Haben Sie
schon von den "Fuck Up Nights" gehört? Nein?
Dann fragen
Sie sich nun vielleicht ob besagte „Fuck Up Nights“ möglicherweise irgendwie
... unanständig sind?
Aber hallo ... nein! In besagten Nächten geht es um nichts Unanständiges.
Auch wenn die
ein oder andere Nacht bestimmt genug Potential hätte, um außer Rand und Band zu
geraten. Wieso?
Nun, der Ruf
ist ja bereits schon "ruiniert"!
Bei den
"Fuck up Nights" - gegründet vor zwei Jahren in Mexiko und
mittlerweile in einem Dutzend Länder und rund 40 Städten vertreten - geht es
nämlich um die eigene Geschichte des Scheiterns - mit einer Startup-Idee.
Getreu dem
Motto: Scheitern als Chance - die Nacht der Looser, gibt die "Fuck Up
Night" jeden Monat all denen eine Plattform, die auf der Bühne ihre ganz
persönliche Geschichte des Scheiterns erzählen wollen.
Und im
Anschluss, so schätze ich mal, wird dann gehörig gefeiert.
Als der
weltbeste Mann mich vor ein paar Tagen auf den dazugehörigen Zeitungsausschnitt
aufmerksam gemacht hatte, war ich - hinsichtlich eines neuen, möglichen
„Trötgedankens“ – sofort begeistert!
Die Ironie des
Schicksals war: Nur ein paar Stunden später schon, sollte ich selbst (m)eine
ganz persönliche, wenngleich auch abgewandelt und demnach sehr spezielle "Fuck Up Night" erleben.
Aber dazu später.
Und zurück zur
Gründerin besagter Nächte:
Diese erzählte
in einem Interview nämlich dass die Offenbarung ihres Scheiterns, in einer
feuchtfröhlichen Nacht mit Freunden, so befreiend, wie ein Exorzismus war!
Ein Vergleich,
über den ich nach wie vor grinsen muss. Selbstredend, dass ich sofort wieder
tausend Bilder im Kopf hatte. Die Realität aber sah dann wohl folgendermaßen
aus:
Nach und nach
also, hätten im Laufe der Nacht alle anderen in der Runde angefangen über ihr -
bis dato geheimes Scheitern- zu erzählen.
Irgendwann war
man sich dann darüber einig, dass man daraus vielleicht sogar eine (neue) Geschäftsidee
entwickeln könnte. Caramba! Die Fuck Up Nights - Mexiko waren geboren!
Je länger ich darüber ich nachdenke,
desto großartiger finde ich diese Idee!
Natürlich hat es auch etwas mit dem immer
größer werdenden Voyeurismus unserer Zeit zu tun. Das Publikum an solch einem
Abend wird natürlich auch seinen Spaß haben wollen – das kann auf spielerische
Art und Weise dann aber durchaus auch „lehrreich“ sein!
Unabhängig davon, stimmt hier vielleicht
tatsächlich: Geteiltes Leid ist halbes Leid - wenngleich auch nicht auf dem
Konto.
Denn, der Gedanke daran, dass manch ein
Gescheiterter auf der Bühne nach einem Blick ins grinsende Publikum vielleicht
sogar selbst vom Lachen übermannt wird, getreu dem Motto: Was habe ich mir
eigentlich dabei gedacht? Das ist doch herrlich, oder? Besser als jede
Therapie!
Wäre vielleicht auch mal etwas für
Menschen aus der Politik ... räusper, räusper.
Grundsätzlich aber gilt: Das persönliche
Scheitern in der Öffentlichkeit zu offenbaren zeugt von Größe.
Allerdings, jetzt wo ich so darüber
nachdenke ... nicht auf jede öffentliche Abrechnung übers Scheitern zum
Beispiel in Buchform oder wie auch immer, hat die Welt tatsächlich gewartet.
Und so ist es dann wohl doch ein ziemlich
schmaler Grat, zwischen Beifall und Fremdschämen!
Für uns alle aber, egal in welcher
Branche tätig, heißt es im Falle des Falles:
Aufstehen, Staub abklopfen, Krönchen
(Zepter) richten, weitermachen!
Knapp 23.000
Bücher rund ums Thema "Erfolg" wurden übrigens bis dato publiziert.
Zum Thema
"Scheitern" hingegen gibt es nur knapp 1.300 Bücher auf dem Markt ...
Da drängt sich
mir ein Verdacht und zwei Fragen auf:
1.Scheitern
scheint also wohl nicht wirklich gesellschaftsfähig zu sein.
