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Freitag, 29. März 2019
Nr. 158 Letztens ... Kerzen unter sich
TO GO ... Kaffee, Botox, dazwischen wischt man auf dem Handy den nächsten potenziellen Lover nach links oder rechts, findet vermeintlich neue Freunde auf dem Weg zur Arbeit – mit gesenktem Kopf, in der Straßenbahn oder zu Fuß. Erreichbarkeit zu fast jeder Lebensstunde ist mittlerweile fast schon normaler als umgekehrt. Der viel beschäftigte Mensch kauft im Netz ein und spart demnach Zeit. Waschmittelhersteller haben sich diesen Gedanken (tatsächlich!) Zu eigen machen können, indem sie uns suggerieren wollen, dass es doch viel einfach und vor allem zeitsparender sei, das Flüssigwaschmittel nicht mehr umständlich von Hand abzufüllen, sondern als moderner Mensch natürlich zu "podden".
Echt jetzt?
Wer keine Zeit oder Lust hat, Waschmittel "noch" von Hand einzufüllen, hat womöglich irgendeine Art von Problem, oder? (Verschonen Sie mich an dieser Stelle bitte mit so halbherzigen Einwürfen wie "DreifachKraftWunderOderWasweißich"). Höchstwahrscheinlich werden sich all die Jugendlichen das auch gedacht haben – weshalb sollte man nämlich sonst auf die ebenfalls völlig bescheuerte Idee kommen, aus dem "Podden" (auch noch) eine Mutprobe zu machen!
Achtung Trommelwirbel: Einmal Krankenhausaufenthalt bitte und gehe zurück auf LOS! Vermeintlich gewonnene Zeit ist hiermit für immer verloren.
By the way ... apropos Werbung, kennen Sie eigentlich den Spot mit der Profi Fußballerin, der uns suggerieren soll, dass man (sogar) als Profifußballerin während der Menstruation ganz lässig (nur) mithilfe einer BINDE ins Tor reingrätscht?
Echt jetzt?
Wir wissen doch alle, wir Frauen, wie so was in der Realität ausgeht ... oder? Aber kein Problem, denn bei Flecken kann man einfach mal auf diversen Onlineportalen nach einem guten alten Hausfrauen Rezept googeln. Womöglich in einem Abwasch dann auch gleich nach einem altbewährten Kräutertee nach Omas Art suchen, damit der pubertierende Sohnemann seine Schlafstörungen in den Griff kriegt. Wussten Sie nämlich, dass es heutzutage bereits viele Kinder und noch mehr Jugendliche gibt, die unter Schlafstörungen leiden - ausgelöst durchs Handy? Vom Handynacken ganz zu schweigen, Physiotherapeuten werden in den kommenden Jahren womöglich einen ganz neuen Boom erleben.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich genieße es absolut, an allen möglichen Errungenschaften der Technik zu partizipieren! Deshalb müsste der Tag auch mindestens fünf Stunden mehr haben ... damit man auch garantiert alle relevanten online Nachrichten, Facebook Timelines und Netflix Serien gelesen und gesehen hat, das eigene Profilfoto gepimpt und schnell noch mit unbedingt den richtigen Hashtags hochgeladen hat. Der Einfachheit halber lässt man sich den Einkauf am Freitagabend dann doch schnell nach Hause liefern, da man nämlich noch mithilfe der Live Webcam die Bienenpopulation in Transsilvanien nachzählen muss! Nicht, dass einem da womöglich noch was durchgeht!
Wo wir gerade so schön einseitig plaudern ... das erinnert mich wieder an einen Film mit Alain Delon, den ich mal als Teenager gesehen habe. In besagtem Film spielt Alain Delon einen Charakter, der ständig unter Zeitdruck steht. Ist ja schon irgendwie verständlich, da der Film ja in einer Zeit spielte, in der man für jeden außerhäuslichen Anruf, zum Beispiel, auch noch extra eine Telefonzelle aufsuchen musste! Und dann hatte man besser das passende Kleingeld zur Hand! Aber ich schweife ab, zurück zum Film. Im Grunde erinnere ich mich nur noch an eine der letzten Schlüsselszenen, das aber tatsächlich bis heute. Alain Delon fragt in besagter Szene seine schwangere Freundin, ob sie das gemeinsame Kind denn nicht vielleicht auch schon ein oder zwei Monate früher auf die Welt bringen könnte!
Zeit ist Geld. Zeit verfliegt oder kriecht. Zeit läuft ab.
Letztens habe ich alleine im Kaffee gesessen und tatsächlich mal nichts getan, außer meinen Kaffee zu trinken und aus dem Fenster zu schauen. Hätte einer der umsetzenden Menschen mal den Blick vom Handy oder Laptop gehoben, dann wär ich womöglich tatsächlich irgendwie aufgefallen ;-).
Zum Vergrößern bitte klicken.
Schlafen Sie gut ...
Ihre Jana Hora-Goosmann
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