihm alles zu viel und nervig wird.
Die Amerikaner
zum Beispiel sind in der Hinsicht ja fein raus:
"How are
you?"
"I’m
fine, thanks."
Als Europäer
holt man im ersten Moment ja immer noch ganz automatisch Luft, um vielleicht
ein wenig länger auszuholen. Ist aber nicht gefragt - und weitaus weniger
oberflächlich, als der ein oder andere denken mag.
Ich würde es
mal mit einer gewissen Professionalität vergleichen. Die einem übrigens auch in
den Geschäften dort begegnet. Da wird man nämlich grundsätzlich nicht so
"angebellt" wie zum Beispiel in Berlin ...
Mit
Amerikanern zu arbeiten bzw. Unterricht zu nehmen, war für mich übrigens eine
der wichtigsten Erfahrungen überhaupt.
Man wird sofort entlarvt. Beim Spielen. Und gezwungen - ob man nun will oder nicht - auf den einen, speziellen Punkt zu
kommen.
So soll es
sein :-).
Ganz und gar
nicht oberflächlich. Und sieht immer irgendwie kinderleicht aus.
Damals hatte
ich mich im Rahmen eines Workshops dann auch etwas intensiver mit dem
„Thesaurus“ der englischen Sprache beschäftigt.
Eine
willkommene Abwechslung. Nach all dem Kamera-Training und anderem Unterricht.
Ich war
fasziniert davon, wie vielfältig und treffend man in der englischen Sprache
einen Umstand oder eine Situation um(be)schreiben kann.
Ganz besonders
hatte es mir zum Beispiel folgender Satz angetan:
„From hell to
breakfast!“
Damals hatte
ich mich des Öfteren so gefühlt. ;-)
Jetzt, wo ich
so darüber schreibe, fallen mir nach einer halben Ewigkeit nun auch noch die
anderen Sätze ein. Diese fünf Sätze, die nach einem aufwendigen und schwierigen
Ausschluss Verfahren, letztendlich dann übrig geblieben waren. Und damals im
weitesten Sinne für mich und mein Rollenfach stehen sollten:
1. Mountainroad – no brakes!
2. Stampede of white horses.
3. Starry, starry night.
4. Peachy.
5. Exasperating.
Hätten Sie
mich darin erkannt? ;-)
(Punkt Nummer
5. soll übrigens auch bei der Schauspielerin Goldie Hawn als Ergebnis
zugetroffen haben – und in ihren Filmen kann sie jemanden ja wahrlich zur
Verzweiflung bringen :-) )
Während ich
mal wieder diese Zeilen schreibe, schaue ich zum weltbesten Mann - und wundere
mich:
Wie lange
schafft der weltbeste Mann es wohl, den, im Schlaf in Denkerpose auf den Kopf
gestützten Arm, oben zu halten? Kaum droht dieser abzurutschen, reißt der weltbeste
Mann ihn sofort wieder hoch.
Kein Wunder,
dass er morgens immer so gerädert aufwacht! Wie anstrengend!
Nicht ganz
uneigennützig, tippe ich ihm sachte auf die Schulter. Nach einem kurzen
Grummeln, rollt er sich nun zur Seite.
"Aufschub"
hoffe ich und blicke zu meinen verhassten Ohrstöpseln.
Und dann fällt
mir noch eine weitere Wortkreation ein die mir mal ganz am Anfang unserer Ehe eingefallen
war:
Damals hatte
ich dem weltbesten Mann -er mag Wagner- an seinem Geburtstag einen Opernbesuch
geschenkt. Und an diesem Abend fing etwas an, das mich seitdem immer mal wieder
- und natürlich in den unmöglichsten Situationen - ereilen sollte:
"Ich"
und "Er" stehen im Foyer der Deutschen Oper und sind - trotz der zu
erwartenden vier Stunden „Tristan und Isolde“ - "noch" blendend
gelaunt:
"Ich"
will gerade einen Schluck aus ihrem Glas nehmen, da verschluckt "Ich"
sich beinahe.
"Er"
hat "Ich" nämlich gerade, locker aus dem Handgelenk, einen Klaps auf
den Hintern verpasst.
Er: "Ist
das Kleid nicht etwas eng?"
"Ich"
tupft sich etwas Prosecco aus dem Mundwinkel und bemerkt den ein oder anderen,
amüsierten Blick der Umstehenden.
Er: "Du
siehst wunderschön aus."
Auf der großen
Freitreppe, ein paar Minuten später, geht es schließlich weiter.
"Ich"
steigt vor "Er" die Stufen hinauf und errötet plötzlich - peinlich
berührt.
"Er"
hat nämlich erneut zu einem deftigen Klaps ausgeholt.
Mittlerweile
fängt der ein oder andere Gast der Oper ganz unverhohlen an zu grinsen.
Ich (zischt
leise): "Mein Schaaaaaaahaaaatz ... kannst du das bitte mal lassen! Das
ist so was von peinlich!!! Das sieht ja aus, als wärst du so ein fieser Macho!
Und ich bin keine Tussi!“
Er (grinst
breit und dann laut): "Wieso? Meins! Alles meins! Alles!"
Und versetzt
"Ich" einen weiteren Klaps ...
Später am
Abend:
Mittlerweile
sind "Ich" und "Er" in einer ihrer Stammbars angekommen, und
ertränken die - eher langatmige Inszenierung - in etwas Hochprozentigem.
Schließlich hat der weltbeste Mann ja auch noch ein paar Minuten Geburtstag!
"Ich"
sitzt gut gelaunt auf einem Barhocker und hat die Begebenheit in der Oper schon
längst wieder vergessen. „Er“ steht daneben und ... plötzlich klopft "Er"
nun sogar im Sitzen auf das Gesäß von "Ich"!
Und diesmal
sogar auch noch rhythmisch, im Takt der Musik!
"Ich"
kann's erst nicht glauben. Dann sieht sie in das fröhliche, breit grinsende
Gesicht von "Er".
Und muss - ob
sie nun will oder nicht - selbst grinsen:
Ich: "Weißt
du was? Ich schenk dir jetzt noch eine, eigens auf dich zugeschnittene, Wort-Kreation
zum Geburtstag!"
Er: " Ja?
Welche denn?"
Ich: "
Macho-Metronom! Alles Deins!"
Schlafen Sie
gut!
Ihre
Jana
Hora-Goosmann
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