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Freitag, 3. Oktober 2014

Von " Dialekt bis Ohrwurm "


Als Schauspielerin sollte man ja am besten alles können. Singen, Dialekte sprechen, gefährliche Sportarten - was auch immer die Rollenbeschreibung hergibt. Bei mir sieht das so aus:

Ich: "Isch bin ne kölsche Mädschen, drink noch eeenen mit!"

Er (unterbricht kopfschüttelnd und rollt mit den Augen): "Du kannst es einfach nicht ..."

Ich: "Ich fand aber ... das klang doch jetzt ... irgendwie schon ganz ... nein?

Er (lacht): "Vergiss es, bitte! Das wird einfach nichts! Das Feld mit den Dialekt- Fertigkeiten auf deiner Vita, das musst du definitiv frei lassen!"

"Ich" zieht eine Schnute. Insgeheim weiß "Ich" aber ... "Er" hat Recht!

Dialekte und ich, das will einfach nicht zusammen passen. Keine Ahnung, wieso das einfach nicht klappen will! 

Zum Beispiel verfüge ich über ein ziemlich gutes musikalisches Gehör. Was ja irgendwie, mit der Fähigkeit Dialekte sprechen zu können, zusammenhängen soll. Und trotzdem - auf diesem Gebiet bin ich einfach eine Niete! Obwohl ich sprachlich durchaus begabt bin. 

Okay, Singen - das steht jetzt auch nicht gerade ganz oben auf meiner Liste. Aber sobald ich das in der Vergangenheit mal tun musste, habe ich eben auch gesungen - und alle haben es überlebt.

Der weltbeste Mann zum Beispiel, der kann - von jetzt auf gleich - ins Sächseln verfallen. Was er dann auch oft und gerne tut. Vornehmlich, um mir in aller Öffentlichkeit die Schamesröte ins Gesicht zu treiben. Und sich so an mir und der Tatsache zu rächen, dass wir immer noch im Ostteil Berlins leben. (Tröt-Archiv: 18.07.2014 / Nr.8)

Aber auch andere Dialekte bereiten ihm keine Schwierigkeiten. Und vielen anderen Menschen übrigens auch nicht.

Wieso bin ICH also nicht dazu in der Lage?

Manchmal habe ich mich schon gefragt: Hängt dieser leidige Umstand möglicherweise damit zusammen, dass ich Zweisprachig aufgewachsen bin? 

Oder anders gesagt: In punkto "erste Worte sprechen", war ich laut Familienlegende wohl eher eine Spätzünderin.

Ich erkläre mir das so: Nach der Flucht meiner Familie '68 von Prag nach Deutschland, (Tröt-Archiv: 27.06.2014 / Nr.5) landeten wir erstmal im Bayerischen Wald - da war ich 10 Monate alt. 

Ab da ging dann alles Schlag auf Schlag. Mein Vater, zu dem Zeitpunkt der deutschen Sprache bereits etwas mächtig, fing als Arzt in einem Sanatorium an. Gefolgt von meiner Mutter, einige Zeit später. 

Dem vorangegangen, war eine fraglos disziplinierte Zeit, in der meine Mutter sich jeden Tag ein Kapitel aus dem Deutschlehrbuch vornahm. 

Und so kam es, dass ich irgendwann umgeben war, von: Tschechisch, Deutsch mit tschechischem Akzent - und tiefstem Bayerisch! 

Unsere damalige Vermieterin nämlich, die gute Seele, hatte sich bereiterklärt in Abwesenheit meiner Eltern auf mich aufzupassen.

Manche Sätze von ihr habe ich tatsächlich sogar als Jugendliche noch nicht verstehen können. 

Nach wie vor bin ich zum Beispiel ein großer Fan von folgendem Satz: 

" I bin zuoa!" 

Was soviel heißt, wie: "Ich bin satt."

Und was mir damals , mittlerweile im Teenageralter, vom ältesten Sohn der Familie - und unter schallendem Gelächter der restlichen Familie - "übersetzt" werden musste. 

Nicht, dass nicht alle auch der hochdeutschen Sprache mächtig gewesen wären ... haha!

Das mit meinen ersten Worten aber, das dauerte also etwas länger.

Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass ich es vielleicht einfach nur etwas spannend machen wollte! 

Getreu dem Motto: Pah! Den grossen Auftritt, den lass ICH mir doch nicht entgehen! 

