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Freitag, 31. Mai 2019

Nr. 167 Von "Rauchen ... bis ... Grottenolm"


Am heutigen Freitag ist Weltnichtrauchertag!
Darauf erst mal eine Zigarette ... nein, Spaß beiseite.
 

Ich für meinen Teil, bin ja schon seit vielen Jahren Nichtraucherin. Was man da plötzlich alles so riecht und schmeckt, wenn man sich nicht mehr mit blauem Dunst betäubt. Obwohl man, das muss man auch sagen, dem Rauch anderer, noch ziemlich gerne und lange hinterherschnüffelt. Ein Umstand, der in einer der vielen Entwöhnungsphasen jedoch irgendwann verlässlich kippt. Tatsächlich erträgt man Abende in verrauchten Bars immer schlechter. Leider sind diese Bars jedoch (aus vielerlei und auch persönlichen Gründen), die besten - zumindest in unserem Berliner Umfeld.

Meine Schwiegermutter zum Beispiel, raucht schon seit ihrer Jugend. Heutzutage weigert sie sich an der frischen Luft zu rauchen, da sie dies angeblich schon immer so gehandhabt hat. Geraucht wird Zuhause und am liebsten in geschlossenen Räumen. Obwohl Bilder aus ihrer Jugend das Gegenteil behaupten - ein drahtiger Teenager mit tiefgründigem Blick und Zigarette in der Hand, am Strand in Italien. Immer wenn meine Schwiegermutter darauf hinweist, dass sie niemals draußen raucht, muss ich an meinen schon vor vielen Jahren verstorbenen Kater "Hannibal" denken. Ein Freigänger im Haus meiner Eltern, der zur Verrichtung seines Geschäfts jedoch stets hastig von draußen ins Haus zu stürmen pflegte, um sich (nur) im heimischen Katzenklo zu erleichtern ;-).


Vor ungefähr acht Jahren, als ich meiner Schwiegermutter zum ersten Mal begegnet bin, wünschte ich mir augenblicklich so richtig gut zeichnen zu können. Dann hätte ich meine Schwiegermutter nämlich - stets edel und schön anzusehen - mit einer Zigarette gemalt, deren komplette Asche bis kurz vor dem Filter in der Luft stehen geblieben wäre, getreu dem Motto: Wer zuerst abascht, hat verloren!
Profi eben.
Lange Pausen am Telefon, habe ich nach anfänglich nervösem Drauflosplappern erst mit der Zeit begriffen. Dass die wohl nichts mit mir zu tun gehabt haben, diese langen Gesprächspausen am Telefon, oder zumindest nicht in erster Linie. Meine Schwiegermutter – der ich viel zu verdanken habe, denn sie hat den weltbesten Mann geboren – zieht an so einer Zigarette eben etwas länger.

Man könnte fast sagen: Ein Zug - eine Zigarette.
Okay ... nun habe ich wohl ein wenig übertrieben - aber so ähnlich jedenfalls!

Ach, wenn ich doch bloß so richtig gut zeichnen könnte! Aber im Laufe der Zeit habe ich mir mittels einer anderen Nische geholfen, den Comics und Collagen.



Neulich dann, als der weltbeste Mann und ich, meine Schwiegermutter für ein paar Tage besucht hatten, kam es zu einer lustigen Situation. Neben ihrer stets eleganten Erscheinung, verfügt meine Schwiegermutter übrigens auch noch über eine penibel erarbeitete, feine Blässe. Vor ein paar Wochen jedoch, hatte sie es damit ein klein wenig übertrieben. Auf allen Gruppen Selfies - diese sind meiner Schwiegermutter per se schon ein Gräuel - stach sie mit ihrer starken Blässe und starr zu Boden gewandtem Blick womöglich anders hervor, als ihr lieb war.


Ein paar Tage zuvor hatten der weltbeste Mann und ich noch einen Bericht über das indonesische Volk der Torajas gesehen, die ihre Toten jedes Jahr exhumieren, neu einkleiden und huckepack oder wie auch immer, durchs Dorf führen. Einer der Torajas hatte sich in besagtem Bericht eine Zigarette angesteckt, um sie anschließend seinem, an dessen Schulter lehnenden, verstorbenen Onkel zwischen die noch verbliebenen Zähne zu klemmen. Sein Onkel hätte so wahnsinnig gerne geraucht, hatte der junge Mann daraufhin erklärt, deshalb würde er ihm nun jedes Jahr eine Zigarette anstecken, strahlte er stolz in die Kamera.

Also zurück zur Schwiegermutter, bei der wir irgendwann die Ausbeute der Selfies sichteten, woraufhin die scharfzüngigen Bemerkungen des weltbesten Mannes und auch seiner Schwestern, nicht lange auf sich warten ließen. Mit einem Seitenblick zur blassen Mutter, die ihre Blässe mit einer extra blassen Make-up Farbe noch besonders hervorgehoben hatte, gab der weltbeste Mann nun genüsslich das Ritual der Torajas zum Besten, erzählte auch von besagtem Mann, wie der seinem verstorbenen Onkel die Zigarette doch einfach so in den mumifizierten Mund gesteckt hatte!
Während der Rest der Anwesenden unverhohlen kicherte, lächelte meine Schwiegermutter nur süffisant - und zündete sich eine weitere Zigarette an.
 

Irgendwann später, nachdem wir uns alle über die vor Lachen tränenden Augen gewischt hatten, zog der weltbeste Mann schließlich noch den Vergleich zu einem Grottenolm: Diese würden ja in dunklen Gewässern leben und daher (ebenfalls) weiß wie eine Wand sein.
 

Und dann, liebe Leserinnen und Leser, zückte ich mein Handy.
Ich muss nicht gut malen können, es geht auch so ... oder?


©jhg 2019



Schlafen Sie gut!
Ihre


Jana Hora-Goosmann

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