2.Ist man,
wenn man in der öffentlichen Betrachtung nicht grundsätzlich erfolgreich ist, mit
irgendetwas - und sei es auch nur mit sich selbst als Produkt – dann ganz automatisch
gescheitert?
Und: Wonach
bemisst sich eigentlich Erfolg?
Dazu fällt mir
spontan folgende Anekdote mit "Schwester2" vom weltbesten Mann und
seiner "Mutter" ein:
"Schwester2"
trägt ein farbenfrohes T-Shirt und sitzt gutgelaunt vor "Mutter" und
"Ich&Er" am Kaffeetisch. "Mutter" hat schon bereits den
ein oder anderen kritischen Blick zum Nesthäkchen der Familie geschickt -
scheint aber noch mit sich zu kämpfen! Dann jedoch "bricht" es
regelrecht aus ihr heraus:
Mutter:
"Das ist nicht deine Farbe! Ganz und gar nicht! Das habe ich dir schon mal
gesagt!"
„Schwester2“
lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und nimmt erst mal eine Gabel voll mit Torte zu
sich. Dann blickt sie zu "Ich":
"Mutter
macht bei ein paar Kundinnen ja nach wie vor noch Farbberatung..."
Ich:
"Ahhhaa ... wonach bemisst sich das eigentlich noch einmal?"
Schwester2
(trocken): "Nach Muttern."
Und so ist das
glaube ich auch mit dem Erfolg :-).
Tagtäglich
wird man von seinen Mitmenschen, dem Chef oder potentiellen Arbeitgebern
beurteilt, verurteilt, eingeschätzt, gewertschätzt, hochgehoben, fallen
gelassen, aufs Abstellgleis gestellt oder wieder ins Spiel geholt- und
letztendlich obliegt es dann einem selbst:
Wie schätzt
man die Situation eigentlich selbst ein?
Vielleicht so:
- Job nicht
bekommen, Pleite hingelegt - aber „als Mensch“ ein Erfolg? Ein guter Freund,
Familienvater, Ehemann etc.?
-
Karriereleiter eine Stufe höher gekommen, menschlich dafür aber einsam und
„sozial“ gescheitert?
Kann so sein -
muss aber nicht. Und geht auch umgekehrt:
- Job nicht
bekommen und als Mensch ein unzufriedenes „Rumpelstilzchen“? Ein unangenehmer
Zeitgenosse, da stetig immer unglücklicher?
- Oder
Beförderung bekommen! Und nun, durch die Wertschätzung sogar noch besser
organisiert, motiviert und zufrieden?
Wie schon
gesagt: Die Anderen, die beurteilen, das sind ja wir - jeder Einzelne.
Und jeder hat
eine ganz persönliche Vorstellung von Erfolg - der ja übrigens nicht (immer und
nur) mit Geld zu tun hat.
Natürlich lebt
es sich schon etwas „friedlicher“ mit sich selbst, wenn sich die eigene
Vorstellung vom Leben mit der Realität in einer - wie auch immer gearteten -
Schnittmenge überschneidet.
„Comparism
kills you“ pflegte aber schon eine meiner Schauspiellehrerinnen in Los Angeles
zu sagen. Wie wahr, wie wahr!
Überhaupt bin
ich mir ziemlich sicher: Die Art der Selbsteinschätzung bzgl. des „Scheiterns“
– was ja wiederum für jeden etwas anderes bedeuten mag - entscheidet
letztendlich über das wie und ob man (überhaupt) wieder aufsteht!(Erinnert
mich an Tröt-Archiv: 08.08.2014 / Nr.11)
"Scheitern Sie sich nach oben!" ist
übrigens ein großartiger Satz, wie ich finde, und birgt viel Weisheit! Den
wollte ich Ihnen auf keinen Fall vorenthalten - keine Ahnung, wo ich den mal
gelesen habe.
Denn, in einer
Zeit, in der es tatsächlich immer mehr um "Gefällt mir- Angaben" (über die ich mich natürlich auch freue) und eine spektakuläre Außendarstellung
geht, vergisst man womöglich beim Betrachten manch eines „One-Hit-Wonders“, dass vor sehr
vielen (richtigen) Erfolgsgeschichten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit folgendes stand:
Etliche
Absagen, Fehlentscheidungen, Pleiten und verbrannte Erde, zur richtigen Zeit
eben nicht am richtigen Ort gewesen zu sein, Pech, Thema verfehlt oder seiner
Zeit sogar zu sehr voraus gewesen zu sein, und - mindestens eine Person, die
meinte, aus einem würde nie etwas werden!