Und ... da könnt ihr jetzt ruhig noch ein klein wenig an meinen Lippen hängen, und euch fragen, für welche Sprache sich die kleine Jana denn nun als Erstes entschieden hat! 

Vielleicht hat sich aber auch einfach nur damals schon, in frühester Kindheit, meine "Ja, aber! Mentalität" manifestiert. :-)

Bevor meine Eltern sich jedoch anfingen ernsthaft Sorgen zu machen, kam ihnen glücklicherweise meine Neugierde zu Hilfe. 

Die Söhne unserer Vermieterin schmissen im Hof eines ihrer Fahrräder auf den Boden - und ich steckte meinen Zeigefinger in die Speichen des sich noch drehenden Rades. 

Bereits kurze Zeit später schon, hatte man mir - um meinen Zeigefinger zu richten -  im Sanatorium eine kindgerechte-Kurznarkose verpasst. 

Und siehe da - im Laufe der Aufwachphase, muss ich wohl angefangen haben Fragmente aus deutschen Schlagern zu trällern. 

Diese, liefen damals bei uns Zuhause - hauptsächlich zwecks Erlernen der deutschen Sprache - viele Stunden im Radio.

Da hätten meinen Eltern es eigentlich schon ahnen müssen. Das, mit dem Showbiz ;-). 

Dialekte sind also nicht mein Ding. Und soeben - der weltbeste Mann hatte mir beim Schreiben kurz über die Schulter gespinkst - wurde meine Theorie auch schon wieder mit einer einzigen Bemerkung widerlegt - die Überlegung, mein Dialekt-Unvermögen hätte vielleicht etwas zu tun mit meiner Zweisprachigkeit bzw. frühkindlicher Bemühung Hochdeutsch zu sprechen. 
   
Denn - der weltbeste Mann ist sowohl mit der deutschen als auch italienischen Sprache aufgewachsen. Und hat auch noch bis ins Teenageralter eine französischsprachige Schule besucht. Da sein Vater beruflich in die unterschiedlichsten Länder versetzt wurde, kamen in seiner frühesten Kindheit sogar noch Farsi, Englisch und Spanisch hinzu ... puuuuhhh! 

Nicht, dass der weltbeste Mann heutzutage noch all der Sprachen mächtig wäre. Aber das mit den Dialekten, das funktioniert weiterhin. Einfach unverschämt gut!

Und nicht nur das. Der weltbeste Mann ergötzt sich sogar auch noch ganz unverhohlen am Unvermögen seiner Frau! 

Und das auch noch auf eine ganz perfide Art und Weise! Denn erstmal, da bringt er mir ganz geduldig so etwas bei, wie: 

"Drei im Weggla"! 

Eine fränkische Spezialität, die ich als Vegetarierin (Pescetarierin, wie wir alle ja im vorletzten Blog gelernt haben ... ) per se schon mal niemals bestellen würde. 

Dabei handelt es sich nämlich um drei Nürnberger Würstchen in einem Brötchen. 

Aber egal! Man weiß ja nie, wofür so etwas mal gut sein könnte ... 

Bei unserem ersten, familiären Antrittsbesuch im Frankenland, war ich jedenfalls ganz stolz:

Er: "Wie heißt das nochmal?"

Ich (stolz): "Drei im Weggla! Ha"

Er: "Wie süüüüüüß ... nochmal, wie heißt das?"

Ich (traut sich immer mehr):"Drrreei iiim Weggglllaaaa!

Er: "Und womit ... mit?"

Ich: "Mit ... Neeeembeerscher Würstchen!"

Er: "Ist das süüüüüß .... du bist sooo süß - DU KANNST ES EINFACH NICHT !!!

Ich:"Grrrrr!"


Übrigens - bis jetzt - ist es tatsächlich die einzige Sache, die der weltbeste Mann mir nicht zutraut! 

Dafür gibt es daran dann aber auch nichts mehr zu rütteln ....

Das erinnert mich gerade übrigens an meine Probenzeit im Millowitsch-Theater.

Damals noch mit "Willy Millowitsch- Himself". 

Wie schon bereits im Trötbeitrag "Von Karel Gott bis Willy Millowitsch" angerissen, hatte ich ja schon über das - wirklich grandiose Pointen-Bauchgefühl - von Willy Millowitsch gesprochen.

Nur - leider konnte er es einfach nicht weiter vermitteln. 

