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Freitag, 21. November 2014

Von " Peniswärmer bis Genderfrei "






Wer den Tröter „Von Kugelfisch bis Badezimmerspiegelschrank“ gelesen hat (Tröt-Archiv: 01.08.2014 / Nr.10), wird in Erinnerung daran vielleicht erneut über besagten Ausspruch schmunzeln, den die Mutter des weltbesten Mannes beim Einzug in ihre neue Wohnung getätigt hatte:



„Die Mutter kocht nicht mehr!“



Seitdem sind ein paar Monate ins Land gezogen, die Erinnerung an einen Haufen Toast mit Käse ist fast schon bis zur Unkenntlichkeit verblasst, und dann ... passiert das:



„Mutter kocht am Wochenende!“ erfuhren wir von Schwester 1 (vom weltbesten Mann).



Da blieb uns beiden doch glatt die Spucke weg!



Und nicht nur das, der Grund, wieso die jungfräulich blitzende Hightech-Küche verrückterweise nun tatsächlich zum Kochen genutzt werden sollte, war ein noch viel größerer Skandal:



Ein Essen für den potenziellen Schwiegersohn bzw. Mann in spe von Schwester 2!



Okay, ich verstehe das. Erstens ist besagter Mensch tatsächlich sehr nett.



Zweitens habe ich selbst schon meine Mutter am Telefon mit dem weltbesten Mann säuseln hören, da kannten beide sich noch gar nicht persönlich!



Mütter scheinen ein untrügliches Gespür dafür zu haben, wann es Zeit ist, alle Geschütze aufzufahren, um die Tochter nun endlich „an den (richtigen) Mann zu bringen“! ;-)



Da muss dann eben auch mal die Ausstellungs-Küche ran ...



Der weltbeste Mann schluckte, während ich ziemlich irre vor mich hin grinste.



„Na, da rufen wir am Sonntag gleich mal an!“, rief er nun aus. Und als seine Mundwinkel einen Hauch verrutschten, klatschten wir beide einander ab.



Dann kam der Sonntag, und der weltbeste Mann, per se nicht wirklich aufs Telefonieren versessen, nahm nun tatsächlich ohne Aufforderung den Telefonhörer in die Hand.



Was dann jedoch, im weiteren Gespräch mit der Mutter des weltbesten Mannes zur Sprache kam, ließ die Tatsache, dass die Ausstellungsküche in der neuen Wohnung nach einem knappen halben Jahr nun doch (endlich) ihr "Erstes Mal" hinter sich gebracht hatte, unweigerlich verblassen:



Mutter: "Demnächst häkele ich dann übrigens Peniswärmer!"



Er: "Du ... hö ... (dreht sich zu Ich) meine Mutter häkelt demnächst Peeeniswääärmer!?"



"Ich" verschluckt sich beinahe an ihrem Kaffee.



Mutter: "Ich habe letztens ein Buch geschenkt bekommen, da steht das alles drin, ein Häkelbuch für Männer!"



Er: "Wieso hast du ein Häkelbuch für Männer geschenkt bekommen? Egal, dann kannst du ja demnächst damit in Produktion gehen, Mutter."



Mutter: "Ja, das mach ich!"



Er: "Ich meine das ernst ...!"



Mutter: "Ich auch! Und übrigens, das war es jetzt wieder, mit dem Kochen!"



Er: "Ist klar ..."



Nachdem der weltbeste Mann das Gespräch beendet hatte, sahen wir uns einen Moment lang einfach nur an. Dann schmissen wir uns vor Lachen weg.



Ich: "Peniswärmer ... die Größentabelle möchte ich nur zu gerne sehen! Was es nicht alles gibt! Ein sogenanntes Häkel-Suspensorium!"



Er: "Weißt du was? Da richte ich ihr doch glatt eine Internetseite ein, dann kann sie ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen und häkeln! Das wird der Renner!“



Ich: "Peeeniiswääärmer ..."



Er: " Ja ... aber wieso eigentlich nicht? Häkeln kann sie!"



Ich: "Ja, das stimmt. Wieso eigentlich nicht!"



Ich dachte an meine erste Begegnung mit der weltbesten Schwiegermutter. Sofort sah ich vor meinem geistigen Auge wieder den weltbesten Mann vor mir, wie er irgendwann in der Nacht schließlich kapituliert und sich in die selbst gehäkelte Tagesdecke seiner Mutter gewickelt hatte.



Ich selbst hatte mich nämlich wie ein Wrap in die Kingsize-Bett-Decke gerollt und diese komplett für mich alleine beansprucht. (Tröt-Archiv: 04.07.2014 / Nr.6).



Und dann dachte ich darüber nach, dass der Umstand, dass die weltbeste Schwiegermutter so etwas wie ein Häkel-Suspensorium produzieren wollte, unter anderem auch deshalb so skurril war, weil die Mutter des weltbesten Mannes von Grund auf etwas Mondänes ausstrahlt! Eine absolute Grand Dame eben.



