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Freitag, 12. September 2014

Von " Fuck Up Nights bis Des Kaisers neue Kleider ... "


Haben Sie schon von den "Fuck Up Nights" gehört? Nein?



Dann fragen Sie sich nun vielleicht ob besagte „Fuck Up Nights“ möglicherweise irgendwie ... unanständig sind?



Aber hallo ... nein! In besagten Nächten geht es um nichts Unanständiges.



Auch wenn die ein oder andere Nacht bestimmt genug Potential hätte, um außer Rand und Band zu geraten. Wieso?



Nun, der Ruf ist ja bereits schon "ruiniert"!



Bei den "Fuck up Nights" - gegründet vor zwei Jahren in Mexiko und mittlerweile in einem Dutzend Länder und rund 40 Städten vertreten - geht es nämlich um die eigene Geschichte des Scheiterns - mit einer Startup-Idee.



Getreu dem Motto: Scheitern als Chance - die Nacht der Looser, gibt die "Fuck Up Night" jeden Monat all denen eine Plattform, die auf der Bühne ihre ganz persönliche Geschichte des Scheiterns erzählen wollen.



Und im Anschluss, so schätze ich mal, wird dann gehörig gefeiert.



Als der weltbeste Mann mich vor ein paar Tagen auf den dazugehörigen Zeitungsausschnitt aufmerksam gemacht hatte, war ich - hinsichtlich eines neuen, möglichen „Trötgedankens“ – sofort begeistert!



Die Ironie des Schicksals war: Nur ein paar Stunden später schon, sollte ich selbst (m)eine ganz persönliche, wenngleich auch abgewandelt und demnach sehr spezielle "Fuck Up Night" erleben. Aber dazu später.



Und zurück zur Gründerin besagter Nächte:



Diese erzählte in einem Interview nämlich dass die Offenbarung ihres Scheiterns, in einer feuchtfröhlichen Nacht mit Freunden, so befreiend, wie ein Exorzismus war!



Ein Vergleich, über den ich nach wie vor grinsen muss. Selbstredend, dass ich sofort wieder tausend Bilder im Kopf hatte. Die Realität aber sah dann wohl folgendermaßen aus:



Nach und nach also, hätten im Laufe der Nacht alle anderen in der Runde angefangen über ihr - bis dato geheimes Scheitern- zu erzählen.



Irgendwann war man sich dann darüber einig, dass man daraus vielleicht sogar eine (neue) Geschäftsidee entwickeln könnte. Caramba! Die Fuck Up Nights - Mexiko waren geboren!



Je länger ich darüber ich nachdenke, desto großartiger finde ich diese Idee!



Natürlich hat es auch etwas mit dem immer größer werdenden Voyeurismus unserer Zeit zu tun. Das Publikum an solch einem Abend wird natürlich auch seinen Spaß haben wollen – das kann auf spielerische Art und Weise dann aber durchaus auch „lehrreich“ sein!



Unabhängig davon, stimmt hier vielleicht tatsächlich: Geteiltes Leid ist halbes Leid - wenngleich auch nicht auf dem Konto.



Denn, der Gedanke daran, dass manch ein Gescheiterter auf der Bühne nach einem Blick ins grinsende Publikum vielleicht sogar selbst vom Lachen übermannt wird, getreu dem Motto: Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht? Das ist doch herrlich, oder? Besser als jede Therapie!



Wäre vielleicht auch mal etwas für Menschen aus der Politik ... räusper, räusper.



Grundsätzlich aber gilt: Das persönliche Scheitern in der Öffentlichkeit zu offenbaren zeugt von Größe.



Allerdings, jetzt wo ich so darüber nachdenke ... nicht auf jede öffentliche Abrechnung übers Scheitern zum Beispiel in Buchform oder wie auch immer, hat die Welt tatsächlich gewartet.



Und so ist es dann wohl doch ein ziemlich schmaler Grat, zwischen Beifall und Fremdschämen!



Für uns alle aber, egal in welcher Branche tätig, heißt es im Falle des Falles:



Aufstehen, Staub abklopfen, Krönchen (Zepter) richten, weitermachen!



Knapp 23.000 Bücher rund ums Thema "Erfolg" wurden übrigens bis dato publiziert.



Zum Thema "Scheitern" hingegen gibt es nur knapp 1.300 Bücher auf dem Markt ...