Während der Proben zum Stück damals - mit ihm als Regisseur - hatte er jedenfalls dahingehend,  und von Anfang an, meinen Spielpartner auf dem Kieker. Obwohl er selbst ihn höchstpersönlich für die Rolle besetzt hatte.

"Ich" (damals noch Schauspielschülerin) und der "Spielpartnervonich", wirbelten an besagtem Probentag nun also über die Bühne. 

Kurz zuvor nämlich, hatten beide sich noch völlig spontan, um einfach noch mal etwas ganz anderes anzubieten, eine überraschende Tanzeinlage ausgedacht. Kurz bevor das Stichwort zum Auftritt kam, entstand flüsternd in etwa folgender Dialog:

Spielpartnervonich: "Ich bin so fertig, Jana! Heute Nacht, da habe ich sogar schon von diesem Satz geträumt! Was soll ich denn noch machen? Wenn er gleich schon wieder nur mit dem Kopf schüttelt und nur diesen einen Satz sagt ... ich krieg die Krise!" 

Ich: "Wird schon ... los geht's!"

"Ich" und "Spielpartnervonich" wirbeln nun also enthusiastisch über die Bühne, schmeißen sich - als gäbe es kein Morgen mehr - die Pointen nur so an den Kopf. 

Zwischen zwei Drehungen plötzlich, bemerkt "Ich" aus den Augenwinkeln - hektische Bewegungen im Zuschauerraum! 

Da dort nur Willy Millowitsch und die Regieassistentin saßen, konnte dies nur eines bedeuten:

Das vehemente Kopfschütteln von Willy Millowitsch!

Und während "Ich" noch dem "Spielpartnervonich" mit einem Lächeln der Verzweiflung zunickt, da hallt bereits schon - DER BESAGTE SATZ- über beide Köpfe hinweg durchs Theater:

Willy Millowitsch: "Jung, du bisset nit! Du bisset eeenfoch nit!"

Ist doch so ähnlich, wie: Du kannst es einfach nicht! 

Oder?

Selbstredend, dass ich übrigens sogar auf der kölschen Millowitsch - Bühne "erstklassiges" Hochdeutsch gesprochen habe. 

Wenn der weltbeste Mann mich übrigens nicht gerade abwechselnd mit Dialekten nervt oder aufzieht, dann verpasst er mir mit großer Vorliebe auch noch den ein oder anderen Ohrwurm. 

Einer von uns beiden hat dann nicht so viel Spass, und jetzt raten Sie mal wer ...

Tatsächlich scheine ich übrigens so eine Art Suggestiv-Schwamm zu sein. Und wäre damit wohl grundsätzlich ganz hervorragend dazu prädestiniert auf diverse Gehirnwäschen anzuspringen. 

Glücklicherweise kommt mir da aber dann doch noch die ein oder andere Charakterstärke zu Hilfe,  und so bin ich in meinem Leben in keiner Sekte gelandet oder Sonstiges ;-).

Vielleicht hat dieses unterbewusste Aufsaugen meiner Umgebung (jetzt aber mal wirklich!) mit meiner frühesten Kindheit zu tun! 

Angelegt in frühesten Tagen, als ich "die Welt" auf meine Sprach- Entscheidung warten ließ um erstmal alles um mich herum aufzusaugen - und die Lage zu "checken". 

Der weltbeste Mann jedenfalls, braucht sogar nur andeutungsweise etwas vor sich hin zu summen - und KAWUMM - hat es sich bereits in meinem Kopf eingenistet. 

Und lässt mich erstmal nicht mehr los. 

Haben Sie eigentlich auch nur die entfernteste Vorstellung davon wie quälend es sein kann, am Filmset vor einem Kollegen zu stehen, und - sogar noch bis kurz vor dem "Bitte" des Regisseurs -dudelt einem im Kopf dieser Endlos-Loop!

Ein, bei der Verabschiedung am frühen Morgen, vom weltbesten Mann nur ganz nebenbei ins Ohr gehauchte Lied: 

" Uuund diiiiieseeeee Biiiiiiiene die ich meine, die heißt JAAANAAAA! " (Maja)

Irgendwann ... da werde ich mich für all das ganz fürchterlich rächen! 

Bis dahin, bis mir was eingefallen ist - bleiben wir eben noch ein klein wenig im Osten wohnen ... :-) :-) :-)!


Schlafen Sie gut!

Ihre

Jana Hora-Goosmann

















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