Wenn – SO JEMAND - dann also völlig pragmatisch über – SO ETWAS - spricht, dann ist das ungefähr so, als würde eine Nachrichtensprecherin einen Text über die Klimaerwärmung vom Teleprompter ablesen.



So funktioniert wohl Comedy! ;-).



Mittlerweile starrte der weltbeste Mann ein kleines bisschen angeekelt vor sich hin.



Er: „Häkelbuch für Männer, wer braucht denn so etwas?“



Ich: Tja ... verkehrte Welt. Die einen sprengen sich in die Luft und die anderen häkeln. Okay, der Vergleich mag jetzt etwas hinken ...“



Er: „Ich weiß, was du meinst!“



Für einen Moment hing jeder seinen eigenen Gedanken nach.



Ich: „Aber du bügelst doch zum Beispiel super gut!“



Er: „Ja, aber das ist doch nicht hääääkeln!



Der weltbeste Mann griff wieder zu seiner Zeitung, und beim überfliegen der Schlagzeilen raschelte das Papier ungestüm hin und her.



Ich: „Na, ist heute mal wieder Roberto Kravalli zu Besuch?“



(Abgewandelt vom italienischen Modedesigner Roberto Cavalli. Funktioniert an manchen Tagen auch prima mit Roberta Kravalli für mich ....:-))



Er: „Mich nervt gerade einfach nur diese ganze Gender-Diskussion! Haben wir denn nicht einen Haufen anderer Probleme?“



Der weltbeste Mann tippte auf den Artikel vor sich, den ich zuvor ebenfalls überflogen hatte.



Es ging um den Vorschlag, dass Ampelmännchen in weiteren Teilen Deutschland auch zu Ampelfrauen umgerüstet werden sollten, um Genderfreie Toiletten, und auch um eine rasante Diskussion, die in Berlin vor Kurzem damit ausgelöst wurde, dass eine Professorin für Gender Studies, angestellt an der Berliner Humboldt Universität, gerne geschlechtsneutral angesprochen werden möchte.



Also zum Beispiel: „Sehr geehrtx Profx.“



Ich: „Ich glaube, wir können uns nicht mal ansatzweise vorstellen, wie es sein mag, das Gefühl zu haben, sich im falschen Körper zu befinden. Oder sich als weder- noch zu fühlen. Das ist tragisch. Bei Facebook übrigens, soll es um die 60 Geschlechter Optionen geben, habe ich gelesen.“



Er: „Aber wenn ich jetzt zum Beispiel ein Mann bin, mich aber als Frau fühle, wieso gehe ich dann nicht einfach, wenn ich mich als Frau zurechtgemacht habe, dann auch auf die Frauentoilette?“



Ich:“Puuuuhhh ... tja.“



Daraufhin überfiel mich mal wieder und wie schon so oft, der Zwang zur Übersprunghandlung. Und so gab ich im Internet das Wort Peniswärmer ein.



Unabhängig von einer Flut an gar witzig geformten „Wärme-Suspensorien“, stieß ich auf einen Artikel über eine kroatische Hausfrau, die vor ein paar Jahren den Brauch einer bestimmten kroatischen Region, das „Suspensorium“ aus gefilzter Wolle, wieder zum Leben erweckt und auf den Markt gebracht hatte.



Ihr Einwand, dass die Winter in besagter Region sehr hart waren, und der Peniswärmer früher von den Männern bei der Arbeit im Freien als normales Kleidungsstück getragen wurden, klang durchaus einleuchtend.



Ich: „Deine Mutter könnte ja vielleicht „Genderfreie-Unterwäsche häkeln, hhmm? Vielleicht ist das ja noch eine Marktlücke?“



Er: „Möchtest du einen wie auch immer gearteten Häkelslip tragen?“



Ich: „Eher weniger ...! Dann eben doch den Peniswärmer - wenn schon die Küche kalt bleibt!“



Er: „Haha ... !“



Ich: “Dir ist schon klar, dass ich das wie auch immer in meinem Blog verbrate ...?



Er: „Ja, mach nur. Bestellungen und Anregungen werden gerne angenommen ... kannst du ja noch dazuschreiben.“



Ich: “In dem Bericht über die Kroatin stand übrigens noch, dass die meisten Männer sich schwer tun würden mit der Ansage der Größe. Die meisten würden sich XXL aussuchen, obwohl sie persönlich der Meinung sei, dass eine kleinere Größe in den meisten Fällen ausreichen würde. Frauen die den „Nakurnjak“, wie er dort heißt, verschenken würden, sollten aber gleich zur Übergröße greifen, rät sie, damit sie ihre Ruhe hätten, mit dem Ego der Männer.“



Er: „Hhmmmm ...“



Ich: „Ich stelle mir gerade vor, wie pragmatisch deine Mutter die Größe abfragt ... „



Er (stutzt): “Oh neeee, bitte, wir reden über meine Mutter! Ich glaube, das ist doch keine so gute Idee ...“



;-)





Schlafen Sie gut,





Ihre Jana Hora-Goosmann

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