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Freitag, 24. Februar 2017

Nr. 97 Von " Alaaf ... bis ... Mit Ich&Ich beim Digitalen-Karneval "


Vor ein paar Tagen erzählte mir der weltbeste Mann, dass es am Kurfürstendamm in Berlin bereits am letzten Sonntag einen kleinen Karnevalsumzug gegeben hätte. Völlig konsterniert schüttelte ich den Kopf und rief »entsetzt« aus:
»Vooooooor Weiberfastnacht? So etwas kann auch nur einem ...«
»Nur einem Berliner einfallen!«, beendete der weltbeste Mann meinen Satz und grinste. Nun ja, treue »Trötgedanken-Leser« wissen es ja bereits, dass ich - die Ex-Kölnerin und seit 2001 Wahlberlinerin - wohl immer einen Koffer in Köln haben werde. Natürlich bin ich mittlerweile auch in Berlin angekommen, und die kleinen wehmütigen Gedanken an Köln, die wurden in den letzten Jahren tatsächlich immer seltener. In die Hauptstadt bin ich (rückblickend) wohl auch gegangen, um
»erwachsen« zu werden. Hier habe ich den weltbesten Mann getroffen, der wiederum an einem Karnevalssonntag in Köln geboren wurde. Im Gegensatz zum weltbesten Mann jedoch, habe ich tatsächlich 13 Jahre lang in Köln gelebt und bin, seit ich mich ganz bewusst erinnern kann, im Rheinland aufgewachsen. Der Karneval im Rheinland gehört zum Leben wie die Luft zum Atmen. Trotzdem hat man immer auch die Wahl sich den »janzen Jecken« zu entziehen, indem man die Karnevalstage über einfach woanders hin flieht. Ich persönlich habe mich auch schon mal das Wochenende über in meiner Kölner Wohnung verschanzt, weil ich am Rosenmontag zu Dreharbeiten nach Berlin fliegen musste. Als Rheinländer scheint man also irgendwie nur eine Möglichkeit zu haben: Entweder man macht (konsequent) mit oder man lässt es (konsequent) bleiben. Karneval in Berlin zu feiern lehne ich übrigens strikt ab. Eine Kopie bleibt eben immer nur eine Kopie. Und in Köln hatte ich ja auch nicht immer Lust dazu. Aber noch heute schaue ich während der Karnevalstage ganz automatisch den Wetterbericht hinsichtlich der Gegend um Köln herum - ob der Petrus es mit den Jecken wohl hoffentlich auch gut gemeint hat? Aber der Rheinländer ist in dieser Hinsicht beinhart, Hauptsache das Kostüm sitzt und die Stimmung ist gut! In meiner damaligen Wohnung in der Kölner Südstadt bin ich, sobald ich während der Karnevalszeit die Haustür geöffnet hatte, bereits in die »ersten Clowns gefallen«. Die umliegenden Kneipen hatten bereits Tage vorher auf- und umgerüstet, der ein oder andere Bistrotisch säumte die Straße während die Innenräume zwecks Schunkel-Tanz-Freiheit meist leer geräumt, die Fensterscheiben abgedeckt und die fetten Boxen aufgestellt wurden. Wenn man dann während der »närrischen Tage« an diversen Kneipen vorbeiging, sammelte sich das Schwitzwasser an den abgehangenen Fensterscheiben, aus jeder Kneipe schallte ein anderer kölscher Karnevalssong inklusive allgemeinem Gegröle, und man selbst, sofern man sich fürs Feiern entschieden hatte, fand sich inmitten einer schunkelnden Meute wieder, die vom Scheich über Biene Maja bis hin zur Fantasiegestalt einfach alles abdeckte. Rückblickend irgendwie herrlich, aber der Mensch besitzt ja die Gabe sich die Vergangenheit immer ein wenig schöner zu reden - oder im Karneval auch schön zu trinken ;-). Natürlich hat auch mich das karnevalistische Treiben oftmals wirklich einfach nur genervt, kostümiert hatte ich mich schon viele Jahre nicht mehr (wirklich). Aber auch das stört den Kölner nicht, denn auch als nicht verkleideter Gast wird man in einer Kneipe herzlich (in die Schunkelrunde) aufgenommen. Karneval im Rheinland ist eben ein Lebensgefühl, und hat - nicht nur - mit Verkleidung oder ein paar Tage lang »die Sau rauslassen« zu tun. Deshalb wirkt der Rheinländer im Karneval auch selbst dann nicht gezwungen, wenn er im Berufsalltag irgendein karnevalistisches Accessoire trägt. Wenn er denn überhaupt arbeitet ;-).

Kennen Sie eigentlich schon die Gebote des »Rheinischen Grundgesetzes?«

Et Rheinische Jrundjesetz:

Artikel 1: Et es wie et es.
(Es ist, wie es ist.)
Sieh den Tatsachen ins Auge, du kannst eh nichts ändern.

Artikel 2: Et kütt wie et kütt.
(Es kommt, wie es kommt.)
Füge dich in das Unabwendbare, du kannst ohnehin nichts am Lauf der Dinge ändern.

Artikel 3: Et hätt noch emmer joot jejange.
(Es ist bisher noch immer gut gegangen.)
Was gestern gut gegangen ist, wird auch morgen funktionieren.
Situationsabhängig auch: Wir wissen, es ist Murks, aber es wird schon gut gehen.

