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Freitag, 3. März 2017

Nr. 98 Von "Fastenzeit mal anders ... bis ... Bertolt Brecht "


Heute, am dritten März, ist der zweiundsechzigste Tag des Jahres 2017 angebrochen. Obwohl das erst mal nach einem noch relativ jungen Jahr klingt, fühlt es sich doch so ganz anders an. Beim Blick aufs Weltgeschehen fühlt man sich bereits wie einmal durchgeschüttelt und fünfmal um die eigene Achse gedreht. Aber der Umstand, dass dank des Aschermittwochs, seit zwei Tagen nun (erst mal) wieder alles vorbei ist, birgt auch eine verwegene Hoffnung. Wieso den Aschermittwoch nicht auch mal als Auftakt für Themen jenseits der Völlerei und Maßlosigkeit nutzen? Wieso nicht auch noch mit anderen Dingen aufhören? Fremdenfeindlichkeit? Ausgesetzt. Autokratie und Diktatur? Ausgesetzt. Terroranschläge? Ausgesetzt. Religion? Ausgesetzt. Gier nach Macht? Ausgesetzt. Profitjagd? Ausgesetzt. Die voranschreitende Verschmutzung des Planeten? Ausgesetzt. Krieg? Ausgesetzt. Lüge, Mobbing, Verleumdung, Übergriffe, jeglicher Art? Ausgesetzt. Alles auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Bis unser kränkelnder Planet verwundert die müden verklebten Augen öffnet ... und uns Menschen erst mal zur Sau macht.



Natürlich wird so eine »Erweiterte-Aschermittwoch-Entschlackungs-Phase« niemals passieren. Hey, wir sind Menschen! Und genauso wenig wird unser Planet uns runterputzen, sondern nur dahingehend zur Rechenschaft ziehen, als dass er sukzessive  Zeichen setzt. Klimawandel existiert. Auch wenn Menschen mit anderen Interessen das Gegenteil behaupten mögen. Ungleichgewicht existiert. Sowohl in der Natur als auch in der Weltbevölkerung. Während die einen satt und bräsig den eigenen Ast absägen, auf dem sie sitzen, halten die anderen sich entkräftet den schmerzenden Blähbauch.

Und so veranstalte ich spontan meine ganz persönliche »Digitale-Fastenzeit«, so wie ich in meinem letzten Posting schon »Digitalen-Karneval« gefeiert habe. Ich lasse für einen Moment den Gedanken zu, die Menschheit würde sich eines Besseren besinnen,  wobei ... das für jeden Einzelnen möglicherweise wieder etwas anderes bedeuten mag, was eventuell zu neuen Problemen führen könnte? Wie auch immer, stellen Sie sich mal vor, die Menschheit würde im Rahmen der jeweiligen Fastenzeit einfach mal (so) die Waffen niederlegen, die Krallen einfahren, den Kopf anschalten. Wenn es um Religion geht - der Ursprung der Fastenzeit - sich (mal) wieder der Nächstenliebe erinnern ... den Hass abschalten.


Ach, was wääär das schöööööön!

Die christliche Fastenzeit dauert 40 Tage, vom Aschermittwoch bis zum Ostersonntag. Untersuchungen haben ergeben, dass nach 21 Tagen alte Gewohnheiten durch neue Gewohnheiten ersetzt werden können. Der Mensch, obwohl ein Gewohnheitstier, ist in der Tat lernfähig. Bei 40 Tagen wäre sogar ein winzig kleiner Rückfall mit drin und auch ein weiterer Neustart, der sich nun aber bestimmt um einiges leichter anfühlen würde - bevor dann der sogenannte »Schneeballeffekt« unter den Menschen einsetzen könnte? Dieser würde sich dann nahtlos in der »Post-Fastenzeit« fortführen ... oder etwa (doch) nicht? Die Hoffnung stirbt bekanntlich ja zuletzt. So oder so, einfach mal an anderen Dingen dranbleiben außer »nur« der Schokolade und dem Alkohol abzuschwören, das interessiert mich persönlich um einiges mehr. Obwohl oder gerade weil ich drei Jahre auf einer Klosterschule war. Mit jedem Jahr das ich älter werde, scheine ich eine immer größere Verfechterin des Gedankens zu sein, dass man sich bestimmte Antworten selbst in der Lage zu geben sein sollte. Es ist falsch, Menschen im Namen eines Gottes auszulöschen. Egal welcher Gott. Ausnahmslos. Und auch im Namen all der Autokraten auf dieser Welt, es ist falsch, bewusst-willkürlich über Menschenschicksale zu herrschen - egal in welcher Hinsicht. Es ist falsch.




Vom Journalisten bis über Politiker bis hin zu dem Menschen neben mir - inklusive mir selbst. Auch wenn man manchmal ein wenig entmutigt verzweifeln mag ... jetzt ist nicht die Zeit um »schlapp« zu machen. Wir sollten einander im Guten bestärken, in der Klar- und Weitsicht. In der Menschlichkeit. In unseren Werten. Und auch der Frage: Was zählt wirklich?



Im Zusammenhang mit Pläne machen ... fällt mir spontan Bertolt Brecht ein.

»Die Ballade der Unzulänglichkeit menschlichen Planens« vom Dramatiker und Lyriker Bertolt Brecht, ist und bleibt nämlich zeitlos: (Lyrikline - listen to the poet)


http://www.lyrikline.org/de/gedichte/ballade-von-der-unzulaenglichkeit-menschlichen-planens-770#.WLfxChAxv5I
 

Falls der link zur Vertonung nebst Text nicht funktionieren sollte, hier der Text:
 
BALLADE VON DER UNZULÄNGLICHKEIT MENSCHLICHEN PLANENS

   Der Mensch lebt durch den Kopf.
Sein Kopf reicht ihm nicht aus.
Versuch es nur, von deinem Kopf
Lebt höchstens eine Laus.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlau genug.
Niemals merkt er eben
Diesen Lug und Trug.

   Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlecht genug.
Doch sein höhres Streben
Ist ein schöner Zug.

   Ja, renn nur nach dem Glück
Doch renne nicht zu sehr
Denn alle rennen nach dem Glück
Das Glück rennt hinterher.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht anspruchslos genug.
Drum ist all sein Streben
Nur ein Selbstbetrug.

   Der Mensch ist gar nicht gut
Drum hau ihn auf den Hut.
Hast du ihm auf dem Hut gehaun
Dann wird er vielleicht gut.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht gut genug
Darum haut ihm eben
Ruhig auf den Hut!

Schlafen Sie gut!

Ihre Jana Hora-Goosmann


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