Da drängt sich mir ein Verdacht und zwei Fragen auf:



1.Scheitern scheint also wohl nicht wirklich gesellschaftsfähig zu sein.

2.Ist man, wenn man in der öffentlichen Betrachtung nicht grundsätzlich erfolgreich ist, mit irgendetwas - und sei es auch nur mit sich selbst als Produkt – dann ganz automatisch gescheitert?



Und: Wonach bemisst sich eigentlich Erfolg?



Dazu fällt mir spontan folgende Anekdote mit "Schwester2" vom weltbesten Mann und seiner "Mutter" ein:



"Schwester2" trägt ein farbenfrohes T-Shirt und sitzt gutgelaunt vor "Mutter" und "Ich&Er" am Kaffeetisch. "Mutter" hat schon bereits den ein oder anderen kritischen Blick zum Nesthäkchen der Familie geschickt - scheint aber noch mit sich zu kämpfen! Dann jedoch "bricht" es regelrecht aus ihr heraus:



Mutter: "Das ist nicht deine Farbe! Ganz und gar nicht! Das habe ich dir schon mal gesagt!"



„Schwester2“ lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und nimmt erst mal eine Gabel voll mit Torte zu sich. Dann blickt sie zu "Ich":



"Mutter macht bei ein paar Kundinnen ja nach wie vor noch Farbberatung..."



Ich: "Ahhhaa ... wonach bemisst sich das eigentlich noch einmal?"



Schwester2 (trocken): "Nach Muttern."


Und so ist das glaube ich auch mit dem Erfolg :-).



Tagtäglich wird man von seinen Mitmenschen, dem Chef oder potentiellen Arbeitgebern beurteilt, verurteilt, eingeschätzt, gewertschätzt, hochgehoben, fallen gelassen, aufs Abstellgleis gestellt oder wieder ins Spiel geholt- und letztendlich obliegt es dann einem selbst:



Wie schätzt man die Situation eigentlich selbst ein?



Vielleicht so:



- Job nicht bekommen, Pleite hingelegt - aber „als Mensch“ ein Erfolg? Ein guter Freund, Familienvater, Ehemann etc.?



- Karriereleiter eine Stufe höher gekommen, menschlich dafür aber einsam und „sozial“ gescheitert?



Kann so sein - muss aber nicht. Und geht auch umgekehrt:



- Job nicht bekommen und als Mensch ein unzufriedenes „Rumpelstilzchen“? Ein unangenehmer Zeitgenosse, da stetig immer unglücklicher?



- Oder Beförderung bekommen! Und nun, durch die Wertschätzung sogar noch besser organisiert, motiviert und zufrieden?



Wie schon gesagt: Die Anderen, die beurteilen, das sind ja wir - jeder Einzelne.



Und jeder hat eine ganz persönliche Vorstellung von Erfolg - der ja übrigens nicht (immer und nur) mit Geld zu tun hat.



Natürlich lebt es sich schon etwas „friedlicher“ mit sich selbst, wenn sich die eigene Vorstellung vom Leben mit der Realität in einer - wie auch immer gearteten - Schnittmenge überschneidet.



„Comparism kills you“ pflegte aber schon eine meiner Schauspiellehrerinnen in Los Angeles zu sagen. Wie wahr, wie wahr!



Überhaupt bin ich mir ziemlich sicher: Die Art der Selbsteinschätzung bzgl. des „Scheiterns“ – was ja wiederum für jeden etwas anderes bedeuten mag - entscheidet letztendlich über das wie und ob man (überhaupt) wieder aufsteht!(Erinnert mich an Tröt-Archiv: 08.08.2014 / Nr.11)



"Scheitern Sie sich nach oben!" ist übrigens ein großartiger Satz, wie ich finde, und birgt viel Weisheit! Den wollte ich Ihnen auf keinen Fall vorenthalten - keine Ahnung, wo ich den mal gelesen habe.



Denn, in einer Zeit, in der es tatsächlich immer mehr um "Gefällt mir- Angaben" (über die ich mich natürlich auch freue) und eine spektakuläre Außendarstellung geht, vergisst man womöglich beim Betrachten manch eines „One-Hit-Wonders“, dass vor sehr vielen (richtigen) Erfolgsgeschichten  mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit folgendes stand:



Etliche Absagen, Fehlentscheidungen, Pleiten und verbrannte Erde, zur richtigen Zeit eben nicht am richtigen Ort gewesen zu sein, Pech, Thema verfehlt oder seiner Zeit sogar zu sehr voraus gewesen zu sein, und - mindestens eine Person, die meinte, aus einem würde nie etwas werden!