Artikel 4: Wat fott es, es fott.
(Was fort ist, ist fort.)
Jammer den Dingen nicht nach und trauer nicht um längst vergessene Dinge.

Artikel 5: Et bliev nix wie et wor.
(Es bleibt nichts, wie es war.)
Sei offen für Neuerungen.

Artikel 6: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.
(Kennen wir nicht, brauchen wir nicht, fort damit.)
Sei kritisch, wenn Neuerungen überhandnehmen.

Artikel 7: Wat wells de maache?
(Was willst du machen?)
Füg dich in dein Schicksal.

Artikel 8: Maach et joot, ävver nit zo off.
(Mach es gut, aber nicht zu oft.)
Qualität über Quantität.

Artikel 9: Wat soll dä Kwatsch/Käu?
(Was soll das sinnlose Gerede?)
Stell immer die Universalfrage.

Artikel 10: Drinks de ejne met?
(Trinkst du einen mit?)
Komm dem Gebot der Gastfreundschaft nach.

Artikel 11: Do laachs de disch kapott.
(Da lachst du dich kaputt.)
Bewahr dir eine gesunde Einstellung zum Humor.

Ergänzungen:

Falls Artikel 3 einmal nicht zutreffen sollte:«Notstandsgesetz«: Et hätt noch schlimmer kumme künne.
(Es hätte noch schlimmer kommen können.)
 

»Wohlstandsgesetz«: Mer muss och jünne könne!
(Man muss auch gönnen können.)
Sei weder neidisch noch missgünstig!

»Anti-Stress-Gesetz«: Mer muss sisch och Jet jünne könne!
(Man muss sich auch etwas gönnen können.)
Nur in einem gesunden Körper wohnt auch ein gesunder Geist.
Oder: Das Gebot zur Nächstenliebe bedeutet nicht, dass man den eigenen Körper und Geist lieblos behandeln soll.

Oder aber auch:
Jede Jeck is anders!
(Jeder Narr ist anders!)
Übe Toleranz und Nachsicht dem anderen gegenüber, im Wissen um   die eigene Unvollkommenheit.

Levve und levve losse!

(Leben und leben lassen!)

Charmant, oder?

Seit der Bemerkung des weltbesten Mannes ist mir der Gedanke an Karneval und das Rheinland einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich googelte die, für mich ein wenig
»traurige« Veranstaltung vom letzten Wochenende (da im Einspieler für mich ein wenig gewollt), und dachte ein kleines bisschen wehmütig an meine Zeit in Köln. Auch deshalb, weil die aktiven Karnevalisten von heute, nun latent die Möglichkeit eines Anschlags begleitet.
So wurde die Musik des Umzugs am Breitscheidplatz dann auch aus Pietätsgründen - in Gedenken der Opfer des Anschlags im letzten Jahr - ausgestellt
Was ich passend empfunden habe
In allen Karnevalshochburgen Deutschlands spricht man von verschärfteren Sicherheitsmaßnahmen. Den Cowboys, Sheriffs und Kostüm-Polizisten rät das Landeskriminalamt NRW, täuschend echte Spielzeugwaffen zu Hause zu lassen, da dies zu lästigen Durchsuchungen führen und zur Beschlagnahmung der »Anscheinswaffen« führen könnte. In Mainz appellierte die Polizei an die Karnevalisten, dass man bei der Verkleidung auch an die Sicherheitslage denken sollte. Soll heißen, sich als Islamist mit Sprengstoffgürtel-Attrappe zu verkleiden ... das könnte Ärger bringen.

Da musste ich kurz lachen.

The bitter-sweet of after-attack-life.

»Digitaler-Karneval« ist die Zukunft, murmelte der weltbeste Mann irgendwann die Tage, woraufhin ich erst empört den Kopf schüttelte. Dann jedoch, hatte es mich aber so was von gepackt! Dabei hatte es erst ganz harmlos angefangen. Ich setzte ein  Foto von mir in die Umrisse einer Nonnenkluft ein, was den weltbesten Mann und mich zum Schmunzeln brachte. Dann nahm ich mir noch das ein oder andere »Karnevalsmotiv« vor und lachte schon ein wenig mehr ... und dann ... lief alles völlig aus dem Ruder! Ich machte einfach vor nichts halt. Motorradfahrer, Skiläufer? Das waren doch 1.a Karnevalskostüme! Völlig ermattet schaute ich gestern dann von meinem Rechner hoch und dachte, dass das ein Heidenspaß gewesen war. »Digitaler-Karneval
» im fernen Berlin. Man saß im Warmen und hatte nach den tollen Tagen garantiert keine Erkältung. Getreu dem Motto, dass man unbedingt und vor allem sich selbst auf die Schippe nehmen sollte, hatte ich digital einfach alles ausprobiert, was mir so in die Finger kam. Und, entgegen meiner grundsätzlichen Haltung, auch nicht vor Waffen zurückgeschreckt. Ich habe mich einfach nur köstlich amüsiert. Darf man eigentlich nicht laut sagen. Viel Spaß also mit ein und demselben Foto, aus dem anschließend ganz viele »Kreaturen» wurden! 
Nicht perfekt aber lustig. 

Bützchen an alle Karnevalisten!

Kölle Alaaf!!!

(Photos sind Eigentum von troetgedanken.blogspot.com)







Schlafen Sie gut!
Ihre
Jana Hora-Goosmann

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