Es gibt
Biografien von Menschen da wird einem schwindelig, wie oft diese tatsächlich Pleite
gegangen sind oder abgewiesen wurden, bevor sie schließlich – die eigene Vision
stets vor Augen - einen grandiosen, und in manch einem Fall auch die ganze
Menschheit bereichernden, Durchbruch hatten!
Sei es mit
einer Erfindung, einem Geschäftsmodell, in der Kunst oder Literatur.
Bahnbrechende
Forschungsergebnisse in der Medizin zum Beispiel sind oftmals sogar durch einen
Fehler entstanden!
Und - wer
etwas wagt und (überhaupt) einen Versuch startet, hat bekanntlich ja schon mal
vieles mehr gewagt als der ein oder andere - der dann gut reden hat, wenn es
nicht geklappt hat.
Aber - ab wann
wird solch ein Weg eigentlich nur noch zu einer besonders quälenden Form von
"Harakiri"?
Oder anders
gesagt: Über welchen Zeitraum hinweg befindet man sich, wenngleich auch ab und an
stolpernd, noch immer „ auf dem Weg zum Ziel"?
Und nicht in
einer dunklen Sackgasse?
"Was
meinen Sie?"
Ich freue mich
über und auf Ihre Kommentare!
Nun aber
zurück zu meiner, ganz persönlich ausgelegten „Fuck Up Night!
An besagtem
Abend waren der weltbeste Mann und ich mit „ Fantastic XY“ (formerly known as:
Anonymepersondiesichvielleichtirgendwannzuerkennengibt)
zum Abendessen
verabredet.
Und noch vor
dem ersten Schluck Wein ereilte mich eine, mich betreffend berufliche
Nachricht, die - trotz all meines Verständnisses - in etwa folgenden
Gedankengang bei mir auslöste:
Ooooh neee!
Jetzt geht das alles wieder von vorne los!!!!
Trotz alledem,
der Abend schritt weiter gut gelaunt voran. Und irgendwann, entschieden wir
noch einen Absacker in unserer „Wohnzimmer-Bar Nr.2“ zu uns zu nehmen.
Während ich so
da saß, an meinem Drink nippte und nicht umhin konnte, dass meine Gedanken nun
doch ab und an über die zuvor erhaltene „frohe Botschaft“ kreisten, beobachtete
ich das rege Kommen und Gehen der Gäste.
Eine bunte, an
diesem Abend größtenteils zufällig zusammengekommene Mischung aus „alten
Bekannten“, „Fantastic XY“, dem weltbesten Mann, dem
„Bestenfreundvomweltbestenmann“, dem
„Herzensguteneigentümerehepaarvonwohnzimmerbarnr.2“, und noch dem ein oder
anderen mehr.
Was ich
eigentlich sagen wollte:
Manchmal – da
versteht man erst im Nachhinein, dass man sich schon längst inmitten der
eigenen „Fuck Up Night“ - die ich in meinem Fall nun gerne mit
„Gehe zurück
auf Los! “ betiteln möchte – befunden hat!
Und dann,
liebe Leser, hat man an besagtem Abend mal besser Spaß gehabt!
Ich für meinen
Teil hatte übrigens einen grandiosen, und in diesem Maße und Konstellation
tatsächlich völlig unverhofften, Spaß!
Zum Beispiel
weiß ich jetzt aus erster Hand, dass, Männer die keine Schotten sind und
trotzdem ab und an stylishe Röcke tragen, nicht nur grandios darin aussehen
können - sondern den Rest tatsächlich ebenfalls, wie die Schotten handhaben
...;-)
Woher ich das
weiß? Nun, da besagter Mensch noch lebt und nicht der Rache des weltbesten
Mannes zum Opfer gefallen ist, nennen wir es mal die gewonnene Erkenntnis nach einem spontanen
Kleidertausch mit "Fantastic XY", was - irgendwann, zu sehr viel späterer Stunde - von uns, dem verblüfften Publikum, mit
viel Jubel und Beifall belohnt wurde ...
Und während wir uns alle beim Betrachten des „Model-Pärchens“ vor Lachen von einer Seite zur
anderen bogen, dachte ich an folgenden Satz:
Erstens kommt
es anders, und zweitens als man denkt!
Ist doch
völlig klar, oder? ;-)
Schlafen Sie
gut!
Ihre
Jana
Hora-Goosmann
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