Es gibt Biografien von Menschen da wird einem schwindelig, wie oft diese tatsächlich Pleite gegangen sind oder abgewiesen wurden, bevor sie schließlich – die eigene Vision stets vor Augen - einen grandiosen, und in manch einem Fall auch die ganze Menschheit bereichernden, Durchbruch hatten!



Sei es mit einer Erfindung, einem Geschäftsmodell, in der Kunst oder Literatur.



Bahnbrechende Forschungsergebnisse in der Medizin zum Beispiel sind oftmals sogar durch einen Fehler entstanden!



Und - wer etwas wagt und (überhaupt) einen Versuch startet, hat bekanntlich ja schon mal vieles mehr gewagt als der ein oder andere - der dann gut reden hat, wenn es nicht geklappt hat.



Aber - ab wann wird solch ein Weg eigentlich nur noch zu einer besonders quälenden Form von "Harakiri"?



Oder anders gesagt: Über welchen Zeitraum hinweg befindet man sich, wenngleich auch ab und an stolpernd, noch immer „ auf dem Weg zum Ziel"?



Und nicht in einer dunklen Sackgasse?



"Was meinen Sie?"



Ich freue mich über und auf Ihre Kommentare!





Nun aber zurück zu meiner, ganz persönlich ausgelegten „Fuck Up Night!



An besagtem Abend waren der weltbeste Mann und ich mit „ Fantastic XY“ (formerly known as: Anonymepersondiesichvielleichtirgendwannzuerkennengibt)

zum Abendessen verabredet.



Und noch vor dem ersten Schluck Wein ereilte mich eine, mich betreffend berufliche Nachricht, die - trotz all meines Verständnisses - in etwa folgenden Gedankengang bei mir auslöste:


Ooooh neee! Jetzt geht das alles wieder von vorne los!!!!



Trotz alledem, der Abend schritt weiter gut gelaunt voran. Und irgendwann, entschieden wir noch einen Absacker in unserer „Wohnzimmer-Bar Nr.2“ zu uns zu nehmen.



Während ich so da saß, an meinem Drink nippte und nicht umhin konnte, dass meine Gedanken nun doch ab und an über die zuvor erhaltene „frohe Botschaft“ kreisten, beobachtete ich das rege Kommen und Gehen der Gäste.



Eine bunte, an diesem Abend größtenteils zufällig zusammengekommene Mischung aus „alten Bekannten“, „Fantastic XY“, dem weltbesten Mann, dem „Bestenfreundvomweltbestenmann“, dem „Herzensguteneigentümerehepaarvonwohnzimmerbarnr.2“, und noch dem ein oder anderen mehr.



Was ich eigentlich sagen wollte:



Manchmal – da versteht man erst im Nachhinein, dass man sich schon längst inmitten der eigenen „Fuck Up Night“ - die ich in meinem Fall nun gerne mit

„Gehe zurück auf Los! “ betiteln möchte – befunden hat!



Und dann, liebe Leser, hat man an besagtem Abend mal besser Spaß gehabt!



Ich für meinen Teil hatte übrigens einen grandiosen, und in diesem Maße und Konstellation tatsächlich völlig unverhofften, Spaß!



Zum Beispiel weiß ich jetzt aus erster Hand, dass, Männer die keine Schotten sind und trotzdem ab und an stylishe Röcke tragen, nicht nur grandios darin aussehen können - sondern den Rest tatsächlich ebenfalls, wie die Schotten handhaben ...;-)



Woher ich das weiß? Nun, da besagter Mensch noch lebt und nicht der Rache des weltbesten Mannes zum Opfer gefallen ist, nennen wir es mal die gewonnene Erkenntnis nach einem spontanen Kleidertausch mit "Fantastic XY", was - irgendwann, zu sehr viel späterer Stunde - von uns, dem verblüfften Publikum, mit viel Jubel und Beifall belohnt wurde ...



Und während wir uns alle beim Betrachten des „Model-Pärchens“ vor Lachen von einer Seite zur anderen bogen, dachte ich an folgenden Satz:



Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt!



Ist doch völlig klar, oder? ;-) 


Schlafen Sie gut!



Ihre



Jana Hora-Goosmann

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